Rezensionen im August (2011)

Liebe LeserInnen,

leider ließ uns auch der August bis auf wenige Sonnentage eher im Regen stehen, was sich jedoch sehr positiv auf unsere Bücherstapel und Notizblöcke auswirkte: Trotz "Sommerloch" können wir euch mit dem Rückblick des achten Monats 43 neue Rezensionen bieten - vertreten sind, wie immer, fast alle Genres der Literatur. Während wir nun schon neue Leselisten aufstellen, wünschen wir viel Spaß beim Stöbern!



Fantasy

Markus Heitz hat mit dem Geborgenen Land eine Welt geschaffen, in die man immer wieder gerne zurückkehrt. "Die Legenden der Albae – Vernichtender Hass" ist ein Buch, das sich zu Recht als Epos betiteln darf. Die Geschichte ist komplex, spannend und bietet alles, was ein Fantasyroman mit sich bringen muss. Faszinierend grausam!

Der Firelight-Auftakt verspricht viel und hält das Meiste: "Brennender Kuss" hat alles, was ein erfolgreicher Jugendfantasyroman heute braucht. Ein bisschen Liebe, ein bisschen Kummer, nicht ganz normale Jugendliche und jede Menge knisternder Zündstoff - im wahrsten Sinne des Wortes. Sophie Jordan schafft einen vielleicht nicht unbedingt sehr innovativen, aber doch vielversprechenden Startschuss zu einer neuen Romantasy-Reihe und als Leser darf man nun ungeduldig der hoffentlich bald folgenden Fortsetzungen harren.

"Zweilicht" von Nina Blazon ist ein durchweg spannender Roman, der durch unvorhersehbare Wendungen überrascht und mit starken einzigartigen Charakteren überzeugt.

"Geschichten unter dem Weltenbaum" von Hrsg. Lothar Mischke bietet neben einigen Schätzen handwerklich gelungene Kurzgeschichten, die mit viel inhaltlicher Abwechslung die Leserschaft bestens unterhalten. Sowohl Liebhaber klassischer Fantasy wie auch Anhänger der nordischen Mythologie kommen voll auf ihre Kosten. Eine gelungene Anthologie, die man jedem Fantasyleser ans Herz legen kann!

Belletristik

Ein Jugendroman, der unter die Haut geht. Mit respektvollem Tiefgang und in angemessener Sprache setzt sich "Ich werde immer da sein, wo du auch bist" mit einem ernsten Thema auseinander, das leider in jedem Alter zum Leben gehört. Nina LaCour versteht es, die Zeit der Trauer und der Verarbeitung in all ihren Phasen nachvollziehbar darzustellen. Zu empfehlen allen Jugendlichen, die sich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen haben - ob freiwillig oder unfreiwillig.

In "Verborgene Talente" wird es nie langweilig trotz der vielen Seiten, ein angenehmer Schreibstil katapultiert den Leser mitten hinein ins Leben von sechs Beinahe-Schriftstellern. Sie alle brauchen das Schreiben als Katapult zu ihrem alltäglichen Leben, trotzdem kommen die zwischenmenschlichen Beziehungen auch nicht zu kurz. Fesselnd erzählt Erica James einen Abschnitt, der viele Hochs und Tiefs beinhaltet und ungewöhnliche Auswege zeigt. Manchmal braucht es nur ein bisschen Engagement, um anderen und sich selbst zu beweisen, wie schön das Leben eigentlich sein kann.

"Das Wunder von Treviso" von Susanne Falk ist ein munterer, leichter Sommerroman, eine ländliche Posse, die vergnügte Lesestunden verspricht und das Versprechen auch hält. Die Geschichte um die skurrilen Dorfbewohner und ihre Bemühungen, dem italienischen Dörfchen endlich zu ein bisschen Ansehen in der Welt zu verhelfen, liest sich flüssig und amüsant; haften bleibt hinterher allerdings wenig.

Manga / Comic

"Kreuzfahrer – Das Gespenst mit den Silberaugen" ist ein atmosphärisches Abenteuer und gleichzeitig ein hervorragender Thriller, der im Mittelalter spielt. Mit dem letzten Bild stellen Izu, Nikolavitch und Zhang Xiaoyu nochmal alles auf den Kopf und versprechen viel für die Fortsetzung.

"Frühling Sommer Herbst und Winter“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von Eiki Eiki, die hier für die Texte und die Panelaufteilung zuständig war, und Taishi Zaou, die die Zeichnerin dieses Werkes ist. Ein schöner Shojo-Ai, bei dem es mehr um die Liebensbeziehungen geht, als darum, die Charaktere ins Bett zu bekommen.

Thriller

Besser als Dan Brown und vor allem spannender und logischer als dieser. Die Jagd auf die verlorenen Schriften in "Dogma" von Raymond Khoury ist von der ersten bis zur letzten Seite einfach in den Bann ziehend. Für Thriller-Fans ein Muss.

Wieder einmal gelingt es V. S. Gerling mit "Pakt des Bösen" auf eine phänomenale Art und Weise einen Politthriller in Deutschland anzusiedeln und viele bekannte Gesichter in verschleierter Form mitspielen zu lassen. Immer wenn man denkt, man weiß, worauf es hinausläuft, kommt wieder eine unerwartete Wendung und alles ist wieder mal ganz anders, als es eigentlich sein sollte.

Dark Fantasy

"Dark Swan – Feenkrieg" von Richelle Mead ist eine emotionale Achterbahnfahrt, voll unerwarteter Wendungen, leichtem Sarkasmus und feuriger Erotik. Die Anderswelt ist grotesk und gleichzeitig wunderschön – und bindet Eugenie und auch die Leser immer stärker an sich. Kreativ und spannend bis zur letzten Seite!

"Evernight – Hüterin des Zwielichts" führt die Handlung der Vorgänger gelungen fort und kann beinahe ebenso begeistern, wie der zweiten, sehr starke Band. Große, wahre Gefühle werden hier in den Mittelpunkt gestellt und lassen kaum einen Leser unberührt. Die Chemie stimmt, die gemachten Erwartungen werden Großteils erfüllt und nun liegt es an Claudia Gray, diese Liebe mit einem rührenden Ende zu schmücken. Welches immer auch möglich sein kann, nach solch einer überraschenden Entwicklung.

Science Fiction

Lesern, die einer Mischung aus teilweise bereits bekannten Szenarien, schmachtender Liebesgeschichte und aufmüpfigen Charakteren noch immer etwas abgewinnen können, sei "Die Rebellion der Maddie Freeman" durchaus ans Herz gelegt. Viel Neues wird man hier zwar nicht unbedingt finden, kann dafür aber jede Menge Inspiration und Denkanstöße für das eigene Leben ziehen - Katie Kacvinsky darf gerne und jederzeit weitere Bücher veröffentlichen.

"Die Enklave" von Ann Aguirre ist der gelungene Auftakt einer Dystopia-Trilogie, der von der Handlung her zwar keine großen Überraschungen bietet, in seinem Gesamtkonzept aber durchaus zu überzeugen vermag. Liebhaber des Genres und auch Leser, die etwas in Richtung von Die Tribute von Panem suchen, können hier ohne Bedenken zugreifen.

Sachbuch

"Das leuchtende Mittelalter" von Hrsg. Jaques Dalarun ist ein wunderbares Buch für interessierte Laien, die sich nicht mit mittelalterlichen Stereotypen zufrieden geben wollen. Die herrlichen Abbildungen laden zum Versinken in fernen Gedankenwelten ein, die sehr gut lesbaren Texte liefern einen wissenschaftlich fundierten Unterbau dazu. Ein Buch, das begeistert, über viele Schmöker-Abende hinweg.

"Schneller lesen – besser verstehen" von Wolfgang Schmitz bietet sinnvolle, unterhaltende Übungen verschiedener Schwierigkeitsstufen und weiß erfahrenere Jugendliche sowie Anfänger gut zu bedienen. Freundlich geschrieben, mit anregenden Lektionen und Tests ist dieser Ratgeber ein guter Begleiter auf dem Weg zu besserem Leseverständnis.

Horror / Mystery

Der erste Doppelband "Dämonicon: Das Erwachen" von Darren Shan weiß durch gelungene Effekte und ein sehr intensives Erzählen sicherlich unterschiedlichste Leser zu begeistern, die gerne Jugendgeschichten lesen. Zu jung sollte man sich allerdings nicht an diese plastische Form des Horrors wagen, die durch phantasievolle Wesen und Welten durchweg bestechen kann. Nett zu lesen und passend für Zwischendurch kann man hier beherzt zugreifen, sofern man sich kein Meisterwerk erwartet.

Als Startschuss der Circle-Trilogie legt "Black – Die Geburt des Bösen" die Messlatte für beide Folgebände beträchtlich hoch. Trotz zahlreicher Wiederholungen und mitunter sehr zähflüssigen Passagen versteht Ted Dekker es, die Grenzen zwischen Realität und Traum für den Leser glaubhaft zu verwischen. Wenn die Schwachstellen in Red und White ausgemerzt wurden, dürfte der Unterhaltungsgrad um ein Vielfaches steigen.

Sonstiges

Ziemlich krank in den Gedankengängen und der Umsetzung unterhält Ina Brinkmann mit ihrem Debüt typische Anti-Pop-Fans. Kopfschütteln und Schmunzler inklusive verspricht "Herzmassaker" kurzweilige, aber auch schnell wieder vergessene Unterhaltung. Und das offene Ende eine mögliche Fortsetzung um den verqueren Protagonisten und seinen "besten" Freund.

Die Liebe von ihrer schlimmsten Seite, ohne verdrehte HappyEnds oder unrealistische Schmachtfetzen. Klar und deutlich am echten Leben definiert werden in "Begraben unter Gänseblümchen" kleine Geschichten zu einem großen Geflecht, das das angeblich schönste Gefühl der Welt in seinen hässlichsten Kleidern zeigt - Mirjam Dreer offenbart ihren Lesern eine nicht unbekannte, aber oft und gerne vertuschte (An)Sicht der Dinge.



Erneut abwechslungsreich und somit für jeden Genre-Fan etwas bietet wird sich auch der September gestalten - bis es Zeit für den neuen Rückblick wird, seid ihr jederzeit herzlich eingeladen, in unserer Übersicht zu stöbern.

Einen bunten Spätsommer oder eher Frühherbst wünscht euch
euer Literatopia-Team