The Crow (James O. Barr)

Pocket Books
18 Dollar, 244 Seiten
ISBN-13: 978-0-7434-4647-1
ISBN-10: 0-7434-4647-x

Genre: Comic (Mystery)


Inhalt

Eric Draven und seine Verlobte Shelly Webster werden am Abend ihrer Verlobung von fünf Männern am Rande eines Highways auf brutalste Weise ermordet. Ein Jahr später kehrt Eric von den Toten zurück und nimmt an seinen Peinigern Rache. Dabei steht ihm eine Krähe zur Seite, die sein Handeln kommentiert und ihm Ratschläge erteilt.


Rezension

Dies ist die Vorlage zum bekannten Film mit Brandon Lee. Allerdings unterscheidet sie sich doch sehr stark von der Geschichte der Verfilmung. Trotzdem ist der Grundgedanke bei beiden gleich. Wie weit würde man gehen, wenn man einen geliebten Menschen verliert? Wie nahe an den Wahnsinn heran rücken?
Die Graphic Novel hat ihre ganz eigene visuelle Wucht und Einzigartigkeit.
Die Bilder, die im Hier und Jetzt spielen, sind hart gezeichnet mit klaren Linien und scheuen in der Darstellung der Brutalität vor nichts zurück. Eric Draven ist hier mehr als alles andere ein von Trauer und Wahnsinn Getriebener, der nur noch eines im Blick hat: Rache an seinen und vor allem Shellys Mördern. Ruhe findet er nie. Wenn er allein ist, wird er von seinen Erinnerungen geplagt und kann ihnen nicht entkommen.
Alle Erinnerungen an die guten Zeiten mit Shelly sind hingegen sehr weich gezeichnet, zeigen schon ohne Worte die Liebe zwischen den Protagonisten. Sie ist dann in jedem einzelnen Bild spürbar und erklärt so die, mit einer Ausnahme, gnadenlose Vorgehensweise von Eric.
Trotz allem verurteilt man Erics Vorhaben nicht, man wird vielmehr hineingezogen in die Geschichte und ist mehr atemloser Betrachter des Geschehens.
Am Ende, wenn er zu Shelly zurückkehrt, verschließt man ebenso wie die Engelsstatuen auf dem
Friedhof die Augen. Weswegen, sei es Trauer oder wegen seiner Raserei, bleibt dabei dem Leser überlassen.

James O. Barr hält sich auch gar nicht damit auf, Eric, anders als im Film, eine körperliche Schwäche zu verpassen. Er ist hier unbesiegbar von Anfang bis Ende und tötet, wenn es ihm richtig erscheint. Jeder, der ihm im Weg steht, findet ein schnelles Ende. Eine Gefahr von außen besteht zu keinem Zeitpunkt, vielmehr muss er „nur“ gegen sich selbst und seine Gefühle kämpfen.
Man merkt hierdurch, dass es Barr nie darum ging, etwas zu schreiben, das für andere unterhaltend ist, sondern etwas, dem eine viel tiefere, persönliche Notwendigkeit zu Grunde liegt.
Um das zu verstehen, muss man sich die Entstehungsgeschichte des Comics ansehen. James O. Barr begann die Arbeiten an dieser Graphic Novel, nach eigener Aussage, nach dem Unfalltod seiner damaligen großen Liebe. Über zehn Jahre hat er für die Geschichte gebraucht, teilweise zeichnete er nur ein Bild pro Abend und selbst dieses musste er sich abringen.
Die Arbeit an „The Crow“ war für ihn eine Therapie, um nicht vor Schmerz wahnsinnig zu werden.
Und genau das spürt man in jedem Bild. Die Zeichnungen vermitteln unmittelbar die Gefühle, die Barr beim Zeichnen gehabt haben dürfte. Auch ohne Worte wäre diese Geschichte verständlich und beeindruckend. Und spricht von der Liebe zu einer verlorenen Person.
Dies ist neben all der Gewalt auch das alleinige Hauptthema:
Die Liebe zu einem anderen Menschen und der Schmerz, der mit dem Verlust einhergeht.
Besser wurde es vorher und seitdem nicht mehr erzählt.



Fazit

Wer diese Graphic Novel nicht kennt, sollte es ganz schnell nachholen. Denn noch mehr als der Film spricht sie von der Liebe und dem Schmerz und ist in ihrer visuellen Wucht einzigartig.
Die Geschichte mag zwar anders erzählt sein, aber der Kern ist bei Film und Comic gleich.
Die Umsetzung des Themas ist herausragend und zeigt direkt die Gefühle des Zeichners, eines Menschen, der fast wahnsinnig vor Trauer wurde.
Somit ist diese Graphic Novel nichts für zwischendurch, sondern eine schwere, aber vor allem lohnenswerte Kost.



Pro & Contra

+ Die Zeichnungen für die Gegenwart sind direkt, hart und auf den Punkt gebracht und stellen die Geschichte schon ohne Dialoge verständlich dar.
+ Für die Vergangenheit werden weiche fließende Zeichnungen benutzt, die das Gefühl der Liebe sehr gut transportieren.
+ Man spürt das eigentliche Anliegen für das erzählen dieser Geschichte, man spürt die Notwendigkeit, auch wenn man nicht weiß, woher sie stammt.


- Im Moment existiert wohl leider keine deutsche Ausgabe, bei Amazon ist nur die englische zu finden.
- Auf manche könnte die Gewaltdarstellung abschreckend wirken.

Wertung:

Handlung: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5