Noragami (Adachitoka)

Egmont Manga & Anime (April 2013)
Originaltitel: Noragami
Originalverlag: Kodansha
Taschenbuch, 194 Seiten, 7,50 EUR
ISBN: 978-3-7704-7944-3

Genre: Mystery / Action


Klappentext

„Ob im Frühling, Sommer oder Winter – ich löse deine Probleme!“,

steht an die Wand der Schultoilette gekritzelt und die verzweifelte Mutsumi wählt die angegebene Telefonnummer. Yato, ein Junge im Joggingsanzug erscheint, ohne echten Job und Wohnsitz. Er ist derb, er ist frech und … hält sich für einen Gott!

So ganz weit hergeholt scheint das aber gar nicht zu sein, denn Yato kann jenen bösen Geistern, die zwischen Diesseits und Jenseits umherspuken, ganz gehörig einheizen!


Rezension

Yato ist ein unverschämter junger Mann, verfügt über ein riesiges Selbstbewusstsein – und ist tatsächlich ein Gott. Allerdings nur ein unbekannter, der erst vor kurzer Zeit aus den Wünschen der Menschen geboren wurde. Als junger Gott verdingt er sich als Problemlöser und hinterlässt seine Handynummer an verschiedenen Orten, wo nur Menschen, die wirklich seine Hilfe brauchen, sie sehen können. So auch die schwächliche Mutsumi, die von ihren Mitschülern heftig gemobbt wird. Als sie weinend auf der Schultoilette zusammenbricht, entdeckt sie Yatos Nummer und ruft ihn an. Der erkennt Dämonen, die von der gereizten Stimmung ihrer Mitschüler genährt werden, als Ursache des Mobbings und stellt sich ihnen in einem eindrucksvollen Kampf …

Mutsumis Mobbing dient als Einstieg in die Geschichte, wodurch man Yato gleich in Aktion erleben kann. Nachdem Mutsumis Problem erfolgreich gelöst wurde, trennen sich ihre Wege wieder und die eigentliche Geschichte beginnt. Dabei spielt das auf dem Cover abgebildete Mädchen, Hiyori, die Hauptrolle. Sie kann im Gegensatz zu ihren Mitschülern Yato sehen und will ihm das Leben retten, als dieser vor einen Bus läuft. Dabei wird sie selbst angefahren und aus ihrem Körper herausgerissen. Zwar kommt sie mit leichten Verletzungen davon, doch der Unfall ist der Auslöser dafür, dass sie nun immer häufiger ihren Körper verlässt und Dämonen sehen kann. Yato ist ihre einzige Hoffnung, eine Erklärung für all das zu finden. Eigentlich wollte er sich nicht einmischen, doch Hiyoris besondere Situation fasziniert ihn.

„Noragami“ greift wie viele Mystery-Manga das Dämonen-Thema auf, wobei das Sehen dieser bösen Geister bestimmten Menschen vorbehalten bleibt. Sie entstehen aus negativen Emotionen und Gedanken – im Gegensatz zu Yato, der das Ergebnis von Hoffnungen und Wünschen ist. Seine Hilfe kostet gerade einmal fünf Yen: ein symbolischer Preis, der seinen Status als Gott erhöhen soll. Yato versucht auf diese Weise, bekannter zu werden und damit in der Hierarchie der Götter aufzusteigen. Allerdings ist er im ersten Band der einzige Gott, da sich die Geschichte zunächst darauf konzentriert, die einzelnen Charaktere und die Hintergrundidee ausführlich vorzustellen. Die Mystery-Elemente sind allesamt nicht neu, in der Kombination ergeben sie dennoch einen durchaus spannenden Plot.

„Derb und frech“ ist eine treffende Charakterisierung von Yato, man könnte noch arrogant und selbstverliebt hinzufügen. Er ist eben ein Gott. Doch auch wenn er oft herablassend wirkt, nimmt er die Probleme der Menschen ernst und kümmert sich pflichtbewusst darum. Sei es, eine Schülerin vor Mobbingattacken zu schützen, eine Katze zu finden oder gegen echte Dämonen anzutreten. Mit seinem übersteigerten Selbstbewusstsein überspielt er die Tatsache, dass er heimatlos umherstreift und gottunwürdige Arbeiten verrichten muss. Aber jeder fängt einmal klein an. Hiyori hingegen ist ein ruhiges und verantwortungsbewusstes Mädchen, das von ihren außerkörperlichen Erfahrungen verunsichert wird. Allerdings erkennt sie schnell die Vorteile ihrer Situation, die sie versucht zu genießen, bis Yato eine Möglichkeit gefunden hat, sie wieder fest mit ihrem Körper zu verbinden. Denn dass sie immer wieder einschläft und aus ihrem Körper gerissen wird, macht den Alltag ziemlich kompliziert.

Adachitoka ist das Pseudonym der beiden Mangaka Adachi und Tokashiki, die passend zur düsteren Story mit kontrastreichen Zeichnungen aufwarten. Yato und Hiyori scheinen pechschwarze Haare zu haben, auf dem Cover sind diese jedoch hellbraun, sodass man sie fast nicht erkennt. Bereits auf der farbigen Graphik im Innenteil besitzen jedoch beide wesentlich dunklere Haare. Die Hintergründe sind in der ersten Hälfte meist zu schlicht ausgefallen oder gar nicht vorhanden. Erst gegen Ende des Auftaktbands, als die Dämonenaktivitäten zunehmen, kommt der Leser in den Genuss dynamischer Szenarien. Die Charaktere hingegen überzeugen von Beginn an. Mimik und Gestik sind sowohl in Gesprächen als auch bei Kämpfen gelungen und wirken sehr natürlich. Es gibt zudem einige eindrucksvolle Porträts, an denen man hängen bleibt. Insgesamt sieht „Noragami“ schon richtig gut aus, doch es mangelt noch an Details und ab und an wirkt die selbstverliebte Haltung von Yato übertrieben.


Fazit

Der Auftaktband zu „Noragami“ verspricht eine actiongeladene Story, die mit einer spannenden Mythologie und eigenwilligen Charakteren aufwartet. Yato verhält sich so, wie man es von einem jungen Gott erwartet, doch das macht ihn nicht auf Anhieb sympathisch – es macht ohnehin mehr Spaß, diesen komplexen Charakter erst zu entdecken.


Pro & Contra

+ spannende Mythologie
+ Yatos (auf den zweiten Blick) komplexer Charakter
+ Hiyoris Fähigkeit, ihren Körper zu verlassen
+ actionreich und dynamisch
+ kontrastreiche, stimmungsvolle Zeichnungen

o typische Mystery-Elemente

- Hintergründe anfangs zu nichtssagend

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5


Rezension zu "Noragami" (Volume 1)

Rezension zu "Noragami" (Volume 2)