Die weissen Schatten der Nacht (Sabine Klewe)

weissen schatten nacht

Verlag Goldmann, Juni 2013
Taschenbuch, 350 Seiten, € 8,99
2. Fall mit Lydia Louis und Chris Salomon
ISBN 978-3442479481

Genre: Regionalkrimi


Klappentext

Düsseldorf in der Vorweihnachtszeit. Die zehnjährige Antonia Bruckmann wird mit gebrochenem Genick zu Hause aufgefunden. Zahlreiche Hämatome und Abschürfungen sprechen gegen einen Unfall. Bei der Obduktion stellt sich zudem heraus, dass das Mädchen nach seinem Tod missbraucht wurde. Die Kommissare Lydia Louis und Christopher Salomon stehen vor einem Rätsel: Ist Antonia das Zufallsopfer eines Perversen geworden, oder haben sie es mit einem Fall von hässlicher Gewalt zu tun? Ihre Ermittlungen führen Louis und Salomon zu der mysteriösen Leonie – und zu einer Wahrheit, die sie lieber nie herausgefunden hätten...


Die Autorin

Sabine Klewe, Jahrgang 1966, lebt und arbeitet als Schriftstellerin in Düsseldorf und hat zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht.


Rezension

Antonia Bruckmann ist tot. Wie eine Puppe liegt sie am Ende der Treppe, die Gliedmaßen verrenkt und mucksmäuschenstill. Eine besondere Betroffenheit liegt auch über der Polizei, wenn es um Kinderleichen geht. Besonders betroffen ist auch Chris Salomon, Lydia Louis’ neuer Partner, bei Kindern hat er mit einem schweren privaten Trauma zu kämpfen. Nichtsdestotrotz arbeiten sie aber immer noch bei der Mordkommission, und so tragen sie mit Hochdruck die Fakten zusammen, um Tonis Mörder zu finden. Schon bald treten sie aber auf der Stelle, denn betroffene Personen halten wichtige Aussagen zurück, Tonis Freundin weiß wohl mehr, als sie sagen will – aber die Ermittler haben keine Möglichkeit, es von ihr zu erfahren. Erst weitere Ereignisse, die scheinbar nichts mit dem Fall zu tun haben, bringen die Ermittler wieder auf die richtige Fährte.

Lydia und Chris sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere. Lydia ist die Wilde, sie trinkt gerne und gabelt in Kneipen schon mal spontane Übernachtungsgäste auf. Feste Bindungen sind nichts für sie, zusätzlich mit ihrem wilden Fahrstil verkörpert sie alle Klischees des verruchten Ermittlers. Christopher dagegen ist der Solide, er ist derjenige, dem man sich anvertraut, der zuverlässig all seinen Aufgaben nachgeht. Gerade aber bei Gewaltdelikten mit Kindern stösst er schnell an seine Grenzen, was zu überstürzten, unbedachten Handlungen führt. Die beiden ergänzen sich wunderbar gegenseitig, auch wenn sie miteinander manchmal Schwierigkeiten haben, schaffen sie es doch, ihre Arbeit zuverlässig zu erledigen und auch noch genau die richtige Portion an Logik und Schlussfolgerungen einzusetzen.

Sabine Klewe hat hier viele kleine Puzzleteilchen, die erst einmal nicht zueinandergehörig erscheinen, geschickt zu einem kompletten Bild gewoben. Sie schafft es, zu überraschen, geschickte Hinweise zu streuen, um dann mit einem Täter aufzuwarten, den man so nie auf der Liste hatte. Der Aha Effekt ist enorm, wenn auch abschließend noch nicht alle Fäden wieder verknotet sind. Die des Falles zwar schon, aber bei den privaten Sachen nicht nur der Hauptermittler bleibt noch einiges offen, was auf einen nächsten Fall hoffen lässt. Der Stil ist sehr angenehm und das Cover wunderschön gewählt, denn Die weissen Schatten der Nacht haben es richtig in sich.


Fazit

Sabine Klewe vermag in Die weissen Schatten der Nacht zu überzeugen: Stimmig führt sie durch einen Regionalkrimi, der oft die eingefahrenen Gleise verlässt und mit Überraschungen punkten kann. Besonders das Ende mit all den Auflösungen hat es in sich, die Spannung ist absolut gelungen und zur richtigen Zeit auf dem Höhepunkt, der lang anhält und wahren Lesegenuss verspricht.


Pro und Contra

+ überraschende neue Wendungen
+ kurzer, knapper, fesselnder Erzählstil ohne überflüssige Dramatik
+ interessante Charaktere
+ unerwarteter Täter
+ Plot lässt sich nicht erahnen
 
 o Lydia polarisiert als Ermittler

- zuviel Psychokram der Hauptermittler

Wertung  sterne4

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5