Imperium der Drachen - Das Blut des schwarzen Löwen (Bernd Perplies)

Egmont INK (November 2014)
Paperback, 477 Seiten, 12,99 EUR
ISBN: 978-3-86396-070-4

Genre: High Fantasy / Antike


Klappentext

Fluch und Schicksal sind in seinem Blut vereint

Der junge Iolan ist ein Findelkind und wächst als Sohn eines einfachen Fischers auf. Doch an dem Tag seiner Weihe zum Mann geschieht das Unfassbare: Soldaten des Königs bringen Feuer und Verderben über sein Dorf. Wie durch ein Wunder entkommt Iolan dem Massaker. Getrieben von dem Wunsch, den Tod seines Familie zu rächen, macht er sich auf den Weg nach Aidranon, der Hauptstadt des Reiches. Er ahnt nicht, dass er damit einen Plan erfüllt, der von langer Hand vorbereitet wurde - denn Iolan ist kein anderer als der verfluchte und totgeglaubte Sohn des Königs, der die Welt für immer verändern wird.


Rezension

Der cordurische König überfällt den Tempel eines Gottdrachen und wird von einer Priesterin mit einem dunklen Fluch belegt – Jahre später bringt seine Frau ein missgestaltetes Kind zur Welt, dessen Körper eigenartige, graue Wülste aufweist. Der König verstößt seinen Sohn und befiehlt, die Missgeburt zu töten. Doch der zwielichtige Quano-Magier Arastoth rettet den Jungen, um ihn irgendwann für seine Zwecke zu gebrauchen. Der Königssohn wächst mit dem Namen Iolan in einem kleinen Fischerdorf in den Armen einer liebevollen Familie auf. Arastoth hat den Fluch mit magischen Symbolen gebannt und so sieht Iolan wie ein gewöhnlicher Mensch aus, sieht man von den seltsamen Tätowierungen ab.
Der junge Mann führt ein bescheidenes und glückliches Leben und hat bereits ein Mädchen, das sich ihm versprochen hat. Doch dann endet der Tag, an dem er und andere Jugendliche die Weihe zum Mann antreten, in einer tödlichen Katastrophe. Soldaten des Königs überfallen das Fischerdorf und töten jeden, den sie in die Finger bekommen, auch Iolans Eltern und seine Verlobte. Scheinbar zufällig ist auch Arastoth vor Ort und rettet Iolan und dessen Schwester Mirene – und nimmt sie mit in die Hauptstadt des Reiches, wo Iolan dem König die Stirn bieten soll …

Im ersten Band von „Imperium der Drachen“ geht es zunächst weniger um die beeindruckenden Lindwürmer, als viel mehr um die Geschicke der Menschen. „Das Blut des schwarzen Löwen“ stellt eine Art Vorgeschichte dar, die die Leser in die antike Fantasywelt einführt und von einem Macht- und Intrigenspiel rund um den tyrannischen König des Menschen-Reiches Cordur, welches mit anderen Ländern im Krieg liegt, erzählt. Zur Welt namens Yeos gibt es eine schöne Karte im Buch, die ebenso ans antike Mittelmeer erinnert wie die Völker, die in den phantastischen Ländern leben. Die Menschen in Cordur erinnern an die alten Römer und Griechen und ihre Städte strahlen den Glanz eines Roms oder Athens in seiner Blütezeit aus. Es gibt Senatoren und Legionäre, Statthalter und Sklaven – und auch Piraten, die die Meere es inneren Ozeans unsicher machen.

Im Norden leben mit den Borden hart gesottene und raue Leute, deren Art an Zwerge erinnert, auch wenn sie einem keinesfalls klein erscheinen. Im Süden leben hingegen mit den Xol, von denen man sich bisher schwer eine Vorstellung machen kann, und den naturverbundenen Sidhari, dunkelhäutigen Wüstenelfen, eher exotische Völker. Das Magiervolk der grauhäutigen, hageren Quano hingegen macht einen beinahe außerirdischen Eindruck. In „Das Blut des schwarzen Löwen“ stehen die Menschen Cordurs im Vordergrund, die anderen Länder und deren Bewohner werden nur kurz in wichtigen Nebenrollen eingeführt, sind aber nahezu alle unheimlich interessant.

Bernd Perplies gelingt es, wie auch bei seinen vorhergehenden Trilogien, seine komplexe Welt mit vielen spannenden Details auszustatten und sie trotz  oder gerade wegen ihrer Vielfältigkeit anschaulich und lebendig darzustellen. Auf den ersten Seiten erschlagen die vielen fremden Begriffe und Namen genretypisch ein wenig, doch schon nach kurzer Zeit fühlt man sich regelrecht heimisch in Yeos. Den Einstieg in die antike Fantasywelt wird durch die sympathischen Protagonisten erleichtert, die einem schnell ans Herz wachsen und die früh in der Geschichte herbe Schicksalsschläge verkraften müssen. Denn bereits im ersten Band gibt es einige Tote zu beklagen.

Die klassische Heldenquest tritt Iolans älterer Ziehbruder Markos an, der sich nach der Tragödie auf die Suche nach seinen Geschwistern macht und sich auf eine gefährliche Seereise begibt. Dabei hat er zunächst einiges Glück, kurz darauf jedoch auch großes Pech. Doch der kernige Markos gibt nicht so leicht auf, die Liebe zu seinen Geschwistern hält ihn aufrecht und nicht zuletzt bestimmt sein aufrichtiges Herz sein Handeln.  Iolan dagegen wird zum Spielball von Intrigen und Machtspielen und wirkt anfangs naiv und zu vertrauensselig,  Nach und nach erkennt er aber, dass er von Arastoth manipuliert wird, und beginnt, seine eigenen Nachforschungen anzustellen. Während Markos in seinem Charakter bereits gefestigt ist, muss Iolan sich erst einmal selbst entdecken.

Spannung zieht „Das Blut des schwarzen Löwen“ vor allem aus der Trennung der Geschwister sowie  wichtigen Nebencharakteren, die der Geschichte durch ihr Handeln dramatische Wendungen verleihen. So lernt man einerseits neue Facetten der Welt kennen und erlebt andererseits diverse Momente, die einen Böses für die Protagonisten ahnen lassen. So wird deutlich, dass im Hintergrund sehr viel passiert, auch wenn sich die Erzählung meist auf Iolan und Markos konzentriert.  Die anderen Charaktere bleiben nicht untätig und während Iolan und sein Bruder die Welt jeweils auf ihre Art entdecken, bangt der Leser um ihr Schicksal. Das Timing von Bernd Perplies ist dabei so gut, dass die Spannung nahezu kontinuierlich hoch bleibt und am Ende schier überkocht. Als kleines Manko bleibt lediglich anzukreiden, dass bisher sehr intelligent handelnde Nebencharaktere zum Ende hin etwas unaufmerksam werden. In einem Glossar werden am Ende die wichtigsten Personen und Götter aufgeführt - hier hätte man noch Begriffe wie beispielsweise die Magierbezeichnung "Theurg" erklären können.  
 
Das Cover des ersten Bandes sieht schlichtweg genial aus (und ergibt später in der Geschichte durchaus Sinn), könnte aber falsche Erwartungen wecken. Denn, wie gesagt, Drachen spielen vorerst eine untergeordnete Rolle. Zum Ende hin erahnt man jedoch, welches Potential diese Reihe birgt und da Bernd Perplies seine Leser bisher nie am ausgestreckten Arm hat verhungern lassen, kann man auf eine baldige Fortsetzung hoffen. „Imperium der Drachen“ ist dabei so angelegt, dass jeweils zwei Romane zusammenhängen und man theoretisch nach zwei, vier, sechs usw. Büchern abbrechen könnte. Nach diesem tollen Einstieg wünscht man sich jedenfalls eine lange Reihe mit vielen Geschichten aus dieser herrlichen Welt.


Fazit

„Imperium der Drachen“ ist klassische Fantasy mit antikem Charme und exotischen Völkern, die sowohl eingefleischte Fans des Genres als auch Neulinge zu begeistern vermag. „Das Blut des schwarzen Löwen“ dient dabei vor allem der Einführung in eine phantastische und liebevoll mit Details ausgestattete Welt, die das Potential für eine fulminante und epische Fantasysaga bietet. Die Protagonisten Iolan und sein Bruder Markos sind wahre Sympathieträger, die gleichermaßen heldenhafte wie düstere Stunden durchleben, während das Königreich Cordur in Krieg und Intrigen versinkt – Hochspannung garantiert!


Pro & Contra

+ phantastische Fantasywelt mit antikem Charme
+ supersympathische, facettenreiche Protagonisten
+ mit vielen Details gespickte, interessante Fantasywelt
+ Intrigen und Machtspiele
+ kontinuierlich hohe Spannung
+ sehr atmosphärisch geschrieben

Extras: Weltkarte und Glossar zu Namen und Göttern

Wertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Bernd Perplies, Drachen