Klappentext
Kit Shannon, eine frischgebackene Juristin aus New York, beschließt 1903
nach Los Angeles zu ziehen. Sie hofft, in der liberalen,
fortschrittlichen Stadt eine Anstellung in einer Anwaltskanzlei zu
finden. Doch die Dinge entwickeln sich nicht so wie erwartet. Ihre Tante
Frederica befürchtet, dass das ganz und gar unübliche Karrierestreben
ihrer Nichte ihrem eigenen Ansehen in der Gesellschaft von Los Angeles
schaden wird. Und auch die Gerichtsbarkeit ist wenig begeistert von Kits
Ansinnen. Tatsächlich findet die junge Advokatin nur unter
Schwierigkeiten einen Anwalt, der bereit ist, eine Frau zu beschäftigen.
Und sie zahlt einen hohen Preis, denn sie ist gezwungen, einen
Strafprozess gegen einen Freund vorzubereiten. Die Anklage lautet auf
Mord…
Die Autoren
Tracie Peterson lebt mit ihrem Mann Jim in Montana. Die mehrfach
ausgezeichnete Autorin von über 70 Romanen hat drei erwachsene Kinder.
Sie ist eine gefragte Rednerin auf Konferenzen.
James Scott Bell lebt mit seiner Familie in Los Angeles. Der Jurist war
als Strafverteidiger tätig, bis er seine Karriere aufgab, um sich ganz
dem Schreiben zu widmen.
Rezension
Kit Shannon hat eine Mission. Früh verwaist wuchs sie in unfreundlichen
Waisenhäusern auf, bis sie endlich volljährig ihre Ausbildung beginnen
konnte, die Ausbildung zur Advokatin. Was in New York Anfang 1900 nicht
üblich und schon gar nicht alltäglich war. Frauen sollten heiraten,
einen Haushalt führen und Kinder bekommen – auf keinen Fall aber
versuchen, in Männerberufe einzusteigen. Denn das Gehirn einer Frau kann
unmöglich die komplexen Strukturen erfassen, die ein Arzt oder Anwalt
erkennen muss. Zumindest in den Augen der Männer – denn immer mehr
Frauen beweisen, dass sie ihren Mann stehen können. Eine von ihnen ist
Kit, die Gerechtigkeit will, für ihre Mutter, die von Anwälten über das
Ohr gehauen und um ihr Vermögen gebracht wurde. Den ersten Schritt hat
sich schon geschafft, mit ihrem Abschluss als Anwältin. Bei ihrer Tante,
die sie endlich gefunden hat, will sie ihren Traum erfüllen und
arbeiten, aber sie rechnet nicht mit den Standesdünkeln ihrer Tante.
Deren Ruf geht ihr über alles, sie hat hart daran gearbeitet, in der
High Society aufgenommen zu werden. Wird ihre Nichte, die einfach nicht
heiraten will, ihr da nicht schaden? Und für wen wird sie sich wohl
entscheiden, wenn sie zwischen Familie oder Anerkennung wählen muss.
In dem Dienstmädchen Corazon findet Kit eine treue Freundin, die ihr mit
den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln treu zur Seite steht. Soziale
Unterschiede existieren für beide nicht. Mit Earl Rogers findet Kit dann
endlich auch einen Anwalt, der sie einstellt und mit Aufgaben in seinen
Fällen betreut, wobei Kit oft mit ungewöhnlichen Wegen ordentliche
Erfolge erzielt. Earl hat allerdings mit seinen eigenen Dämonen zu
kämpfen, an einigen Tagen ist der Alkohol sein bester Freund. Leider
bleibt seine Figur ein bisschen blass, die Autoren vermeiden es, ihn
tiefgründiger darzustellen. Seine Familie wird wohl erwähnt, spielt
ansonsten aber keine nennenswerte Rolle. Von seinen Gedanken und
Gefühlen erfährt man auch recht wenig, nur andeutungsweise kommen seine
Schwierigkeiten zur Sprache. Ted Fox ist der Sonnyboy in der Geschichte,
zu ihm fühlt sich Kit von Anfang an hingezogen. Allerdings ist er
verlobt, und seine Verlobte so gar nicht amüsiert von Treffen zwischen
Ted und Kit. Dabei versteht Kit ihn wesentlich besser, denn auch Ted
verfolgt einen Traum, er möchte fliegen. Ein Mordprozess kommt ihm erst
einmal in die Quere, auf einmal sieht er sich als Angeklagter wieder,
der von Earl Rogers verteidigt wird. Der Ankläger hingegen ist Heath
Sloate, ein guter Freund und Anwalt von Kits Tante, der es sowie auf ihr
Geld und ihre Nichte abgesehen hat. Abfuhren kann er allerdings so gar
nicht verkraften, Kit schafft sich damit ihren ersten Feind auf
Lebenszeit.
Die Geschichte spiegelt die Gesellschaft Anfang des zwanzigsten
Jahrhunderts sehr gut wieder, besonders die der Frau. Auf der einen
Seite ihre Tante, die sich ihre soziale Stellung durch Heirat hart
erarbeitet hat und ihrem eigenen Verstand nicht mehr traut, indem sie
sich von falschen Freunden beraten lässt. Aus Angst über Klatsch
entscheidet sie sich gegen Kit, die ihr einfach zu unkonventionell ist.
Sie soll gefälligst heiraten und Kinder bekommen, wie es sich für eine
Frau gehört. Wie sehr sie sich selbst dabei schon verloren hat, merkt
sie gar nicht. Da kann ihr so ein frischer Wind, wie Kit ihn ins Haus
bringt, kann ihr eigentlich nur helfen. Auf der anderen Seite ist da
Kit, die den ganzen Sturm des männlichen Dünkels abbekommt und sich
gegen gängige Konventionen dursetzen muss. Das macht sie sehr behutsam
und vergisst nie, in welcher Zeit sie lebt. Trotzdem weiß sie auch, dass
die Zeit für Veränderungen reif ist.
Der Stil ist sehr angenehm und flüssig, geschickt mit immer neuen
Wendungen gespickt. Es macht Spaß, mit Kit durch ein altertümliches Los
Angeles zu ziehen und den Duft der Vergangenheit einzuatmen. Die
Schilderungen sind sehr bildhaft, man kann sich sehr gut vorstellen, wie
es damals ausgesehen hat. Der christliche Gedanke bleibt angenehm im
Hintergrund, zu der Zeit war es ja auch völlig normal, viele Leute haben
sich von Gott leiten lassen und sind in die Kirche gegangen. Das Buch
versucht weder zu missionieren, noch zu belehren. Es ist lediglich der
erste Teil einer Trilogie, die den Weg einer jungen Frau auf einer
persönlichen Mission aufzeigt. Die Qualität des Buches ist hervorragend,
fest gebunden und ein geschmackvolles Cover fördern den Lesespaß.
Fazit
Vergangene Zeiten leben wieder auf, wenn man die junge Anwältin Kit auf
ihrem Weg durch Los Angeles begleitet. Der Atem der Vergangenheit umgibt
den Leser genauso wie die Standesdünkel der Menschen und die Intrigen
selbstverliebter Menschen. Am Anfang weiß man überhaupt noch nicht,
wohin die Reise gehen wird, die Autoren verstehen es sehr gut, den
Spannungsbogen durchgehend hoch zu halten.
Pro und Contra
+ sympathische und bodenständige Charaktere
+ gelungenes Flair der Vergangenheit
+ der Kampf einer Frau um ihren persönlichen Weg
+ Überraschung am Ende
o der christliche Gedanke ist weder überwiegend noch missionarisch
- plätschert manchmal ein bisschen vor sich hin
Wertung
Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis / Leistung: 4/5