Die roten Blüten von Whakatu (Inez Corbi)

Verlag cbj, April 2012
Hardcover, 352 Seiten, € 16,99
ISBN 978-3570153307

Genre: Historik, Jugendroman


Klappentext

Neuseeland 1844: Wie viele andere Emigranten hoffen die 15-jährige Waise Lina und ihre kleine Schwester Rieke auf einen Neuanfang am anderen Ende der Welt. Lina findet beim deutschen Farmer Treban eine Stelle als Hausmädchen – und verliebt sich prompt in dessen Sohn Alexander. Doch er scheint ein Geheimnis vor ihr zu verbergen. Denn warum zeigt er sich so abweisend? Und was hat seine Maori-Tätowierung zu bedeuten? Als Treban plötzlich die asthmakranke Rieke loswerden will, muss Lina eine folgenschwere Entscheidung treffen …


Die Autorin

Inez Corbi, geboren 1968, studierte Germanistik und Anglistik in Frankfurt/Main. Sie lebt im Taunus und widmet sich inzwischen vollständig dem Schreiben. „Die roten Blüten von Whakatu“ ist ihr erster Jugendroman. Sie lebt mit ihrem Mann bei Frankfurt.


Rezension

Die beiden Schwestern Lina und Rieke haben ihre Eltern verloren und auch sonst keine Verwandten, die sie aufnehmen könnten. Als letzten Ausweg sieht Lina die Ausreise nach Neuseeland, zumindest wird ihr am Zielort Arbeit angeboten. Die Überfahrt wird ihnen von einer Agentur bezahlt, die Schulden dürfen sie abarbeiten. In Neuseeland angekommen findet Lina eine Stelle als Haushälterin bei Rudolf Treban, der eine kleine Apfelplantage besitzt. Seine drei Kinder haben ihre Mutter verloren, Sophie, die Jüngste, ist noch ein Baby. Julius, der Mittlere, ist im gleichen Alter wie Rieke und Alexander, der Älteste, ein Jahr älter als Lina. Schon sehr bald fühlt sich Lina zu Alexander hingezogen, aber unverständliche Entscheidungen zwingen sie zu einer überstürzten Handlung, die erst einmal Zwietracht zwischen ihnen sät.

Den Charakter des Jugendbuches merkt man sehr schnell an der einfachen, aber packenden Schreibweise. Die Charaktere sind recht einseitig, den meisten fehlt die Tiefe. Inez Corbi legt eindeutig den Fokus auf Linas Sicht der Dinge, ihre Gefühle, Erlebnisse und Meinungen beherrschen die Geschichte. Auch die ist leider recht simpel und relativ vorhersehbar, sie folgt einer klaren Linie, ohne links und rechts vom Weg abzuschweifen. Für jugendliche Leser sicherlich gut geeignet, ältere Leser werden ausführlichere Details vermissen und all die kleinen Nebenhandlungen, die meistens den Charakter einer Person besonders herausstellen. Alles wird kurz und knapp angerissen, was sich bestens dazu eignet, die anvisierte Zielgruppe bei der Stange zu halten.

Im Nachwort geht Inez Corbi noch einmal ausführlich auf die historischen Begebenheiten ein, die tatsächlich stattgefunden haben. So bekommt das Buch noch einen besonderen Hauch der Vergangenheit, Beweggründe und Gefühle der handelnden Personen sind verständlich und nachvollziehbar. Lina ist gerade mal fünfzehn und hat die Verantwortung für ihre jüngere Schwester. Beschränkt durch ihr Geschlecht und ihr Alter findet sie immer wieder Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu sichern und ihrer Schwester ein möglichst sorgloses Leben zu ermöglichen. Beide müssen hart arbeiten und leben am Rande des Existenzminimums, ein Roman aus der Sicht der arbeitenden Bevölkerung. Hier gibt es keine Privilegien, Inez Corbi hat sich genau überlegt, was die beiden leisten können. Leider bleiben alle Nebencharaktere blass, selbst die Bösen dürfen sich zwar darstellen, aber niemals von ihren Zielen abweichen und Mitgefühl zeigen. Alle anderen haben zwar ihren Platz in der Geschichte, über ihre Gefühle erfährt man dafür recht wenig. Dieses wird älteren Lesern mit Sicherheit fehlen, Raffinesse ist wenig vorhanden, genauso wenig wie unvorhersehbare Wendungen.


Fazit

Anschaulich und in klarer, einfacher Sprache erzählt Inez Corbi die Geschichte eines fünfzehnjährigen deutschen Mädchens, der es gelingt, sich in Neuseeland ein neues Leben aufzubauen. Mit harter, nie nachlassender Arbeit schafft sie es, auch ihrer Schwester gewisse Sicherheiten zu bieten. Der Stil wirkt sorglos und leicht, leider fehlt ihm dafür eine gewisse Tiefe, Nebenfiguren bleiben belanglos. Trotzdem fesselt die Geschichte den Leser durchaus, auch für Erwachsene  geeignet, da Lina schon sehr erwachsen wirkt.


Pro und Contra

+ fesselnder und flüssiger Erzählstil
+ Spannung durchgehend
+ gut recherchiert
+ historisch bekannte Persönlichkeiten

° von der Kultur der Maori wird zuwenig erzählt
° Sprache sehr einfach und gradlinig

- vorhersehbar
- Nebencharakteren fehlt die Tiefe
- keine Nebenschauplätze
- detaillierte Beschreibungen fehlen

Wertung

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5