Lord Stonevilles Geheimnis (Sabrina Jeffries)

Verlag Lyx, März 2012
Originaltitel: The truth about Lord Stoneville, übersetzt von Antje Görnig
Klappbroschur, 394 Seiten, € 9,99
ISBN 978-3802586736

Genre: Romantic History


Klappentext

Oliver Sharpe, Marquess von Stoneville, hat allen Glauben an die Liebe verloren. Er wird von seiner Vergangenheit verfolgt und sucht Vergessen in einem lasterhaften Lebensstil. Bis seine Großmutter ihn vor die Wahl stellt: Entweder sucht sich Oliver eine Ehefrau, oder er verliert sein Erbe. Kurz darauf trifft er die Amerikanerin Maria und heckt mit ihr einen Plan aus. Die junge Frau soll sich als seine Verlobte ausgeben. Aber Oliver hat nicht damit gerechnet, dass er sich tatsächlich in Maria verlieben könnte...


Die Autorin

Sabrina Jeffries ist in den USA geboren und in Thailand aufgewachsen. Sie ist begeisterte Jane-Austen-Leserin und besitzt einen Doktortitel in englischer Literatur. Mit ihren Liebesromanen gelangt sie regelmäßig auf die amerikanische Bestsellerliste. Weitere Informationen unter: http://www.sabrinajeffries.com


Rezension

Hetty Plumtree hat die Nase voll. Ihre fünf Enkelkinder frönen dem vergnüglichen Leben, geben sich dem Nichtstun hin und machen so überhaupt keine Anstalten, endlich mal eine Familie zu gründen. Solange sie ihnen allerdings den Lebensstil finanziert, sehen sie keinen Grund darin, sich einen Partner zu suchen. Das soll sich nun ändern, Hetty ist nicht mehr gewillt, ihnen das süße Leben zu finanzieren. Durch das schlechte Vorbild ihrer Eltern, der Vater war ein notorischer Fremdgeher, bis in einem Anfall von Eifersucht die Mutter erst ihn und dann sich selbst erschoss, glauben sie alle nicht mehr an die Liebe und trauen ihren eigenen Gefühlen erst recht nicht über den Weg. Oliver ist der älteste der Geschwister, er ist der Erbe der Ländereien. Ihm folgen Jarret, Minerva, Gabriel und Celia. Von Hetty bekommen sie nun ein Ultimatum gesetzt, bis zu dem Zeitpunkt sie entweder geheiratet haben oder sie ihnen die Apanagen aussetzt und sie alleine von dem leben müssen, was Oliver aus seinen Ländereien erwirtschaftet. Da diese ihn bisher nicht sonderlich interessiert haben, sind die Erträge und die Zukunftsaussichten nicht gerade rosig für die fünf Geschwister.

Da trifft Oliver in einer Spelunke überraschend auf die Amerikanerin Maria, die ihren Verlobten Nathan sucht. Er hat die eine Hälfte der Schiffswerft ihres Vaters geerbt, sie die andere. Aber ohne ihn kann sie keine Geschäfte mehr tätigen und Nathan ist nach England gereist und spurlos verschwunden. Maria und ihr Cousin Freddy suchen nun verzweifelt nach ihm, langsam gehen ihnen das Geld und die Möglichkeiten aus. Oliver nutzt seine Chance, bietet ihnen eine Spürnase und Unterkunft an, wenn Maria seine Verlobte gegenüber seiner Großmutter spielt. Als Realistin sieht Maria keine andere Möglichkeit und zusammen fahren sie auf Olivers Ländereien, wo Maria auch seine Geschwister kennenlernt. Vor allem aber Hetty, seine Großmutter, die anfangs so gar nicht erbaut von Olivers plötzlicher Verlobung ist. Sie brüskiert Maria von Anfang an, welche sich allerdings tapfer schlägt und so nicht nur Olivers Herz gewinnt. Denn der stellt auf einmal fest, wie schön es doch ist, mit jemandem Freud und Leid zu teilen.

Sabrina Jeffries Stil nimmt den Leser von Anfang an gefangen, er ist locker, flüssig und mit viel Witz gespickt. Hetty mimt gerne die bärbeißige Tyrannin, weiß allerdings ganz genau, wie sie ihren Willen durchsetzt. Die Kunst der umgekehrten Psychologie beherrscht sie in Vollendung, verliert dabei aber nie ihre Bodenständigkeit. Sie ist erfrischend ehrlich, spielt ihr Alter dabei aus, die unverblümte Wahrheit jederzeit sagen zu können. Der zynische Lebensstil ihrer Enkel macht sie betroffen, sie spürt, dass viel mehr in ihnen steckt und sie sich in ihrem eigenen Leben verrannt haben. Ihre ungewöhnlichen Methoden sorgen für Heiterkeit und machen den ganz besonderen Reiz dieser Reihe aus. Neben Oliver und Maria sind auch die Nebencharaktere allesamt reizvoll, die Geschwister halten zusammen und verbünden sich auch schon mal gegen ihr Oberhaupt, wenn sie meinen, es sei zu seinem Besten. Süffisant locken sie ihn in Situationen, in denen er dann nicht weiß, ob er lachen oder weinen sollte. Mit Minerva als Liebesromanautorin hat Sabrina Jeffries noch ein Sahnehäubchen dazu gepackt, ihre Romane finden viel Anklang in der bigotten Welt des englischen Hochadels. Zum Schluß gibt es dann noch die Auflösung des arg so skandalösen Geheimnisses, was sich aber als gar nicht so schlimm herausstellt. Wie so üblich, nur sprechenden Menschen kann geholfen werden und er hätte sich viele Gewissensbisse ersparen können.


Fazit

Spritzige Wortgefechte und zwei Hauptdarsteller, die sich die Bälle nur so zuspielen. Sie stehen sich in nichts nach und erkennen einfühlsam, was in ihrem bisherigen Leben schiefgelaufen ist Dazu ironische Nebendarsteller und ein sarkastisches Familienoberhaupt – das ist Unterhaltung pur im Regency.


Pro und Contra

+ schlagfertige Charaktere
+ spritzige Nebendarsteller
+ Freddy mit seiner naiven Tollpatschigkeit
+ hinreißender Plot
+ witzig
+ ungewöhnliche Situationen
+ einfühlsam und fesselnd geschrieben

° einige kleine Längen

Wertung

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5