Wege in die Dunkelheit (Jeanine Krock)

UBooks (5. Auflage Januar 2008)
183 Seiten, 12,95 EUR
ISBN: 9783935798075


Genre: Dark Fantasy


Klappentext

Shamina ist attraktiv und bissig. Seit gut 200 Jahren vagabundiert sie, ihren Durst nach Blut stillend durch die Metropolen dieser Welt. Die Wunden ihrer unerfüllten Jugendliebe sind noch nicht verheilt, da verlangt ihr vampirischer Schöpfer nach ihr.
1982: Shamina erliegt schon bei ihren ersten Gehversuchen in der neuen Zeit dem Charme ihres Opfers. Verwirrt verschont sie den attraktiven Sterblichen vorerst und taucht an seiner Seite ein in die energiegeladene, faszinierende, junge Gothic-Szene. Doch im Hintergrund lauert der Feind. Sterbliche und Vampire, verunsichert durch die beängstigende Bedrohung, schließen einen Pakt …


Rezension

„Wege in die Dunkelheit“ ist wahrlich der richtige Titel für dieses Werk, denn es handelt sich nicht um einen Roman im eigentlichen Sinne. Es gibt zwar eine Rahmenhandlung, die alle Charaktere miteinander verbindet, aber immer wieder schweift Jeanine Krock ab und widmet sich gänzlich den „persönlichen Vampirgeschichten“ der Protagonisten. Von Sylvain, Shamina und Donates erfährt man jeweils viele Seiten lang, unter welchen Umständen sie zum Vampir wurden und wie ihre Schicksale miteinander verwoben sind. Einerseits ist das natürlich unheimlich interessant zu lesen und man kommt den Charakteren dadurch sehr nahe, andererseits verabschiedet sich so jedwede Spannung. Die Hintergrundgeschichte mit der finsteren Bedrohung verblasst neben den Einzelschicksalen einfach zu stark.

Jeanine Krock versucht, Vergangenheit und Gegenwart zu mischen und dabei sowohl Erklärungen für das Verhalten ihrer Protagonisten zu liefern sowie auch an der Rahmenhandlung dran zu bleiben. Leider gelingt ihr das nicht allzu gut – der Wechsel zwischen aktuellen Geschehnissen und Rückblenden ist oft viel zu abrupt und eher verwirrend. Hier wäre eine deutlichere Trennung zwischen den verschiedenen Zeiten besser gewesen. Auch hätte die Autorin die persönlichen Vergangenheiten komplett in eigene Kapitel packen können, so aber erzählt zum Beispiel Sylvain einer Katze von seinem Schicksal, was beim Lesen ziemlich seltsam wirkt. Dieses Drumherum ist schlichtweg überflüssig.

Nichtsdestotrotz macht gerade die Vergangenheit sehr viel vom Charme des Werkes aus. Jeder der Vampire wurde in einer anderen Zeit transformiert und so lernt man verschiedene Epochen kennen, schwelgt in adliger Dekadenz und erfreut sich einer düsteren, pompösen Atmosphäre. Man hat durchweg das Gefühl, dass Jeanine Krock die „alten Zeiten“ einfach besser liegen. Besonders positiv fällt dabei auf, dass sie sich sehr bemüht, die Begrifflichkeiten der jeweiligen Epoche anzupassen. Auch die 80er Jahre kommen sehr atmosphärisch daher. Dem Roman liegt eine gute Recherchearbeit zu Grunde, die der Geschichte viel Lebendigkeit verleiht.

Natürlich kommt dabei auch der Blutdurst nicht zu kurz, wobei die Vampire in „Wege in die Dunkelheit“ weniger zivilisiert sind als in der „Licht & Schatten“-Serie. Hier wird hemmungslos von Sterblichen getrunken und der ein oder andere muss dabei sein Leben lassen. Hin und wieder kommt es auch zu einem regelrechten Gemetzel, was Sylvain und sein Gefolge allerdings strikt ablehnen – sie wollen schließlich keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wer auf sinnliche, blutige Szenen steht, kommt hier sicherlich auf seine Kosten.

Zum Ende hin büßen die Protagonisten leider einiges von ihrer Glaubwürdigkeit ein. Shaminas nie geheilte Wunden scheinen plötzlich nicht mehr vorhanden und die Geschwindigkeit, mit der Donates seine Seelenpartnerin findet, ist mehr als fragwürdig. Die Ereignisse überstürzen sich und so wird selbst der große, lang ersehnte Kampf zweier mächtiger Vampire zu einer „schnellen Nummer“. Wirklich zufrieden ist man als Leser am Ende nicht – die Rahmenhandlung ist einfach nicht gut ausgearbeitet und nicht konsequent zu Ende geführt. Da hätte man lieber noch Zeit in der schillernden Vergangenheit verbracht. Achja: Nik kommt in der gesamten Story viel zu kurz!

Auch bei „Wege in die Dunkelheit“ stammt das Cover wieder von Agnieszka Szuba, die die meisten Dark Fantasy Bücher bei UBooks mit ihren Kunstwerken schmückt. Es sieht einfach wieder phänomenal gut aus und passt wunderbar zum Thema. Auch bei der Verarbeitung des Buches hat UBooks wieder auf Hochwertigkeit gesetzt – und wer nicht genug kriegt, kann sich auf den letzten Seiten über weitere Vampirtitel des Verlages informieren.


Fazit

Man merkt, dass es sich bei „Wege in die Dunkelheit“ um den Erstling von Jeanine Krock handelt. Ihr Talent für die düster-sinnliche Literatur ist deutlich zu spüren, allerdings hapert es noch am Storyaufbau. Mit „Der Venuspakt“ und „Die Sternseherin“ kann der Roman einfach nicht mithalten – nichtsdestotrotz werden Vampirfans ihre Freude dran haben. Und wer die „Licht & Schatten“-Serie liebt, muss dieses Buch einfach lesen, denn schließlich erlebt man die Geschichten geschätzter Nebencharaktere aus „Der Venuspakt“!


Pro & Contra

+ düster-dekadente Atmosphäre
+ sympathische, gut ausgearbeitete Protagonisten
+ historischer Charme
+ ansprechendes Gothic-Flair

- chaotischer Storyaufbau
- überstürztes, unausgereiftes Ende

Wertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


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Tags: Vampire, Jeanine Krock