Liebe LeserInnen,
ob am Strand, auf dem Balkon, im Garten, im Freibad - eigentlich gibt es im Juli keine Ausrede für Lesefaulheit. So auch nicht für unser Redaktionsteam, das auch im Juli wieder abgetaucht ist im Ozean der Literatur und dabei die eine oder andere Perle zu Tage gefördert hat. Damit diese nicht untergehen, gibt es heute wieder den monatlichen Rückblick mit einer Auswahl des Monats Juli.
Belletristik
"Bestseller" von Valentine Honeyman ist ein spitzzüngiger, wortwitziger Unterhaltungsroman voller skurriler
Figuren, die wie auf einem bunten Jahrmarktskarussell durch die
Geschichte wirbeln, mitreißend und sehr amüsant. Neue, tiefsinnige
Erkenntnisse zur menschlichen Spezies sind hier zwar nicht zu gewinnen,
waren aber auch nicht unbedingt zu erwarten. In diesem Sinne: Enjoy the
ride!
"Man tut was man kann" von Hans Rath ist das erste von (aktuell) drei
Büchern und ein überaus gelungener Auftakt in eine echte
Männergeschichte für echte Männer. Mit trockenem Humor und spritzigen
Dialogen überzeugt Hans Rath ebenso wie mit den Bewohnern der
Wohngemeinschaft der etwas anderen Art. Unterhaltungsliteratur, die
hält, was sie verspricht und kleinere Schwächen schnell vergessen
macht.
Fantasy
In "Die Prophezeiung der
Schwestern – Liebe und Verrat" gelingt es Michelle Zink nicht, die
Spannung aus dem ersten Band aufrecht zu erhalten. Dies ist auf zu viele
Länge und zu wenig Fokussierung auf die Grundgeschichte
zurückzuführen.
Trotzdem kann man eine gute Entwicklung der Charaktere erkennen. Band 2
scheint ein Übergang zwischen spannendem Auftakt
und hoffentlich
fesselndem Ende der Trilogie zu sein.
Auch "Das Erbe von Winterfell", zweiter Teil von George R.R. Martins Erfolgsserie Das Lied von Eis und Feuer, weiß wie sein Vorgänger auf ganzer Linie
zu überzeugen. Charaktere und Geschichte sind perfekt miteinander
verwoben. Gleichzeitig bietet der Roman für jeden Leser etwas. Action,
Politik Intrigen und große Gefühle. Fantasy auf solch hohem Niveau ist
selten, deswegen sollte man auf jeden Fall zu greifen.
"Die Köche – Biss zum Mittagessen" bietet einfache und auch etwas
anspruchsvollere Rezeptideen deutscher Fantasyautoren, die obendrein
noch kulinarisch angehauchte Unterhaltung bieten. Vielseitigkeit ist
hier die entscheidende Zutat, die den Inhalt schmecken lässt!
Auch wenn die Thematik von Ralf Isaus "Die zerbrochene Welt" nicht viel Neues bietet, läßt der
außergewöhnliche Aufbau der Welt Berith das Buch aus dem gängigen
Fantasy-Einheitsbrei positiv hervorstechen und bietet frischen und
unterhaltsamen Lesespaß auf diesem Sektor.
Historik
"Hexengold" von Heidi Rehn ist ein erfreulich ungewöhnlicher Roman, der anfangs
allerdings seine Zeit braucht, bis er vor allem sprachliche Schwächen
überwinden kann. Danach überzeugt er aber, von wenigen Ausnahmen
abgesehen, bis zur letzten Seite mit vielschichtigen, interessanten,
lebendigen Personen, deren Schicksal den Leser tatsächlich berührt – und
das nicht nur oberflächlich. Man freut sich auf das nächste Buch der
Autorin und wünscht nur ihrem Lektorat eine etwas festere Hand, was das
Handwerkliche anbelangt.
Manga / Comic
"Moe Kare!!" von Go Ikeyamada ist eine niedliche Geschichte die besonders ein jüngeres Publikum begeistern
wird. Zwar steht die Liebe im Vordergrund, doch auch der Humor kommt
nicht zu kurz.
Fans von Makoto Tateno sollten auch bei diesem Werk auf jeden Fall
zu greifen. Alle anderen sollten sich bewusst sein, dass "Yokan" zwar
etwas softer im Einsatz mit sexuellen Szenen ist, emotio
nal aber
einiges an Härte aufzuweisen hat, das für manche Shonen-Ai Fans auch zu
heftig sein könnte.
„Brandoll“ von Ryo Takagi ist ein unheimlich herzlicher Manga, der Freundschaft und
Familienbande ins Zentrum der Ereignisse stellt. Fen überzeugt dabei
mit seiner einerseits mürrischen, aber auch verständnisvollen Art und
tröstet dabei über die leider recht blassen Nebencharaktere hinweg.
Sachbuch
"Russlands Krieg" von Richard Overy ist ein wirklich lesenswertes Buch über den Krieg in Russland. Wer sich
informieren will, wie knapp die Entscheidung damals war und wieviel
Glück Europa gehabt hat, sollte zugreifen.
Science-Fiction
"Die Stadt der verschwundenen Kinder" von Caragh O'Brian ist ein Roman ganz nach dem
Geschmack jugendlicher Leser. Er behandelt wichtige, aber auch aktuelle
Probleme, bietet spannende Unterhaltung und eine sich zart entfaltende
Liebe ohne unerwünschten Kitsch. Gaia und Captain Grey hat
man schnell ins Herz geschlossen und auch die kritisch untermalte
Handlung ist interessant. Gespannt gilt es auf die Fortsetzung zu
warten, die unzählige Möglichkeiten offen lässt.
Ein Weltuntergangsszenario mit Hauptgewicht auf dem psychologischen
Faktor bietet "Die letzte Arche" von Stephen Baxter - auch wenn das Buch nicht unbedingt der klassischen Science Fiction entspricht.
Von ‚Lesespaß’ kann man hier eigentlich nicht sprechen, denn die Story
enthält zahllose verstörende Momente und eine eher deprimierende
Grundstimmung. Der folgerichtige Aufbau, die lebendigen Figuren und der
spannende Erzählstil machen das Buch dennoch zu einem Pageturner, wenn
auch der besonderen Art.
"Biokrieg" - In dieser atmosphärisch überragenden Zukunftsvision setzt Paolo Bacigalupi sich auf anschauliche und interessante Art mit aktuellen und
kontroversen Themen – hauptsächlich dem menschlichen Eingreifen in
Erbgut von Pflanzen und sogar Menschen – auseinander und flechtet um
diese herum eine spannende und kurzweilige Handlung.
Wie immer sei an dieser Stelle auf die Rezensionsübersicht hingewiesen, in der ihr mittlerweile über 1100 Rezensionen aller Genres findet.
Wir wünschen euch einen sonnige(re)n August, tollen Lesestoff und - wem es vergönnt ist - gute Erholung,
euer Literatopia-Team