Weinrache (Susanne Kronenberg)

Verlag Gmeiner, Juli 2007
TB, 277 Seiten, € 9,90
ISBN 978- 3899777260

Genre: Regionalkrimi


Klappentext

Wiesbadens historisches Stadtbild kann mit einem weiteren Baudenkmal aufwarten. Eine heruntergekommene Stadtvilla wurde als Entwurf eines berühmten Bauhaus-Architekten identifiziert. Doch der Entdecker, Architekt Moritz Fischer, kann sich nicht lange an seinem Ruhm freuen: Inmitten des Treibens auf der Rheingauer Weinwoche wird er kaltblütig erschossen. Norma Tann, frühere Kriminalhauptkommissarin und seit kurzem Private Ermittlerin, wird Augenzeugin des Verbrechens. Dabei hat sie schon andere Sorgen: Ihr Noch-Ehemann Arthur ist nach einem Streit mitten im nächtlichen Wald aus dem Wagen gestiegen. Seitdem fehlt von ihm jede Spur.


Die Autorin

Susanne Kronenberg wurde 1958 in Hameln geboren. Ihr Wunsch zum Schreiben führte sie zunächst als Volontärin und später als Redakteurin zu einem Fachzeitschriftenverlag, bald darauf erschien das erste Jugendbuch. Inzwischen wurden elf Jugendbücher sowie deren Übersetzungen in mehrere Sprachen und zwei Sachbücher veröffentlicht, die sich weitgehend alle um die Themen Pferde und Reiten drehen.


Rezension

Norma Tann ist eine ehemalige Kriminalkommissarin bei der Polizei. Nach einem privaten Vorfall in Kolumbien hat sie ihren Dienst quittiert, da sie ihn aus psychologischen Gründen nicht mehr ausüben kann. Zusätzlich trennt sie sich auch noch von ihrem Mann, den sie auf seiner Reise nach Kolumbien begleitet hat und der sie dann ihrer Meinung nach schmählich im Stich ließ. Um für ihren Lebensunterhalt aufzukommen, gründet sie eine Privatdetektei und kellnert aushilfsweise bei Bruno Taschenmacher, einem alten Freund ihres Mannes. An seinem Stand bei der Wiesbadener Weinwoche wird sie Augenzeugin eines Mordes. Ein weiterer Freund ihres Mannes Arthur und Bruno, Moritz Fischer, ein Stararchitekt, der in Kürze eine sanierte Villa wieder eröffnen will, wird vor ihren Augen erschossen. Als ehemalige Polizistin nimmt sie schleunigst die Verfolgung auf, kann den Täter aber nicht erwischen. Gekleidet wie ein Mönch mit einer Kapuze auf dem Kopf fällt ihr auch eine Personenbeschreibung schwer. Zusätzlich macht sie sich Sorgen um ihren Exmann, der nach einem Streit mitten im Wald auf einem Parkplatz aus dem Auto stieg und seitdem nicht mehr aufgetaucht ist. Ihr einziger Anhaltspunkt ist Konstantin Sundermann, der zufällig zur gleichen Zeit die einsame Straße entlanggefahren ist. Ihm ist aber nichts aufgefallen, es war dunkel und regnete heftig. Arthur wird nun auch als Zeuge von der Polizei gesucht, denn das größte Motiv für den Mord hatte sein Freund Bruno, der aus dem Restaurant der neu eröffneten Villa ausgebootet werden sollte. Zusammen mit der Polizei sucht Norma nun nach Arthur und dem Mörder.

Norma ist schon wesentlich besser zu ertragen als die unsäglich naive Pferdezüchterin Hella aus Hameln, die in einer anderen Reihe von Susanne Kronenberg die Hauptprotagonistin ist. Sehr zum Leidwesen der Leser aber wirkt Norma zwar sympathischer und realistischer, aber auch ihr unterlaufen viele Fehler. Oft bemerkt sie das Offensichtliche einfach nicht, was man bei einer ehemaligen Polizistin gar nicht vermutet. Auch vermisst der Leser konsequente Handlungen als Privatdetektivin, denn wenn man hört, dass jemand vermisst wird, den man selber in der Wildnis ausgesetzt hat, dann sollte man doch zumindest wieder dahin fahren und nach Spuren suchen. Dies passiert aber nicht, vernünftige Gründe erschließen sich dem Leser nicht, Oberflächlichkeit sollte sie sich nicht erlauben. Im Laufe des Buches erfährt man auch nach und nach die Ereignisse, die in Kolumbien passiert sind, so wirklich darüber reden mag Norma aber nicht. Sie behält lieber alles für sich, wobei es andere Leute wirklich nichts angeht.

Das Verhalten der ermittelnden Polizisten ist auch merkwürdig, sie benehmen sich manchmal wie die Axt im Walde und lassen ein gewisses Feingefühl missen. Sie sind aufdringlich und beharren auf ihrer Motivtheorie, worüber sie dann entscheidende Hinweise nicht entdecken und an völlig falscher Stelle suchen. Sie wirken borniert, gewöhnlich und inkompetent, als Stilmittel das totale Kontrastprogramm zu Norma. Von diesen Kritikpunkten mal abgesehen liest sich die Story recht flüssig, sie ist spannend und insgeheim hofft man die ganze Zeit, dass es nicht so ausgehen wird, wie man es wahrscheinlich vermutet. Auf jeden Fall macht das Buch Lust auf weitere Fälle mit Norma Tann, immerhin möchte man jetzt schon wissen, wie es in ihrem Leben wohl weitergehen wird. Allerdings sollte die Autorin nicht jeden Mann in ihrem Plot wie selbstverständlich Affären gestatten, es ist schon ziemlich erstaunlich, wie die männlichen Protagonisten in ihrem Buch mit Seitensprüngen umgehen. Sympathische und unsympathische Charaktere gibt es einige, manche kann man noch nicht richtig einsortieren, dafür erfährt man zu wenig von ihnen. Bei der stimmigen Atmosphäre im schönen Wiesbaden lohnt es sich aber, die Serie im Auge zu behalten.


Fazit

Der erste Fall für die Privatdetektivin Norma Tann. Es ist nicht nur ein beliebiger Fall für sie, ihr Privatleben wird ordentlich dabei durcheinander gewirbelt. Persönlich stark involviert in den Vorfällen lässt sie den professionellen Abstand vermissen, der für eine ordentliche Ermittlung dazugehört. Das historische Setting und das wieder einmal sehr gelungene Coverbild laden zu einem Lesevergnügen ein, dem man gerne eine Chance gibt.


Pro und Contra

+ Wiesbaden
+ vielschichtige Charaktere
+ stimmige Atmosphäre
+ interessanter Hauptcharakter

- unlogisches Verhalten, einer ehemaligen Polizeibeamtin nicht würdig
- die Männerwahl
- Polizisten mal wieder zu borniert

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5