In dieser ganz besonderen Nacht (Nicole C. Vosseler)

dieser ganz besonderen nacht

 

 

 

 

 

 

 

 

Verlag cbj, Februar 2013
Hardcover, 479 Seiten, € 18,99
ISBN: 357015534X

Genre: Dark Fantasy / Jugend


Klappentext

Nach dem Tod ihrer Mutter muss Amber, die in einer deutschen Kleinstadt gelebt hat, nach San Francisco ziehen – zu ihrem Vater, den sie kaum kennt. Sie fühlt sich einsam und verlassen. Eines Abends begegnet sie dort in einen leer stehenden Haus Nathaniel, einem seltsam gekleideten Jungen. Er scheint der Einzige zu sein, der sie versteht. Aber er bleibt merkwürdig auf Distanz. Als Amber den Grund dafür erfährt, zieht es ihr den Boden unter den Füßen weg. Nathaniel stammt aus einer anderen Zeit und die beiden können niemals zusammenkommen. Doch in einer ganz besonderen Nacht versuchen sie das Unmögliche


Die Autorin

Nicole C. Vosseler, geboren 1972 in Villingen-Schwenningen, studierte Literaturwissenschaft und Psychologie in Tübingen und Konstanz, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Mit ihren Romanen „Unter dem Safranmond“, „Sterne über Sansibar“ und „Der Himmel über Darjeeling“ feierte sie große Erfolge. Die Autorin lebt am Bodensee – mit knapp zweitausend Büchern unter einem Dach.


Rezension

Ambers Mutter ist tot. Viel zu früh an einem Gehirntumor gestorben. Als ob die Qual für sie noch nicht groß genug ist, muss sie nun auch noch umziehen – direkt auf einen anderen Kontinent, weit weg von ihren Freunden und ihren Großeltern. Zu ihrem Vater, den sie kaum kennt und der nie ein wesentlicher Teil ihres Lebens war. Was hat sich ihre Mutter nur gedacht, als sie verfügt hat, dass sie bei ihm leben soll. Zusammen haben sie bis zum Schluss alles besprochen, zusammen haben sie gelitten und gelacht. Und jetzt steht sie in San Francisco, ganz alleine, alles ist fremd, ungewohnt – schlimmer kann es nicht mehr werden. Zum Glück findet sie in der Schule recht schnell Anschluss, aber das Fremde überwiegt immer noch. Als sie nach einem verpatzten Einkaufsbummel mit ihren Freundinnen in eine gefährliche Situation gerät, flüchtet sie sich in ein leerstehendes Haus, welches sie sofort mit seiner heimeligen Atmosphäre umfängt. Dieses Haus wird zu ihrem Zufluchtsort, schon bald richtet sie sich mit ein paar persönlichen Sachen häuslich ein. Unerwartet trifft sie dort Nathaniel, der anscheinend obdachlos ist und auch in diesem Haus Unterschlupf sucht. Zwischen ihnen herrscht von Anfang an ein gewisses Prickeln, was Amber schon bald ihre Einsamkeit vergessen lässt.

Äußerst gefühlvoll schafft die Autorin eine Atmosphäre, in der man sich sofort wohl fühlt. Es gelingt ihr eindrucksvoll, Ambers zwiespältige Gefühle zu beschreiben und sie nicht als neurotische Zicke darzustellen. Ihre Trauer, das Gefühl der Fremdheit und die Schwierigkeit, neue Freunde zu finden wirken realistisch und bodenständig, man kann sich sehr gut in Amber hinein versetzen. Zwar ist sie sauer auf ihren Vater, gibt ihm aber auch kleine Chancen und versucht, ihn nicht vor den Kopf zu stoßen. Sie merkt, dass er sich Mühe gibt und selber nicht genau weiß, wie er mit ihr umgehen soll. Es ist rührend, wie Ted sich immer bemüht und oft genau die richtige Balance erwischt zwischen Vormundschaft, Autorität und Liebe. Obwohl er sie lange nicht gesehen hat, versteht er Amber, einfühlsam geht er auf ihre Wünsche und Bedürfnisse ein. Auch mit ihren Freunden hat sie einen wahren Glücksgriff gemacht, sie stehen alle zu ihr und haben etwas Gemeinsames: sie haben dem Tod in die Augen gesehen. Dadurch entsteht zwischen ihnen ein unsichtbares Band, welches sich schnell verdichtet und sie zu einigen berührenden Handlungen bringt.

Dann ist da noch die Sache mit Nathaniel, in dem Amber ihren Seelenverwandten erkennt und schon bald merkt, dass er nicht wirklich von dieser Welt ist. Trotzdem entwickelt sich zwischen ihnen eine sehr gefühlvolle Beziehung, in die auch bald ihre Freunde involviert werden. Merkwürdige Dinge gehen vor, sie stellen fest, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde. Der Autorin ist die Balance zwischen Mystik und Realität ausgezeichnet gelungen, obwohl es möglicherweise ein paar Stellen gibt, die sich haarscharf an der Grenze zur Schnulzigkeit bewegen. Doch trotz aller Harmonie wird auch nicht auf die dunklen Seiten verzichtet, denn die gehören genauso zum Wesen eines Menschen wie die Sonnenstrahlen.


Fazit

Ein richtiges Wohlfühlbuch hat Nicole C. Vosseler mit In dieser ganz besonderen Nacht geschrieben. Eintauchen in San Franciscos außerordentlicher Atmosphäre lässt einen die Welt um sich herum völlig vergessen und man möchte ewig Zeit mit Ted, Amber und ihren Freunden verbringen, nicht nur in dieser ganz besonderen Nacht.


Pro und Contra

+ interessante, liebenswerte Charaktere
+ interessantes Setting
+ gelungene Atmosphäre
+ die Liebe zu San Francisco spricht aus jedem Wort
+ witzig, spritzig und äußerst gefühlvoll
+ gelungene Nebencharaktere
+ die richtige Balance zwischen Mystik und Realität

- Handlungen manchmal grenzwertig

Wertung sterne4.5

Charaktere 4,5/5
Handlung 4,5/5
Lesespaß 5/5
Preis/Leistung 4/5