Rezensionen im Februar (2011)

Liebe LeserInnen,

der meteorologische Frühlingsbeginn kommt mit Temperaturen um die 0 °C und trüben Nebelwetter. Grund genug für das Redaktionsteam, euch auch den Märzanfang mit einer Auswahl unserer Rezensionen aus dem Februar zu versüßen und so für eventuellen Zuwachs eurer potentiellen Leselisten zu sorgen - denn solange das Wetter schlecht ist, gibt es keine bessere Ausrede für Lümmeln auf der Couch oder Einkuscheln im Bett und stundenlanges Lesen, Lesen, Lesen!



Historik

Julie Peters hat mit "Das Lied der Sonnenfänger" einen eindrucksvollen Debütroman hingelegt, man folgt ihr gerne in fremde Welten und zurückliegende Zeiten. Ihr Erzähltalent tröstet über einige Unebenheiten hinweg und mit ihrem Versprechen, eine Fortsetzung mit der Familie O’Brien zu schreiben, kann man das Buch beruhigt zuklappen und sich auf ein Wiedersehen mit lieb gewonnen Charakteren freuen und voll Spannung sich das Gehirn zermatern, welche Ereignisse sich wohl noch in den Lebensweg der Protagonisten stellen werden.

Dark Fantasy

Mit "Frisch gebissen" präsentiert Chloe Neill einen eher mittelmäßigen Serienauftakt, der dennoch auf seine Art zu überzeugen versteht. Liebe und Erotik weichen in diesem Band einer (leider zu) ausführlichen Einführung in die Welt dieser Autorin, die zwar nicht viel Neues bieten kann, dafür aber Streckenweise wunderbar unterhält. Man darf gespannt sein auf den nächsten Band (Verbotene Bisse / Q. 03/11) und dessen Entwicklungen!

Mit "Moonshine – Stadt der Dunkelheit" präsentiert Alaya Johnson ein Roman, den man durchaus lesen kann und der interessante Ansätze in den Vordergrund zu rücken versteht. Tiefgründig und gehaltvoll, dennoch aber mit Längen versehen, erzählt die Autorin über die Recherchen einer Frau, die sich selbst zur Klasse der Gutmenschen zählt. Bunt, originell und dennoch nur eingeschränkt fesselnd für Leser, die sich einen klassisch unterhaltsamen Dark Fantasy Roman erwarten.

Fantasy

Der erste Band "Die Rune der Knechtschaft" der Trilogie Die Legende von Ayesha von Ange Guero ist sehr gelungen. Es ist alles enthalten, was eine gute Geschichte ausmacht. Spannung, Liebe, Rätsel und Action wechseln sich ab. Gleichzeitig wird man behutsam in die Grundstory eingeführt. Am Ende des ersten Bandes will der Leser unbedingt wissen, was weiter geschehen wird. Viele Geheimnisse wurden teilweise offenbart und warten darauf in den nächsten Bänden ganz aufgedeckt zu werden. Lesespaß für Fantasyfans die nicht nur auf Schlachtengetümmel stehen sondern Freude an gut entwickelten Charakteren haben und gerne in fremde Welten eintauchen.

"Nachtlilien" von Siri Lindberg ist eine wundervoll phantastische Geschichte über Abenteuer, die Höhen und Tiefen der Liebe und den schmalen Grat zwischen Gut und Böse. Spannungsgeladen fesselt sie den Leser bis zum Schluss und darüber hinaus.

"Pelzig, gefräßig, genial" – diese drei Worte kann man getrost mit einem fetten Edding doppelt unterstreichen. "Fausto" von Oliver Dierssen ist ein wunderbar humorvolles Jugendbuch, das mit seinem schmatzenden Bücherdämon erfrischend anders daherkommt. Kreativ, abenteuerlich und unheimlich charmant!

Horror / Mystery

"Jasmyn" ist ein sprichwörtlicher Volltreffer der leichten Unterhaltungsliteratur, bei dem das einzige Manko darin besteht, dass auch dieser Roman ein Ende hat. Ein gut gelungenes, das leider eine Frage zurück lässt, die Alex Bell hoffentlich nicht weiter in einer Fortsetzung behandeln wird. Denn so wie sich dieses Buch alleine und ohne Erweiterung präsentiert, ist es einfach nicht durch irgendeinen (konsumorientierten) Auswuchs zu schlagen. An alle Mystery- und Märchen-Fans: Lesen!

Der Mythos um die Wechselbälger ist ein nur wenig in der Unterhaltungsliteratur auftauchendes Thema. Brenna Yovanoff greift dieses Thema in "Schweigt still die Nacht" geschickt auf und verpackt es in eine spannende und nachvollziehbare Geschichte, die nicht nur für Jugendliche geeignet ist, sondern auch Erwachsene mitreißen kann. Mit der genau richtigen Mischung aus leichtem Lesestil, düsterer Atmosphäre und mystischer Thematik gelingt hier ein Debüt, das auf weitere Bücher der Autorin hoffen lässt.

Science Fiction

Ein optischer Hingucker aus jedem Blickwinkel und eine Geschichte, die gar nicht so abwegig ist – "Cassia & Ky 01: Die Auswahl" von Ally Condie braucht zwar einen etwas längeren Anlauf, überzeugt dann aber umso einschlagender. Ein vielversprechender Trilogie-Auftakt – wenn die Autorin am Stil der letzten hundertfünfzig Seiten festhält und weiter darauf aufbaut!

Mit "Labyrinth der Spiegel" legt Sergej Lukianenko für die Zeit seines ersten Erscheinens, ein äußerst visionäres Werk vor, dessen Prämissen sich teilweise schon erfüllt haben. Dennoch hat es nichts von seiner Kraft eingebüßt, da es nicht oberflächlich bleibt, sondern sich mit seinem Grundgedanken intensiv auseinandersetzt. Lesenswert!

Thriller

"Invisible" von Chris Mooney ist ein kurzweiliger Thriller, der nach anfänglichen Startschwierigkeiten mit hohem Erzähltempo, konstant hoher Spannung und guten Charakteren überzeugen kann. Als Sahnehäubchen gibt es wirklich überraschende Wendungen.

Ein Actionfeuerwerk ist "Leopard" keines, da bleibt Jo Nesbø der Linie seiner skandinavischen Kollegen treu. Doch er zeigt sehr anschaulich, dass man Spannung durchaus auch anders erzeugen kann. Nesbø handhabt alle großen und kleinen Einzelheiten so gekonnt, dass am Ende ein rundherum stimmiges Ganzes herauskommt. Ein wenig irritierend und nicht immer völlig glaubwürdig wirkt, wie gut Harry trotz seiner mehr als desolaten Verfassung alle Schwierigkeiten und Gefahren meistert. Aber das sind Kleinigkeiten, die keinesfalls den Lesegenuß verderben. Für Liebhaber komplexer Krimis in skandinavischem Stil ist Leopard ein echtes Highlight.

Krimi

"Schlaf still, mein Mädchen" ist ein Psychothriller mit gegensätzlich agierenden Hauptpersonen, der durch seine flüssige, eingängige Sprache besticht. Doris Bezler gelingt es sehr gut, Zweifel zu säen – hätte sie doch nur ihre Personen angemessener agieren lassen und sie nicht ständig ungerecht aufbrausend oder von Selbstzweifeln zerfressen lassen.

Wer hat es getan, wer hat Abigail Mantel wirklich umgebracht? Wie viele Spuren sind schon verwischt nach all der Zeit? Dörfliche Atmosphäre mit all seinen Eigenarten und knorrigen Zeitgenossen trifft auf scharfsinniges Ermittlerteam, beschauliches Bohren bringt lang Vergessenes zutage. Detailliert und ausführlich lässt die Autorin Ann Cleeves ihre Figuren in "Opferschuld" agieren, sie gibt ihnen Raum, sich zu entwickeln und zu präsentieren. Action findet man hier kaum, eher hintersinnige Ermittlungen.

Manga / Comic

"Arcana" von So-Young Lee vereint zu viele Ideen in einer Geschichte, die fantasievoll und rätselhaft beginnt, aber bereits nach kurzer Zeit den Atem und damit seine Leser verliert.

Saverio Tenutas ungewöhnliches Projekt "Die Legende der scharlachroten Wolken" geht ebenso blutig wie episch weiter. Kleine Schwächen des ersten Bandes wurden ausgebügelt und so erstrahlt der zweite Band in einem noch besseren Licht als der Vorgänger.

Sachbuch

Eine Faktensammlung aus dem Reich der Tiere. Aber eine die Charme und Witz versprüht. Wie der Schützenfisch das Insekt, trifft "Warum Pandas Handstand machen" von Augustos Brown ins Herz des Lesers und lässt ihn die Tierwelt mit neuen Augen sehen.

Sonstiges

Mit "Ich hab die Unschuld kotzen sehen 3" schließt Dirk Bernemann seine Trilogie um die Abgründe des Lebens ab. Lesungsbesucher stoßen auf bereits bekannte Texte, was den Lesegenuss jedoch nicht schmälert. Vielleicht ist aber genau das auch der Grund, warum der dritte Teil nicht so sehr überzeugen kann wie seine beiden Vorgänger.

Welch tiefer Fall ist "Plötzlich Blond 2" für die einst so erfrischend witzige Em Watts. Die Autorin verschandelt ihre Hauptperson dermassen, dass man sie nicht wieder erkennt. Realität sieht anders aus, von einem intelligenten Menschen erwartet man wesentlich mehr als ein Äh und zwei Wort Sätze. Die Handlung driftet in eine haarsträubende Richtung ab, der freie Fall ins Bodenlose ist kaum noch aufzuhalten. Trotz des Cliffhangers verspürt man wenig Lust, sich noch ein weiteres Buch mit einer stammelnden, depressiven und schafergebenen Protagonistin zu Gemüte zu führen. Selbst die Nebenpersonen reißen das Ruder nicht mehr herum, wenn auch Christophers Wandlung äußerst positiv zu vermerken ist. Dass Meg Cabot hervorragende Bücher schreiben kann, hat sie bereits bewiesen - aber das hier war eindeutig nichts Vernünftiges.



Das war wie immer nur ein kleiner Überblick, was das Redaktionsteam im Februar für euch gelesen hat. Weitere Rezensionen findet ihr wie immer in unserer Übersicht, die vor Kurzem überarbeitet wurde und nun in neuem Glanz erstrahlt.
Auch im März werden wir fleißig interessante Bücher lesen und fundierte Bewertungen für euch schreiben. Ein Blick lohnt sich also immer wieder!

Viel Spaß beim Stöbern und einen lesereichen März
wünscht euch
euer LiteratopiaTeam