Was geschah mit Mara Dyer? (Michelle Hodkin)

Verlag: dtv (März 2013)
Taschenbuch, 480 Seiten, 14,95 €
ISBN: 978-3423715362

Genre: Jugendbuch / Fantasy


Klappentext

Mara hat das Gefühl, verrückt zu werden. Sie weiß nicht, was in jener Unglücksnacht geschah, als ihre Freunde ums Leben kamen. Nur bruchstückhaft kehrt die Erinnerung zurück - und offenbart eine Wahrheit, die nicht nur Maras Welt zum Einstürzen bringt ...


Rezension

Das erste Mal als Mara die Augen aufschlägt, befindet sie sich im Krankenhaus. Denn nach einem tragischen Unfall, bei dem ihr Freund Jude, seine Schwester Claire und ihre beste Freundin Rachel gestorben sind, ist sie die einzige Überlebende - und verlor all ihre Erinnerungen. Was haben sie in der verlassenen und baufälligen Anstalt gesucht? Wieso sind sie dorthin aufgebrochen? Und warum hat nur sie überlebt? Als sie Noah auf ihrer neuen Schule kennen lernt, kehren auch allmählich die Erinnerungen zurück, ebenso wie sich mysteriöse Todesfälle in ihrer Umgebung mehren. Und bald schon muss Mara feststellen, dass nicht nur mit ihr etwas nicht stimmt, sondern dass auch Noah seine dunklen Geheimnisse bewahrt...

Mit ihrem Debüt "Was geschah mit Mara Dyer?" schafft Michelle Hodkin einen atemberaubenden Roman, welcher sich durch Spannung, verschwimmende Parallelen und wunderbare Charaktere auszeichnet. Schon zu Beginn der Geschichte wird der Leser mit einem unglaublichen Gänsehautfeeling begrüßt. Die Situation, in der Protagonistin Mara Dyer sich befindet, nämlich dem völligen Verlust ihrer Erinnerungen der letzten Tage, wirft viele offene Fragen auf, welche sich nach und nach und vor allem durch einige Rückblicke innerhalb der Geschichte, zu einem großen und ganzen zusammensetzen. Interessant dabei ist, dass die Autorin es unglaublich gut schafft, die Realität, wie wir sie kennen, mit den Halluzinationen von Mara verschwimmen zu lassen, sodass man sich des Öfteren die Frage stellen muss, welche Szenen und Gegebenheiten nun der Realität entsprechen und welche nicht. Dennoch bringt die Autorin es fertig, eine klare rote Linie innerhalb der Storyline zu schaffen, sodass der Leser genötigt ist, sich mit all seinen Gedanken und Gefühlen in die Geschichte zu integrieren.

»» Man muss ein Künstler sein, und ein Wahnsinniger obendrein, ein Spielball unendlicher Melancholie, um sofort den tödlichen kleinen Dämon unter den normalen Kindern zu erkennen«, sagte er mit sanfter, leiser Stimme  und wob seinen britischen Akzent um die Worte. » Da steht sie, von ihnen unerkannt
und sich ihrer fantastischen Macht selber nicht bewusst, ««

(Aus: Was geschah mit Mara Dyer?, S. 68)

Mit Blick auf die Figuren der Geschichte kann man deutlich sagen, dass die Autorin ihren Charakteren individuelle Eigenschaften mitgegeben hat, welche sich auf unterschiedlichste Art und Weise innerhalb der Handlungsebene äußern. Dies wird vor allem bei den Protagonisten des Romans deutlich, Mara und Noah, welche sich auf Maras neuer Schule kennen lernen. Dabei glänzt Noah vor allem mit seiner Leichtigkeit, humorvollen und auch ironischen Aussagen und seiner Zuneigung, welche er offensichtlich im Verlauf der Geschichte für Mara entwickelt. Mara jedoch wird als ziemlich ambivalenter Charakter dargestellt, welcher im Verlauf der Storyline eine außerordentliche Entwicklung durchmacht. All ihre Gedanken und Gefühle sind authentisch, nachvollziehbar und nehmen den Leser absolut für sich ein. Auch wenn sie eher die ruhige Miene hält und sich nur wenigen Menschen öffnet, erfährt man die genauen Gründe dafür und kann sich daher sehr stark mit ihr identifizieren.

Genau deswegen gestaltet sich der Handlungsverlauf auch unglaublich spannend. Während man mit den Charakteren mitfiebert und man sich authentisch mit den Figuren identifizieren kann, fliegen die Seiten nur so dahin. Man ist kaum in der Lage, den Roman auch nur für ein paar Sekunden zur Seite zu legen. Insbesondere die Gedanken und Gefühle Maras' setzen einem deutlich zu. Dabei erwischt man sich oft bei dem Gedanken, was man selbst in ihrer Situation getan und wie man reagiert hätte. Hier teilt sich die Grenze zwischen Wahnsinn, Unglaubwürdigkeit und reiner, purer Wahrheit. Und genau dies ist eine der Komponenten, welchen diesen Roman zu etwas besonderem werden lassen und aus dem Mainstream herausheben. Auch mit fortschreitender Seitenzahl und vielleicht auch gerade deshalb, nimmt die Story einen immer spannenderen Verlauf, sodass auch der Höhepunkt der Geschichte und die Erinnerungen Maras eine reine Sinnflut an Gefühlen und Gedanken beim Leser auslösen, welche einen einfach mitreißen und überschwemmen. Heftig wird es dann auch zum Schluss des Romans, welcher mit einem wirklich bitterbösen Cliffhanger endet, der einen in Gedanken einfach nicht mehr loslässt. Und obwohl das Potenzial der Story nahezu gänzlich ausgeschöpft wurde, lässt das Ende nochmal eine Steigerung im Folgeband erhoffen, welcher hoffentlich bald erscheinen wird.


Fazit

Was geschah mit Mara Dyer? von Michelle Hodkin ist ein atemberaubender Roman und ein Pageturner ohnegleichen. Die Parallelen zwischen den Halluzinationen der Protagonisten und der Realität verschwimmen gekonnt miteinander und lassen den Leser tief in die Geschichte eintauchen. Wunderbare Charaktere und eine super spannende Story mit Gänsehautfeeling bestimmen den Verlauf. Wer nach etwas besonderem sucht, hat es hier gefunden. Ein Roman, welchen man unbedingt gelesen haben muss, weil man sonst im Leben etwas verpasst. Unbedingt lesen!


Pro & Contra

+ Tolle Charaktere
+ Verschwimmende Parallelen
+ Rasant & spannend
+ Pageturner ohnegleichen
+ Authentisch, berührt den Leser 
+ Genialer Cliffhanger

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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