Genre: Thriller, Mysterie
Klappentext
Benedictio Sacratissimi
Ein geheimnisvolles Amulett ruft den Frankfurter Journalisten Mike
Dornbach zu der gefährlichen Suche nach dem eigentlichen Sinn des
Lebens.
Der Mord an einem Priester in der französischen Bretagne bringt ihn in
den Besitz merkwürdiger Dokumente und konfrontiert ihn mit einem
jahrhundertealten Geheimnis, das bedrohliche Ausmaße annimmt.
Es ist die mysteriöse Geschichte des südfranzösischen Dorfes
Rennes-le-Château, in die Mike Dornbach immer tiefer hineingezogen wird.
Noch ahnt er nicht, dass sich am immer näher rückenden Tag der Schwarzen Sonne das weitere Schicksal der Menschheit entscheidet.
Rezension
Auch wenn der Hype um Bücher, deren Inhalt aus Kirchengeheimnissen,
geheimen Bruderschaften und natürlich dem Heiligen Gral besteht,
mittlerweile etwas abgeklungen ist, finden doch von Zeit zu Zeit noch
einige Vertreter ihren Weg in die Bücherläden. So auch „Es wird dich
rufen“ - ein Buch, das es auf einzigartige Weise schafft, sämtliche
Klischees und etwaige Schwächen des Genres auf sich zu vereinen und –
aufbereitet mit den eklatanten erzählerischen Unzulänglichkeiten des
überforderten Autors – ein Gesamtwerk zu bilden, das den Leser mal durch
Langeweile, mal durch Albernheiten und mal durch die schlichte
Unerträglichkeit des Gesamtkonzepts quält.
Aber der Reihe nach – worum geht es? Soweit man das nach über 400 zähen
Seiten überhaupt sinnvoll in Worte fassen kann, geht es um die
Bestimmung und/oder Berufung des Journalisten Mike Dornbach, der durch
eine Verkettung von Zufällen und Unwägbarkeiten in die Machenschaften
zweier rivalisierender Brüderschaften verwickelt wird.
Da wären zum einen die nach Macht dürstenden, sich plumper Gewalt und
„teuflischen“ Plänen bedienenden Bösen, deren Aufgabe hauptsächlich
darin bestehen zu scheint, die ansonsten dünne Story davor zu bewahren,
nach 50 Seiten vorbei zu sein.
Und zum anderen sind da die „Bewahrer des Lichtes“. Personifiziert durch
einen geheimnisvollen alten Mann – Jean - besteht ihre Aufgabe – neben
einem Generalangriff auf die Nerven des Lesers – darin, Mike in die
Geheimnisse dieses Ordens einzuweisen, und zwar bevor am „Tag der
schwarzen Sonne“ – also einer bevorstehenden Sonnenfinsternis – etwas
Unaussprechliches passiert. Denn in diesem Orden ist offenbar ein ganz
besonderer Platz für Mike Dornbach vorgesehen …
Dieser Jean hat es nun wirklich in sich. Nicht nur seine altkluge Art,
die sich darin äußert, dass er – gefühlt - in jeden zweiten Satz, den er
an Dornbach richtet, die Anrede „junger Freund“ gebraucht. Viel
schwerer wiegt der unfassbare Ausstoß an pseudoesoterischem Sermon, den
Jean über seinem jungen Freund ausschüttet. Hierbei scheint der Autor
wirklich sämtliche Mysterien, Symbole und Rätsel, die sich in diesem
Zusammenhang verwenden lassen, unterbringen zu wollen. Templer, der
Gral, Avalon, König Arthus, Pentagramme, die Bundeslade, Nazis,
Zahlensymbolik – all dies und viel mehr hinterlässt den Eindruck,
überschüttet zu werden mit Klischees, von denen einige weniger –
sorgfältig ausgewählte – sicherlich eine andere Wirkung hinterlassen
hätten.
Dialoge, die offenbar tiefgründig wirken sollen, erscheinen so oft
unfreiwillig komisch und meist einfach peinlich – nicht zuletzt durch
den oft sehr unbeholfenen wirkenden Schreibstil, in dem all dies
dargeboten wird. Es sei aber an dieser Stelle angemerkt, dass der Roman
durchaus mit mystischen Elementen arbeitet, was diese Dialoge wenigstens
nicht völlig aus der Luft gegriffen scheinen lässt.
Diese Dialoge zwischen Mike und Jean bilden gewissermaßen das Grundgerüst der gesamten Handlung – in ungezählten gemeinsamen Gesprächen kommt Mike der Wahrheit um den Geheimorden immer näher, bis er schließlich soweit ist, seine Aufgabe zu übernehmen. Selbstverständlich kommt es nicht in Frage, dass Jean einfach alle Karten auf den Tisch legt – und so scheint es rückblickend, als bestünde nahezu der gesamte Roman aus einer Aneinanderreihung von Dialogen zwischen Jean und Mike, die nur der Form halber vor wechselnder Kulisse stattfinden.
„Was ist geschehen?“, fragte er.
„Du bist angekommen.“
„Wo?“
„Im Gestern und im Morgen, im Schatten und im Licht. Du bist im Zentrum der Zeit, im Spiegel des Universums“ (…)(S. 328)
Eine Kulisse allerdings, die für Kenner der Region sicherlich ein Schmankerl darstellt, denn bei recht genauer Ortsbeschreibung können Ortskundige sicherlich auf eine andere Weise mitfiebern, als jene, für die all die geographischen Namen nichts weiter als solche bleiben.
Dabei ist die Handlung anfänglich deutlich temporeicher und teilweise auch spannend, bis zu dem Moment, an dem Jean den Protagonisten in seine Fänge bekommt. Immerhin wird dies aber gegen Ende ausgeglichen durch die ein oder andere gelungene überraschende Wendung.
Fazit
Selbst hartgesottene Fans von Bibelthrillern und Co sollten lieber
Ausschau nach anderen Werken halten. Denn einfach sämtliche Klischees,
die sich in diesem Zusammenhang auftreiben lassen, zu einer Geschichte
zu verwursten – das geht nicht gut. Unglaubhafte Dialoge,
mystisch-mysteriöses Gefasel und schablonenhafte Charaktere bestätigen
diesen Eindruck.
Pro & Kontra
+ zu Beginn leidlich spannend
+ für Kenner der Region eventuell einen Blick wert
+ überraschende Wendungen
- klischeeüberladen
- schlechter Schreibstil
- schablonenhafte Charaktere
- Gut-gegen-Böse-Konstellation mit klassischen Vertretern
- Dialoge zwischen Jean und Mike eine Qual
- ungezählte mystische Andeutungen ermüden
Wertung:
Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung: 4/5