Feuerklingen (Joe Abercrombie)

Heyne (Januar 2007)
795 Seiten, EUR 14,00
ISBN-10: 3453532538

Genre: Fantasy


Klappentext

Ein Barbar, ein Inquisitor, ein Magier - mit seinen einmaligen Helden schuf Joe Abercrombie ein außergewöhnliches Fantasy-Erlebnis. Nach dem großen Erfolg von "Kriegsklingen" beweist der junge Autor in seinem zweiten Roman einmal mehr, dass die Zukunft der Fantasy schon jetzt begonnen hat! Für Logan, den Barbarenkrieger, der eigentlich nur seine Ruhe haben will, und den zynischen Großinquisitor Glokta, der eigentlich durch nichts zu erschüttern ist, hat die Begegnung mit einer lebenden magischen Legende alles verändert. Und so finden sie sich plötzlich im Zentrum von Geschehnissen wieder, bei denen es um nichts Geringeres als die Zukunft des Reichs geht ...


Inhalt

Wie soll Sand dan Glokta die Verteidigung der auf einer Landzunge gelegenen Stadt Dagoska gegen seine Erzfeinde, die Gurkhisen, übernehmen, wenn seinen Verbündeten nicht zu trauen und sein Amtsvorgänger spurlos verschwunden ist? Das ist mehr als ein Inquisitor ertragen kann, und Glokta ist eigentlich bekannt dafür, dass er gegen Feinde wie auch Verräter aus eigenen Reihen mit eiskalter Profession vorgeht. Nun benötigt er selbst Antworten, und zwar schnell, bevor das Herr seiner Feinde vor den Toren der Stadt steht.

Um den Kronprinzen Ladisla zu schützen, hat sich indes das Heer der Union gespalten und nimmt die Streitkräfte König Bedhods in die Zange. Doch die Nordmänner sind findig; unerkannt reitet eine Truppe gegen Ladisla, der sich unbesiegbar wähnt – ein gefährlicher Fehlschluss für seine gebeutelten und denkbar schlecht ausgerüsteten Krieger.

Während sich die Schlinge immer enger um Herrschende wie Untertanen zieht, reist Bayaz, der Erste der Magi, in die verlassene Ödnis rund um die alte Ruinenstadt Auda. Zu seinem Gefolge zählen neben seinem Zauberlehrling Quai noch Ferro, eine verhasste Mörderin, Neunfinger, ein gefürchteter Kämpfer, und Luthar, Emporkömmling der Unionstruppen. Gemeinsam könnten sie die Menschheit retten, wenn sie einander nur nicht so hassen würden. Da wird ein Anschlag auf Bayaz verübt und plötzlich werden offene Rechnungen eingefordert, uralte Geheimnisse aufgedeckt und über allem weht die Magie aus den Anfängen der Zeit ...

(aus dem Buch entnommen)


Rezension

Fantasy – ein breit gefächerter, manchmal auch umstrittener Begriff, der oft in Verbindung mit heroischen Taten, Bauchmuskel besetzen Helden, todtrotzenden Idealen, vielfältiger Magie und möglichst hässlichen Wesen in Verbindung gebracht wird, die „Mister-fast-Perfekt“ niedermähen muss. Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Doch wie Joe Abercrombie bereits mit seinem Debüt „Kriegsklingen“ bewiesen hat, lassen sich gänzlich andere Wege gehen.

Wege, die zum Erfolg führen, ...

Auch mit „Feuerklingen“ setzt er diese scheinbar unbeirrt und eigenständig fort und schafft damit unterhaltsames Kopfkino im Bestformat. Wie für die Fortsetzung zu erwarten war, verdichten sich die einzelnen Handlungsstränge und spitzen sich zum Ende hin schließlich zu. Der Schwerpunkt hat sich hierbei von den Charakteren auf die Gesamthandlung verlagert, raubt damit jedoch nichts an Lesevergnügen und lässt immer noch genug Raum für Entwicklungen. Besonders hervorzuheben ist hierbei Abercrombies Gefühl für seine Protagonisten, die sich allen typischen & untypischen Schwierigkeiten, allem voran aber auch sich selbst stellen müssen.
So erfährt Jezal, ein arroganter Emporkömmling der Union, endlich die wahren Werte des Lebens. Glokta, aufstrebender Foltermeister der Inquisition, stößt an seine verloren geglaubten, emotionalen Grenzen. Die Mörderin Ferro lernt, dass Vertrauen zwar ein Übel ist, jedoch ein angenehmes. Und West, der seit jeher nach Anerkennung strebte, wirft in einem Moment seines Lebens all seine darauf verwandte Hoffnung fort!

... denn Schwarz- und Weißmalerei sucht man in Abercrombies Welt vergebens.


Egal wie man es am Ende drehen und wenden möchte, "Feuerklingen" ist mehr als nur eine würdige Fortsetzung und erfüllt alle in den Autor gelegten Erwartungen, dem es gelingt mit Witz, eigentümlichem Charme, rasanter Action und unvergleichlich bodenständigem Realismus zu überzeugen.
Kurz gesagt: Er bleibt sich und seinen Protagonisten treu.


Fazit

Joe Abercrombie ist es gelungen, sein Debüt makellos fortzusetzen. Wer genug von glänzenden Helden oder lieblichen Welten gelesen hat und gerne etwas Realität haben möchte - ohne Kompromisse - der ist hier richtig und wird mit einem Lesegenuss belohnt, der seinesgleichen sucht.


Pro und Kontra

+ unverwechselbarer Sarkasmus
+ gelungene Fortsetzung
+ sehr gut ausgearbeitete und glaubwürdige Charaktere
+ ein sich, vom Einheitsbrei abhebendes Werk

o diplomatisch orientiert
o anspruchsloser, leicht zu lesender Stil

Bewertung:

Handlung: 5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

Interview mit Joe Abercrombie

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Tags: Grimdark, Joe Abercrombie