Genre: Mysterie (Anthologie)
Klappentext
Es gibt viele Engel der Nacht zwischen Gut und Böse. Finden Sie heraus, welcher der Ihre ist…
Wolfgang Hohlbein – Uschi Zietsch – Jan Osterloh – Karla Weigand – Jörg
Kastner – Katja Göddemeyer – Frank G. Gerigk – Rainer Schorm – Gisbert
Haefs – Jörg Weigand – Manfred Borchard – Helmut Ehls – Monika Niehaus
– Markus Kastenholz – Corinna Kastner
Rezension
Ganz wie es der Klappentext verspricht, warten in dieser Anthologie
viele Engel der Nacht darauf, den Leser in selbige zu entführen. Und
bei den vielen verschiedenen Ansätzen, mit denen die fünfzehn Autoren
dem Thema begegnen, ist bestimmt für jeden der richtige dabei.
Und so unterschiedlich die verschiedenen Ideen und Ansätze auch sind,
fällt doch eines auf: Die große Kreativität und Vielfalt, mit der die
Autoren das Grundthema aufnehmen und verarbeiten. Dabei passen die
meisten Geschichten sehr gut zum Thema „Engel der Nacht“, allerdings
gibt es auch die ein oder andere, bei der man etwas länger nach dem
Zusammenhang sucht oder bei der er gar gekünstelt wirkt. Trotzdem –
hier wurde eine Anthologie geschaffen, deren Titel nicht zu viel
verspricht.
So erfreulich die vielfältige und kreative Umsetzung auch ist, so
unterschiedlich bleibt jedoch die Qualität der verschiedenen
Geschichten – sowohl die Handlung als auch insbesondere die
handwerkliche Umsetzung betreffend.
Denn auch wenn man größtenteils recht spannendes geboten bekommt, gibt
es doch auch schwarze Schafe, die den Leser eher verwundert innehalten
lassen, als ihn gut zu unterhalten – ihn teilweise gar ratlos
zurücklassen. Gepaart mit einem amateurhaft – vereinzelt stümperhaft -
wirkenden Schreibstil, hätte man sich die eine oder andere Geschichte
schlichtweg sparen können.
Glücklicherweise sind diese aber in der Minderheit – die meisten
Geschichten bieten durchaus gute Qualität. Auf die bemerkenswertesten –
im positiven wie im negativen Sinne - dieser Geschichten sei an dieser
Stelle noch einmal gesondert eingegangen:
Engel der Nacht (Wolfgang Hohlbein)
Hohlbein, der ganz offensichtlich den Lockvogel für diese Anthologie
spielt, darf konsequenterweise auch deren Auftakt liefern. Und das tut
er routiniert und auf „Hohlbein-typische“ Art und Weise. Nicht weiter
verwunderlich ist hierbei, dass er das Thema der Anthologie perfekt
trifft – schließlich scheint dieses für ihn maßgeschneidert. Eine gute
Idee, gut umgesetzt, mystisch und düster, kurz – ein gelungener Auftakt.
Verboten (Jörg Kastner)
Auf gänzlich andere Art und Weise nähert sich Kastner dem Thema der
Anthologie. Im Europa der näheren Zukunft haben Individualisten ein
hartes Los – durch immer neue Erlasse wird die Freiheit des Einzelnen
immer weiter eingeschränkt. Nicht nur, dass hierbei jetzige Zustände
pointiert und überspitzt weitergedacht werden – das Verbot der
Glühbirne wird beispielsweise genauso eingebunden wie fiktive Maßnahmen
wie das Verbot von Papier zum Schutz der Umwelt – auch das Thema der
„Engel der Nacht“ kommt zum Tragen – denn die Nacht scheint die einzige
Tageszeit, zu der man sich noch frei entfalten kann.
Für Kritiker des „EU-Wahnsinns“ eine echte Perle und auch ansonsten eine schöne Geschichte.
Nachtwanderung (Jan Osterloh)
Nicht überzeugen kann hingegen die Geschichte „Nachtwanderung“, in der
ein Lehrer einem zwergenartigen Wesen dabei helfen soll, dessen große
Liebe zu befreien.
Dieses Wesen kann nämlich in der Zeit herumspringen und so folgt ein
uninspiriertes gezappe durch die Zeit. Zuerst geht es ins Jahr 1945, wo
die beiden – der Protagonist ist Biologielehrer-
sich Waffen besorgen. Für eine kugelsichere Weste zurück in die
Gegenwart und schon kann die Befreiungsaktion losgehen. Diese
Logikschwächen bleiben nicht die einzigen und auch der stümperhafte
Schreibstil macht diese alberne Geschichte nicht gerade erträglicher.
Die – noch dazu amateurhaft umgesetzte – Idee ist zudem auch alles
andere als neu und lässt den Leser schnell zur nächsten – hoffentlich
besseren - Geschichte fliehen.
Tineidae (Rainer Schorm)
Um eine solche handelt es sich bei „Tineidae“. Eine geheimnisvolle Frau
bringt Männer im wahrsten Sinne des Wortes „um den Verstand“. Als der
beste Freund des Protagonisten dem Wahnsinn anheim fällt, begibt sich
dieser auf Ursachenforschung. Bald findet er heraus, welches das
Geheimnis der schönen Frau ist, die er für das Schicksal seines
Freundes verantwortlich macht – ein Schicksal, das er vielleicht schon
bald teilen wird.
Eine richtige Gänsehaut-Geschichte mit toller und passender Grundidee.
Sieben von neun Glocken (Helmut Ehls)
Gänzlich ratlos lässt Helmut Ehls den Leser nach der Lektüre von
„Sieben von neun Glocken“ zurück. Wenn er sich bei dieser Geschichte
etwas gedacht hat, dann verbirgt er es auf jeden Fall gekonnt. Die
Geschichte von einer Frau, die „Muse“ für ihren Mann – einem
Science-Fiction Autor – ist, zeichnet sich durch beispielhafte
Irreführung und Belanglosigkeit – so denn nicht eine verborgene
Bedeutung unter dieser Schicht aus Absonderlichkeiten schlummert – aus.
Fazit
Eine interessante Anthologie für Freunde des Mystischen, die hält, was
ihr Titel verspricht. Die vielfältige Umsetzung des Themas sticht dabei
besonders hervor; leider gibt es aber auch die eine oder andere
Enttäuschung unter den dargebotenen Geschichten.
Pro & Kontra
+ vielfältige Umsetzung des Themas „Engel der Nacht“
+ größtenteils kreative Ideen
- starke Qualitätsschwankungen der verschiedenen Geschichten
Wertung:
Handlung: 3/5
Auswahl/Abwechslung: 3,5/5
Umsetzung des Themas: 4/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5