Daemonolatria (Nicolas Rémy / Nicolaus Equiamicus)

UBooks (1. Auflage April 2009)
Taschenbuch 13,5 x 21cm,
384 Seiten, 18,90
ISBN: 978-3-86608-113-0

Thema: Hexenverfolgung


Klappentext

Im Kurfürstentum Trier und im Herzogtum Lothringen fanden zwischen 1570 und 1630 jeweils zwei- bis dreitausend Hexen und Zauberer den Tod. Nirgendwo war die Hexenverfolgung in ihrer 400-jährigen Geschichte grausamer und erbarmungsloser als hier.
Rémy berichtet in dem vorliegenden Buch über seine Erfahrungen aus dieser Zeit. Er war eine der Hauptfiguren bei den Verfolgungen.
In seiner Abhandlung über den Satanskult und das Hexenwesen lässt er kaum ein Detail außer acht, so dass seine Arbeit eines der wertvollsten Werke zum Thema darstellt. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, kann die Bedeutung der Daemonolatria in der Hexenforschung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Nicolaus Equiamicus hat diesen Text sorgfältig wiederaufgearbeitet. Dadurch macht er uns ein wichtiges Zeugnis vergangener Zeiten und Verbrechen wieder zugänglich.


Rezension

Nicolas Rémy wurde zwischen 1525 und 1530 in Charmes geboren und erlebte nach eigenen Aussagen bereits in seiner Kindheit wundersame Dinge und zauberische Verbrechen. Sein Vater bekleidete ein Amt bei Gericht und auch Nicolas Rémy schlug diese Richtung ein. Im Verlauf seiner Karriere beschäftigt er sich mit vielen Fällen von Hexen und Zauberern und deren Verbrechen und hat schließlich gegen Ende des 16ten Jahrhunderts mit den Halsgerichtsprozessen zu tun, aus denen das Gros jener Prozesse stammt, die in der „Daemonolatria“ Erwähnung finden …

… und gerade die konkreten Angaben zu verurteilten Hexen und Zauberern machen aus der „Daemonolatria“ ein solch beklemmendes, wie auch faszinierendes Werk. Nicolas Rémy scheut sich nicht, die Namen jener Personen, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben sollen, zu nennen, wodurch der Leser kleine Einblicke in die persönlichen Schicksale der damaligen Zeit erhält. Als Beispiel sei hier Nicole Morel genannt, die des Öfteren im Text auftaucht – unter anderem soll sie behauptet haben, ihr böser Geist sei ihr in Gestalt eines Vogels erschienen und habe es mit ihr getrieben. Alle erwähnten Personen sind mit kurzen Prozessangaben versehen, die einem einen Schauer über den Rücken jagen. Was man hier liest, stammt nicht aus der Feder eines kreativen Romanautors, sondern war erschreckende Realität.

Immer wieder fragt man sich, wie diese Menschen zu ihren unfassbaren Aussagen gebracht wurden, die – zumindest aus heutiger Sicht – Dinge der Unmöglichkeit darstellen. Es wird sogar eingeräumt, dass einige Geständnisse nach äußerst brutalen Verhören gemacht wurden und sie werden dennoch als wahr gewertet.
Gemeinsam mit Nicolas Rémy erlebt man das dunkle 16te Jahrhundert und erhält tiefe Einblicke in die Denkweise des Autors. Sehr detailliert und offensichtlich wohl bedacht, legt er mit der „Daemonolatria“ seine persönliche Einschätzung der Geisterwelt dar – erklärt, wie die bösen Geister sich mit den Menschen verbinden, wie sie zu ihnen sprechen und sie verderben. Wie sie ganze Ernten vernichten, warum sie den Glockenklang verabscheuen und wieso sich die Hexen nicht aufeinander verlassen können. Wie täuschen die Geister die Augen der Menschen? Und warum können Hexen auch heilen? All diesen Themen widmet sich Nicolas Rémy mit einer beeindruckenden Ausführlichkeit. Und selbstverständlich werden auch die Prüfungen, die eine Hexe enttarnen sollen, geschildert …

Es ist wahrlich schwer, dieses Buch in Worte zu fassen, denn der Autor ermöglicht Einblicke in verschiedenste Theorien und Mythen. In drei Bücher unterteilt liefert dieses Werk eine Fülle von Informationen über die Hexenverfolgung und das Denken der damaligen Zeit, wie man sie selten findet.
Nicolaus Equiamicus hat sich dabei in seiner Überarbeitung bemüht, den altertümlichen Klang der Sprache zu erhalten und nicht durch moderne Satzkonstruktionen zu ersetzen. Viele Worte erscheinen uns allerdings nur „altertümlich“, oftmals handelt es sich dabei lediglich um eine Grammatik, die heutzutage in der Umgangssprache keine Anwendung mehr findet. Beispielsweise findet man in der „Daemonolatria“ oftmals den Konjunktiv I – eine Konstruktion, die selbst in der Literatur zur Seltenheit geworden ist.
Man muss sich also auf die Sprache einlassen. Vor allem die ersten Kapitel fordern Konzentration, doch mit wachsender Seitenzahl gewöhnt man sich an den Stil – und auch das Verständnis wächst. Wer also bereit für anspruchsvolle Lektüre ist, wird an dieser außergewöhnlichen Sammlung an Theorien über böse Geister, Hexen und Zauberer – und letztlich über das Wesen des Teufels – seine Freude haben!


Fazit

Die „Daemonolatria“ wirkt gleichermaßen erschreckend wie überaus faszinierend. Ein Zeugnis einer dunklen Zeit – in scheinbar reflektierte Worte verpackt. Das Besondere an diesem Buch ist, dass man tief in die Gedankenwelt eines gebildeten Menschen des 16ten Jahrhunderts eintaucht und so regelrecht nacherleben kann, was damals vorgegangen sein muss.
Es ist bewundernswert, wie sich Nicolaus Equiamicus solch schwierigen Texten annimmt, um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. So sorgfältig wieder aufgearbeitet gehört die „Daemonolatria“ zur Pflichtlektüre für alle, die sich für die Hexenverfolgung interessieren!


Pro & Contra

+ erschreckendes Zeugnis der Hexenverfolgung
+ sorgfältig aufgearbeitet mit altertümlichem Charme
+ vom Verlag wunderbar umgesetzt

+ / - sehr anspruchsvoll


Wertung: Auf eine Punktewertung wurde in dem Fall verzichtet, da es sich um ein Stück Kulturgeschichte handelt. Es sei einfach gesagt, dass es für jeden, der Interesse an der Hexenverfolgung hat, ein empfehlenswertes Buch ist!


Special-Interview zum Erscheinen der "Daemonolatria"

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