Everlight - Das Buch der Unsterblichen (Avery Williams)

Verlag: Knaur (Dezember 2012)
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten, 14,99 €
ISBN: 978-3426653265

Genre: Fantasy/Jugendbuch


Klappentext

UNSTERBLICHKEIT
hat einen Preis - die Unterdrückung

FREIHEIT
hat einen Preis - die Furcht

LIEBE
hat einen Preis - den Tod?


Rezension

600 Jahre ist Seraphina nun schon unsterblich. Jede zwanzig Jahre sucht sie sich einen neuen Körper für ihre Seele und nimmt Besitz von diesem. Doch was für ihre Freunde und ihren Freund Cyrus zum reinen Spiel und Vergnügen geworden ist, nagt an ihr und ihrem Gewissen. Nicht nur das unvermeitliche Töten zieht sich wie ein Riss durch ihre Seele, sondern auch die Brutalität und Kontrollsucht von Cyrus. Jeden ihrer Schritte kontrolliert er. Alles, was sie tut, muss von ihm abgesegnet sein. Da beschließt sie eines Tages, in ihrem neu errungenen Körper zu fliehen und sich ein neues Leben fernab ihrer Vergangenheit aufzubauen. Dort lernt sie auch Noah kennen, der ihr bald mehr als nur ein Freund zu werden scheint. Doch plötzlich eskaliert die Situation, denn Cyrus ist ihr irgendwie auf die Schliche gekommen - und wird nicht aufgeben, ehe Sera wieder ihm und in seiner Gewalt ist...

Mit dem ersten Band der "Everlight"-Serie "Das Buch der Unsterblichen" schafft Avery Williams den Auftakt zu einer vielversprechenden Reihe, welche diesmal (entgegen der Klischees) die Kehrseite der Unsterblichkeit betrachtet und dessen Probleme, Grenzen und negativen Aspekte aufzeigt. Dabei beginnt die Story zunächst mit einem Rückblick in die Vergangenheit, genauer ins London des 14. Jahrhunderts, welche die Protagonistin als junges Mädchen darstellt, die das erste Mal an einem Ball teilnimmt und dort natürlich promt Verehrern begegnet. Scheint Seraphina hier noch unschuldig und moralisch naiv, ändert sich dies nach dem entscheidenden Ereignis: Sie wird überfallen und mit einer Stichwunde vom jungen Cyrus entdeckt, damals noch voller Charme und dem Drang der Hilfsbereitschaft. Verzweifelt ob Seraphinas unweigerlich eintreffendem Tod erkennt er nur eine Möglichkeit, sie zu retten - einem Trank, der ihre Seele von ihrem Körper trennt und sie fortan unsterblich macht. Doch 600 Jahre später, in denen sie nur noch Sera genannt wird, hat sich alles verändert. Cyrus' Charakter schlug um - statt Charme, Egoismus, Brutalität und besitzergreifend um Sera.

Als Figur zeichnet Sera sich vor allem durch den Charakter aus, welcher sich in der Zeitspanne von 600 Jahren entwickelt und dem Leser nur Stück für Stück preisgegeben wird. Mit ihrem Mut zur Flucht und der Tatsache, den möglichen Tod als einzige Alternative zu ihrem bisherigen Leben vor Augen zu haben, schließt man sie ob ihrer Ausweglosigkeit direkt ins Herz und empfindet sowohl Mitgefühl für ihre Situation, wie auch ein gewisses Grad an Bewunderung für diesen großen Schritt. Cyrus indes stellt einen typischen Antagonistin dar, welcher dem Leser nicht nur gänzlich unsympathisch, sondern ihn auch Abscheu gegenüber diesem Charakter empfinden lässt. Trotz dessen, dass die Geschichte sich überwiegend mit Sera, ihrem Innenleben und Zwiespälten, sowie ihrer Flucht beschäftigt, tauchen auch andere Nebencharaktere (weitere Unsterbliche) fernab ihrer neuen Umgebung auf, welche jedoch farblos und grau bleiben. Keine Details, nicht mal Charaktereigenschaften, welche diese Figur formen könnten, treten konkret hervor, sodass diese blass im Hintergrund der Handlung verschwimmen. Auch viele Nebencharaktere der weiteren Storyline, ausgeschlossen Noah, welcher durchaus auch eine Schlüsselrolle innerhalb der Geschehnisse einnimmt, können nicht durch Individualität überzeugen und verschwinden ebenfalls in der breiten Masse aller Figuren, die lediglich zur Fortführung der Handlung beitragen.

Mit fortschreitender Seitenzahl steigt trotz der blassen Charaktere die Spannung, als Cyrus in derselben Stadt wie Sera auftaucht und augenscheinlich nach ihr zu Suchen beginnt. Ein Katz und Mausspiel, dass Sera alle Nerven raubt und sie wieder in ihren Handlungsmöglichkeiten einschränkt. Für den Leser ist dies eine aufregende Situation, der man gebannt folgt. Auch die ein oder andere überraschende Wende trägt ihren Teil dazu bei, dass man an der Geschichte dranbleiben und erfahren will, wie dieses gewagte Hin und Her weitergeht. Als sich die Ereignisse zum Höhepunkt aufschwingen und man tatsächlich mehr als gebannt aufhorcht, wird der Leser mit einem brutalen Cliffhanger gestraft, welcher durch die Wendung der Ereignisse reinen Gänsehautfaktor hinterlässt und ein sofortiges Weiterlesen verlangt. Trotz des geringen Umfangs des Romans muss man dennoch sagen, dass er auch Details und gute Beschreibungen enthält, welche die Geschichte nicht farblos gestaltet. Leider sind die flachen Nebencharaktere deutliche Defizite, die an der Story nagen und auch der Cliffhanger zum Schluss kann da nur wenig rausreißen. Insgesamt betrachtet ein guter Einstieg, der allerdings noch einiges an Verbesserungen für die nächsten Bände, sowie offenes Potenzial für selbige zulässt.


Fazit

Das Buch der Unsterblichen von Avery Williams ist der Auftakt zu einer Geschichte, welche vor allem die negativen Aspekte der Unsterblichkeit aufzeigt. Trotz der netten Idee kann sich die Story dennoch nicht vollends entfalten. Blasse Nebencharaktere und ein einschlagender Cliffhanger zum Höhepunkt dämpfen die Spannung und das Interesse um das Innenleben der Protagonistin Sera. Eine leichte Lektüre für Zwischendurch, jedoch mit deutlichen Defiziten. Und eine Geschichte, welche sich erst noch in den kommenden Folgebänden beweisen muss.


Pro und Contra

+ Entwicklung und Innenleben der Protagonistin
+ Negative Thematik der Unsterblichkeit

o Angenehmer Schreibstil
o Zwischendurch Spannung
o Cover hat rein gar nichts mit der Geschichte zu tun

- Nette Idee, mangelnde Umsetzung
- Blasse und aufgesetzte Nebencharaktere
- Cliffhanger

Bewertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 1,5/5