Lying Game – Weg bist du noch lange nicht (Sara Shepard)

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LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht
Band 2

cbt, 1. Auflage Dezember 2012
Taschenbuch, 320 Seiten
Aus dem Englischen von Violeta Topalova
€ 8,99 [D] | € 9,30 [A] | CHF 13,50*
ISBN: 978-3-570-30801-1
(gelesen im Englischen Original)


Genre: Jugenbuch/ Thriller


Klappentext

»Sutton ist tot. Sag es niemandem.
Spiel weiter mit ...
Oder du bist als Nächste dran.«
Emma Paxton hat das Leben ihrer toten Zwillingsschwester Sutton übernommen. Sie will herausfinden, wer Sutton ermordet hat. Allein der Mörder kennt ihr Geheimnis – schon einmal ist Emma knapp einem Mordanschlag entkommen. Verdächtige: Suttons Freunde, Suttons Schwester, die halbe Welt. Auf der Suche nach der Wahrheit stößt Emma immer wieder auf die dunkle Vergangenheit ihrer Schwester. Was hat es mit dem mysteriösen LYING GAME auf sich? Bei welchem bösen Spiel ist Sutton zu weit gegangen? Emma vertraut niemandem außer Ethan – dem Jungen, der ihr Geheimnis längst durchschaut hat …


Über die Autorin

Sara Shepard hat an der New York University studiert und am Brooklyn College ihren Magisterabschluss im Fach Kreatives Schreiben gemacht. Sie wuchs in einem Vorort von Philadelphia auf, wo sie auch heute lebt. Ihre Zeit dort hat die „Pretty Little Liars“-Serie inspiriert, die in 22 Länder verkauft wurde und die, ebenso wie ihre neue Reihe "Lying Game", zum New York Times Bestseller wurde. Inzwischen werden "Pretty Little Liars" und "Lying Game" mit großem Erfolg als TV-Serien bei ABC ausgestrahlt.


Rezension

Noch vor 16 Tagen saß Emma Paxton in der schäbigen Wohnung ihrer Pflegemutter in Las Vegas und hat das Schicksal angeprangert. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Binnen weniger Stunden hat sie nicht nur erfahren, dass sie eine Zwillingsschwester hat und diese ermordet wurde. Nein, sie wurde auch von dem Mörder gezwungen, deren Platz einzunehmen. Nun ist sie Sutton Mercer. Reich, egoistisch und Kopf einer Mädchengang, die mit dem Lying Game seit Jahren Streiche erdenkt, die nicht nur am Rande der Legalität wandern, sondern auch für die Betroffenen gefährlich sind. Sie ist sich sicher, eines von Suttons Opfern ist auch ihr Mörder, doch wie soll sie diesen finden und überführen, ohne dabei selbst in die Schusslinie zu geraten?

Im ersten Band der Serie hat Emma bereits Bekanntschaft mit dem Mörder gemacht, als dieser sie während einer Pyjamaparty bei einer von Suttons Freundinnen würgte. Sie scheint niemandem vertrauen zu können, denn selbst Laurel, Suttons jüngere Schwester, sowie die Freundinnen Madeline und Charlotte stehen ganz oben auf der Liste der Verdächtigen.

Lying Game – Weg bist du noch lange nicht setzt direkt am Ende des Vorgängers an. Zusammen mit Ethan, dem Außenseiter der Schule und einzigem Eingeweihten versucht sie nun, unauffällig herauszufinden, wo sich die einzelnen Verdächtigen zur Zeit des Mordes aufhielten. Insbesondere Laurel, denn diese scheint nicht nur mehr als alle anderen einen tiefen Groll gegen Sutton zu hegen, sondern am Ende von Band 1 fand Emma auch Bilder, die Laurel diskreditieren.

Wie bereits im Vorgänger gelingt Sara Shepard hierbei erneut gekonnt, die Antworten bzw. Reaktionen jedes Einzelnen zugleich verdächtig als auch alltäglich wirken zu lassen, so dass man als Leser ebenso ratlos wie Emma durch die Geschichte irrt. Kaum glaubt man eine der Verdächtigen entlastet, folgt ein Blick, eine Geste oder ein Satz, der einen an seinem eigenen Urteilsvermögen zweifeln lässt. Warum macht Laurel ein so großes Geheimnis um die Nacht als Sutton starb, was hatten Madeline und Charlotte zu dieser Zeit zusammen zu bereden, wo doch beide eigentlich nur über Sutton befreundet sind, und was ist eigentlich mit den Twitter-Zwillingen? Ist es Einbildung, das Emma überall deren weißen SUV zu sehen scheint? Und was hat es mit dem verschlüsselten Botschaften der beiden auf den geheimen Twitter-Accounts auf sich? Emma sieht sich von Feinden umzingelt, und ihre Angst erhält auftrieb, als bei einer Veranstaltung ein Scheinwerfer nur knapp ihren Kopf verfehlt. Ist der Camping-Ausflug mit Laurel, Madeline, Charlotte und den Zwillingen nur ein perfider Plan, um sie in eine entlegenen Gegend zu locken?

Immer neue Details, viele davon auch nur über Suttons bruchstückhafte Erinnerungen dem Leser dargeboten, weben Emma in ein lebensbedrohliches Netz. Einziger Ruhepol für Emma und den Leser sind die Szenen mit Ethan, der sehr besonnen und introvertiert gestaltet ist. Nur er weiß um Suttons Tod und somit Emmas wahrer Identität, aber wie viel kann sie ihm anvertrauen, ohne ihn Gefahr zu bringen, denn immer öfter beschleicht Emma das Gefühl, beobachtet zu werden.

Sara Shepard knüpft nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch mühelos an die Qualität des ersten Bandes an. Fließend und mit einem feinen Gespür für Mimik und Gestik ihrer Figuren kreiert sie erneut eine spannungsgeladene Atmosphäre, die den Leser nur so von Seite zu Seite huschen lässt. Wie im Vorgänger ist auch Sutton als Geist immer an Emmas Seite, erlebt zwar, was dieser wiederfährt, bringt interessante Erinnerungen ein, kann sich ihrer Schwester aber nicht aktiv mitteilen. Hier wäre eine Entwicklung wünschenswert gewesen, ebenso wie im Falle einzelner Personen. So sind außer Emma, Laurel und Ethan die einzelnen Freundinnen eher auswechselbar gehalten. Differenzierbare Charakteristika werden zwar hin und wieder leicht angedeutet, gehen in der raschen Handlung allerdings schnell unter. Hingegen schön ausgestaltet ist Emmas Vorleben bzw. die zahlreichen Pflegefamilien, bei denen sie bereits wohnte. Immer mehr zeichnet sich hier ein starker Charakter ab, der trotz widrigster Umstände seine Ziele nicht aus den Augen verliert.

Emma will den Mörder ihrer Schwester finden, und egal ob sie sich dafür verhaften lassen muss, sie wird dieses Ziel verfolgen, aber wie weit ist sie wirklich bereits zu gehen? Lying Game - Weg bist du noch lange nicht bietet nicht nur Krimi-Elemente, sondern stößt auch in tiefere seelische Gefilde seiner Protagonistin vor. Emma wird an ihre Grenzen geführt. Schafft sie es sich selbst treu zu bleiben oder weht die Angst um das eigene (Über-)Leben ihre letzten moralischen Bedenken über Bord?


Fazit

Wer Verwirrspiele mag wird Lying Game – Weg bist du noch lange nicht lieben. Ohne Logikbrüche und im packenden Stil schickt Sara Shepard ihre Protagonistin Emma erneut auf die Suche nach dem Mörder ihrer Zwillingsschwester, und das während diese für alle anderen vorgeben muss, die Tote zu sein, denn niemand weiß, dass Sutton Mercer umgebracht wurde. Jeder aus Suttons Leben hat ein Motiv, und scheinbar niemand ein Alibi. In einem unglaublichen Balanceakt erhebt Sara Shepard Paranoia in diesem Buch zur Kunst.


Pro & Contra

+ packende Geschichte mit vielen Wendungen/ intelligenten Verdächtigen
+ mitreißender Schreibstil
+ Leser verliert sich in der Suche nach dem Täter


o Charaktere der Schwestern nicht weiterentwickelt

- Geschichte ähnelt vom Aufbau zu sehr Band 1
- einigen Charakteren fehlt es an Individualität


Wertung: alt
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 5/5