Ein unerhörter Ehemann (Eloisa James)

Verlag Lyx, Juni 2012
Originaltitel: Duchess in love, übersetzt von Barbara Först
Klappbroschur, 453 Seiten, € 9,99
ISBN 978-3802586705

Genre: Romantic History


Klappentext

Bereits in jungen Jahren musste Camden Serrard, der Herzog von Girton, mit seiner Cousine Ambrogina vor den Traualtar treten, um einen Skandal von der Familie abzuwenden. Doch Cam hatte ganz andere Pläne: Direkt nach der Vermählung gab er Fersengeld und suchte in Griechenland sein Glück und seine Freiheit. Einzig Ginas Briefe, die sie ihm in all der Zeit getreulich schrieb, waren seine Brücke zu England – und zu seiner Ehefrau, mit der ihn trotz allem stets eine enge Freundschaft verband. Doch nun, zwölf Jahre später, ist Cam wieder unterwegs in seine alte Heimat. Auf Wunsch seiner Frau soll die Ehe annulliert werden – eine Ehe, die ohnehin nur auf dem Papier bestand. Denn Gina hat sich in den aparten und vornehmen Marquis Bonnington verliebt und möchte ihn heiraten. Cam ist nur allzu bereit, seiner Frau diesen Gefallen zu tun. Als er jedoch Gina das erste Mal wiedersieht, traut er seinen Augen kaum: Aus dem schlaksigen Mädchen ist eine wundervolle und leidenschaftliche Frau geworden. Cam ist hingerissen von der rothaarigen Schönheit – und hält rein gar nichts von ihrem moralinsauren Verlobten. Er erkennt sofort, dass der Marquis Gina niemals gerecht werden kann. Daher macht sich der Herzog an die wohl schwierigste Aufgabe seines Lebens: seine eigene Ehefrau zu verführen...


Die Autorin

Eloisa James hat an mehreren renommierten Universitäten studiert und arbeitet als Professorin in New York. Mit ihren historischen Liebesromanen hat sie eine große Fangemeinde gewonnen, und ihre Romane gelangen regelmäßig auf die amerikanische Bestsellerliste. Weitere Informationen unter: http://www.eloisajames.com


Rezension

Gina war noch keine zwölf Jahre alt, als sie mir ihrem Cousin Camden verheiratet wurde, um einem Skandal zu entgehen. Um dieser Zweckehe zu entfliehen, setzte Cam sich nach Griechenland ab, um fortan Skulpturen griechischer Göttinnen zu erschaffen, die mittlerweile so manchen englischen Garten zieren. Die Adligen haben ihn immer sehr gerne besucht, um eine bisschen von der griechischen Sonne zu tanken und den freizügigen Lebensstil zu genießen. Jetzt aber betritt Cam wieder englischen Boden, denn Gina hat sich verlobt und möchte wieder heiraten. Dazu muss die vorherige Ehe aber annulliert werden, was theoretisch eigentlich kein Hindernis sein sollte, denn sie war bei der Eheschließung noch keine zwölf Jahre alt. Cam aber, der seine Ehefrau nach langer Zeit wiedersieht, ist sich gar nicht mehr so sicher, ob er überhaupt geschieden werden möchte. Zumal er sich den Marquis Bonnington so gar nicht an Ginas Seite vorstellen kann. Je mehr er Gina kennenlernt, erkennt er, dass sie hervorragend an seine Seite passen würde. Auf einer Hausgesellschaft setzt er dann alles daran, seine eigene Frau zu verführen und sie wieder zu erobern. Mit dieser Absicht ist er nicht alleine, denn auch Ginas Freundinnen sind mit ihrer Ehe nicht glücklich und auch für sie ändert sich so einiges bei dieser besagten Gesellschaft.

Es ist schon sehr auffällig, wie verantwortungslos hier mit Ehe, Treue und Verbindlichkeiten umgegangen wird. Die Ehe wird als notwendiges Übel angesehen, bei der sich die Eheleute, vornehmlich allerdings die Männer, nicht an ihr Versprechen halten müssen. Wer zu seinem Ehepartner steht, wird schräg angeschaut, kleinste Vergehen mit Trennung geahndet. Oft wird den Partnern noch nicht einmal Zeit eingeräumt, sich kennen zu lernen oder aneinander zu gewöhnen. Sie laufen lieber sofort weg, als einmal miteinander zu reden. Mag sein, dass es zu dieser Zeit Usus war, aber will man als Leser dieses Genres unbedingt über solche Zustände lesen? Der Stil von Eloisa James wirkt dazu etwas gestelzt, ihren Charakteren fehlt die Warmherzigkeit, ein jeder sucht nur sein eigenes Vergnügen. Gina ist eigentlich eine patente, junge Frau, die schon seit einiger Zeit das Anwesen ihres Ehemannes verwaltet, da dieser ja bekanntlich in Griechenland weilt. Jetzt möchte sie den Marquis Bonnington heiraten, der so offensichtlich überhaupt nicht zu ihr passt. Er ist der totale Gegencharakter ihres Mannes, steif, überkorrekt und völlig humorlos. Als Stilmittel sicherlich geeignet, als Leser fragt man sich unwillkürlich, was Gina nur an diesem Moralapostel findet. Wie überhaupt alle Charaktere den beiden Hauptpersonen zuarbeiten, ist Gina doch die einzige sittsame Person unter den Hausgästen, die nicht nachts die Zimmer wechselt und zu heimlichen Stelldicheins verschwindet. Cam dagegen wirkt anfangs etwas überheblich gegenüber der englischen Gesellschaft, ist ihm die Meinung des Tons doch offensichtlich erst einmal egal. Denn die Regeln des angesagten Tons – wer immer das auch ist – sind sehr streng, da reicht es schon, ein paar Worte zuviel mit der falschen Person zu wechseln, und der Ruf leidet. Das Wichtigste überhaupt ist es, einen guten Ruf zu bewahren, worauf die Autorin auch sehr viel Wert legt, immer wieder herauszustreichen, was den Ruf ruinieren könnte und wer welche Verfehlungen begangen hat.

Wen aber die relativ stereotypen Charaktere, lediglich die Freundinnen von Gina zeigen noch Wandlungspotential, nicht stören, bekommt hier eine interessante Geschichte geliefert, die zeigt, dass auch andere Personen Entscheidungen für einen selbst treffen können, die man so vielleicht nie getroffen hätte. Um Gina rankt sich zusätzlich noch ein kleines Geheimnis, was natürlich noch ihrem Ruf geschadet hätte, wenn es das Licht der Welt erblickt hätte. Diese Einhaltungen der Regeln sind ein bisschen nervenaufreibend, man fragt sich, ob das alles wirklich so überzeichnet war. Wenn man sich dann allerdings so manche heutigen Schlammschlachten besieht, die nur durch ein einziges Photo heraufbeschworen werden, hat man eine ungefähre Vorstellung davon, auf welchem Silbertablett die Frauen früher gesessen haben. Trotzdem wirkt es immer noch sehr merkwürdig, dass Gina sich schon verlobt, bevor sie überhaupt geschieden ist und niemand Anstoß daran nimmt.


Fazit

Eine etwas andere Geschichte präsentiert und Eloisa James in Ein unerhörter Ehemann. Gesellschaftskritik blitzt durch die Seiten auf, stereotype Charaktere erschweren das flüssige Lesen. Dazu der etwas gestelzte Stil, man muss als Leser schon das Thema sehr mögen, um in die Geschichte zu finden. Die Protagonisten sind natürlich und realistisch, patent und liebenswürdig. Um sie herum werden Intrigen gesponnen und Moralapostel beäugen ihr Benehmen durch die Lupe, nur um bei der kleinsten Auffälligkeit ihren Ruf zerstören zu können.


Pro und Contra

+ liebenswürdige Charaktere
+ interessanter, etwas anderer Plot

o einige Längen
o Moralvorstellungen sind Geschmackssache

- stereotype Nebencharaktere
- Lügen und Untreue sind alltäglich
- der Stil ist etwas gestelzt

Wertung

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 4/5