Rezensionen im Juli (2011)

Liebe LeserInnen,

ob am Strand, auf dem Balkon, im Garten, im Freibad - eigentlich gibt es im Juli keine Ausrede für Lesefaulheit. So auch nicht für unser Redaktionsteam, das auch im Juli wieder abgetaucht ist im Ozean der Literatur und dabei die eine oder andere Perle zu Tage gefördert hat. Damit diese nicht untergehen, gibt es heute wieder den monatlichen Rückblick mit einer Auswahl des Monats Juli.



Belletristik

"Bestseller" von Valentine Honeyman ist ein spitzzüngiger, wortwitziger Unterhaltungsroman voller skurriler Figuren, die wie auf einem bunten Jahrmarktskarussell durch die Geschichte wirbeln, mitreißend und sehr amüsant. Neue, tiefsinnige Erkenntnisse zur menschlichen Spezies sind hier zwar nicht zu gewinnen, waren aber auch nicht unbedingt zu erwarten. In diesem Sinne: Enjoy the ride!

"Man tut was man kann" von Hans Rath ist das erste von (aktuell) drei Büchern und ein überaus gelungener Auftakt in eine echte Männergeschichte für echte Männer. Mit trockenem Humor und spritzigen Dialogen überzeugt Hans Rath ebenso wie mit den Bewohnern der Wohngemeinschaft der etwas anderen Art. Unterhaltungsliteratur, die hält, was sie verspricht und kleinere Schwächen schnell vergessen macht.

Fantasy

In "Die Prophezeiung der Schwestern – Liebe und Verrat" gelingt es Michelle Zink nicht, die Spannung aus dem ersten Band aufrecht zu erhalten. Dies ist auf zu viele Länge und zu wenig Fokussierung auf die Grundgeschichte
zurückzuführen. Trotzdem kann man eine gute Entwicklung der Charaktere erkennen. Band 2 scheint ein Übergang zwischen spannendem Auftakt
und hoffentlich fesselndem Ende der Trilogie zu sein.

Auch "Das Erbe von Winterfell", zweiter Teil von George R.R. Martins Erfolgsserie Das Lied von Eis und Feuer, weiß wie sein Vorgänger auf ganzer Linie zu überzeugen. Charaktere und Geschichte sind perfekt miteinander verwoben. Gleichzeitig bietet der Roman für jeden Leser etwas. Action, Politik Intrigen und große Gefühle. Fantasy auf solch hohem Niveau ist selten, deswegen sollte man auf jeden Fall zu greifen.

"Die Köche – Biss zum Mittagessen" bietet einfache und auch etwas anspruchsvollere Rezeptideen deutscher Fantasyautoren, die obendrein noch kulinarisch angehauchte Unterhaltung bieten. Vielseitigkeit ist hier die entscheidende Zutat, die den Inhalt schmecken lässt!

Auch wenn die Thematik von Ralf Isaus "Die zerbrochene Welt" nicht viel Neues bietet, läßt der außergewöhnliche Aufbau der Welt  Berith das Buch aus dem gängigen Fantasy-Einheitsbrei positiv hervorstechen und bietet frischen und unterhaltsamen Lesespaß auf diesem Sektor.

Historik

"Hexengold" von Heidi Rehn ist ein erfreulich ungewöhnlicher Roman, der anfangs allerdings seine Zeit braucht, bis er vor allem sprachliche Schwächen überwinden kann. Danach überzeugt er aber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bis zur letzten Seite mit vielschichtigen, interessanten, lebendigen Personen, deren Schicksal den Leser tatsächlich berührt – und das nicht nur oberflächlich. Man freut sich auf das nächste Buch der Autorin und wünscht nur ihrem Lektorat eine etwas festere Hand, was das Handwerkliche anbelangt.

Manga / Comic

"Moe Kare!!" von Go Ikeyamada ist eine niedliche Geschichte die besonders ein jüngeres Publikum begeistern wird. Zwar steht die Liebe im Vordergrund, doch auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Fans von Makoto Tateno sollten auch bei diesem Werk auf jeden Fall zu greifen. Alle anderen sollten sich bewusst sein, dass "Yokan" zwar etwas softer im Einsatz mit sexuellen Szenen ist, emotio nal aber einiges an Härte aufzuweisen hat, das für manche Shonen-Ai Fans auch zu heftig sein könnte.

„Brandoll“ von Ryo Takagi ist ein unheimlich herzlicher Manga, der Freundschaft und Familienbande ins Zentrum der Ereignisse stellt. Fen überzeugt dabei mit seiner einerseits mürrischen, aber auch verständnisvollen Art und tröstet dabei über die leider recht blassen Nebencharaktere hinweg.

Sachbuch

"Russlands Krieg" von Richard Overy ist ein wirklich lesenswertes Buch über den Krieg in Russland. Wer sich informieren will, wie knapp die Entscheidung damals war und wieviel Glück Europa gehabt hat, sollte zugreifen.

Science-Fiction

"Die Stadt der verschwundenen Kinder" von Caragh O'Brian ist ein Roman ganz nach dem Geschmack jugendlicher Leser. Er behandelt wichtige, aber auch aktuelle Probleme, bietet spannende Unterhaltung und eine sich zart entfaltende Liebe ohne unerwünschten Kitsch. Gaia und Captain Grey hat man schnell ins Herz geschlossen und auch die kritisch untermalte Handlung ist interessant. Gespannt gilt es auf die Fortsetzung zu warten, die unzählige Möglichkeiten offen lässt.

Ein Weltuntergangsszenario mit Hauptgewicht auf dem psychologischen Faktor bietet "Die letzte Arche" von Stephen Baxter - auch wenn das Buch nicht unbedingt der klassischen Science Fiction entspricht. Von ‚Lesespaß’ kann man hier eigentlich nicht sprechen, denn die Story enthält zahllose verstörende Momente und eine eher deprimierende Grundstimmung. Der folgerichtige Aufbau, die lebendigen Figuren und der spannende Erzählstil machen das Buch dennoch zu einem Pageturner, wenn auch der besonderen Art.

"Biokrieg" - In dieser atmosphärisch überragenden Zukunftsvision setzt Paolo Bacigalupi sich auf anschauliche und interessante Art mit aktuellen und kontroversen Themen – hauptsächlich dem menschlichen Eingreifen in Erbgut von Pflanzen und sogar Menschen – auseinander und flechtet um diese herum eine spannende und kurzweilige Handlung.



Wie immer sei an dieser Stelle auf die Rezensionsübersicht hingewiesen, in der ihr mittlerweile über 1100 Rezensionen aller Genres findet.

Wir wünschen euch einen sonnige(re)n August, tollen Lesestoff und - wem es vergönnt ist - gute Erholung,
euer Literatopia-Team