Das Buch des Todes (Anonymus)

Lübbe (Mai 2013)
Originaltitel: The Book of Death
übersetzt aus dem britischen Englisch
von Alexandra Hinrichsen und Thomas Schichtel
Paperback, Klappbroschur
398 Seiten, 16,99 EUR
ISBN: 978-3-7857-6089-5

Genre: Horror / Splatter


Klappentext

In Santa Mondega zieht der Killer Bourbon Kid gegen Vampire und korrupte Polizisten ins Feld. Doch die Jagd endet in einem blutigen Massaker. Und mit seinem Tod. Bourbon Kids Gegner Gaius Rameses hat nun freie Bahn und ruft alle übrigen Vampire dazu auf, sich zu einer Armee zusammenzuschließen. Ihr Ziel: die Unterjochung der gesamten Menschheit.

Leider ist Bourbon Kid auch nach seinem Tod noch ziemlich sauer. So sauer, dass er einen Pakt mit dem Teufel schließt, um in die Welt der Lebenden zurückzukehren …


Rezension

Das Auge des Mondes hat den gefürchteten Bourbon Kid in einen Menschen zurückverwandelt – inklusive Seele. Sein Talent zu Töten ist zwar noch vorhanden, doch sein legendärer Killerinstinkt ist verschwunden. Und ausgerechnet jetzt stellt der uralte Vampir Gaius Rameses eine Armee auf, um die Welt der Menschen zu unterwerfen. Nach dem Blutsauger-Massaker droht nun ein Massaker an den menschlichen Bewohner von Santa Mondega.  Eigentlich könnte das dem Kid egal sein – doch dann kommt seine wahre Identität ans Licht und seine Jugendliebe wird von Vampiren entführt. Auf seinem Rachefeldzug ist ihm seine neuerworbene Seele nur lästig. Der Kid sieht nur einen Ausweg: Er muss einen Pakt mit dem Teufel schließen …

„Das Buch des Todes“ setzt die Geschichte des zweiten Bandes („Das Buch ohne Staben“) fort – das ist insofern spannend, da es sich beim dritten Band („Das Buch ohne Gnade“) um eine abgedrehte Vorgeschichte handelte. Diese bekommt nun für die Entwicklung der Reihe einen besonderen Sinn und der anonyme Autor lässt seine Leserschaft wieder einmal über den hohen Vernetzungsgrad seiner Geschichte staunen. Immer wieder wird Bezug auf frühere Ereignisse genommen, die eine neue Bedeutung bekommen. Der Erzählstil ist temporeich und schäumt geradezu über vor Fäkalsprache und ekelerregenden Beschreibungen. „Das Buch des Todes“ ist wie seine Vorgänger nichts für zartbesaitete Leser – wohl aber für jene, die Filmen von Quentin Tarantino etwas abgewinnen können. Fast könnte man glauben, der berühmte Regisseur verberge sich hinter dem anonymen Autor, der die Lachmuskeln seiner schwarzhumorigen Leserschaft überstrapaziert.

In dieser kranken Geschichte wird ein Massenmörder zum coolen Helden: Nach einem traumatischen Erlebnis in seiner Jugend dreht der Kid nach dem Genuss eines Gläschens Bourbon durch – und bringt alle um, die ihn schief angucken. Oder auch die, die ihn gar nicht angucken. Vor allem aber Vampire. Der Kid ist in Santa Mondega zu einer finsteren Legende geworden und die korrupte Polizei benutzt ihn als Sündenbock für allerhand Morde, die er (ausnahmsweise) nicht begangen hat. Entsprechend ist der Kid auf die Gesetzeshüter schlecht zu sprechen. Ausgerechnet der Barkeeper Sanchez, der bereits in den Vorgängerbänden die Rolle des Idioten mit zu viel Glück spielte, tritt nun in den Polizeidienst ein – schließlich mangelt es an Personal, nachdem der Bourbon Kid alle abgeschlachtet hat. Sanchez trägt auch dieses Mal maßgeblich zum Handlungsverlauf bei, vor allem durch seine grenzenlose Dummheit und Feigheit. Auch Dante und Kacy, die wir ebenfalls aus den Vorgängern kennen, stellen sich nicht gerade schlau an. Durch unglückliche Umstände sind die beiden nun Vampire, allerdings recht zahme.

Dieses Mal stehen gleich beide Bücher, die für die Reihe namensgeben sind, im Mittelpunkt: „Das Buch ohne Namen“, in dem die Geschichte aus „Das Buch ohne Namen“ geschrieben steht und in dem ein Nebencharakter ausführlich liest, und „Das Buch des Todes“, mit dem man jemandem töten kann, indem man seinen Namen samt Todesdatum hinein schreibt. Auch „Das Buch ohne Namen“ tötet – allerdings nur Vampire. Und jeden, der es liest. Beide Bücher erleben im vierten Band eine turbulente Reise und man kann nie sicher sein, ob eines davon oder gar beide den Vampiren in die Hände fallen. Überhaupt weiß man nie genau, wer letztlich stirbt und wer vielleicht überlebt. Durch seine geschickte Erzählweise lässt der anonyme Autor den Leser glauben, dass gewisse Personen getötet wurden – erst im Nachhinein fällt auf, dass ihr Tod nicht explizit beschrieben wurde. Letztlich müssen natürlich auch dieses Mal viele dran glauben. Vor allem Blutsauger, aber auch viele Menschen, deren Lebensgeschichte der Autor kurz umreißt, ehe er sie auf unappetitliche Weise dahinscheiden lässt.

Einziges Manko des blutigen Trips: Wieder einmal hat der Übersetzer gewechselt. Die negativen Auswirkungen konnte man bereits im dritten Band spüren, wo viele Formulierungen im Deutschen nicht mehr ganz so knackig waren. Auch im vierten Band gelingt es nicht, das rasante Leseerlebnis der ersten beiden Bände wiederherzustellen. Dennoch liest sich auch „Das Buch des Todes“ gut, was vor allem an der genialen Story mit ihren vielen Wendungen liegt. Das Ende ist dieses Mal endgültiger und man fragt sich, was soll da noch kommen? Ohne die Vorgängerbände gelesen zu haben, dürfte dieser Roman allerdings nur halb so viel Spaß machen.


Fazit

„Das Buch des Todes“ lebt wie seine Vorgänger von derben Dialogen und einer rasanten Story mit hohem Vernetzungsgrad. Viele Wendungen halten die Geschichte durchweg spannend, wobei Leser mit einem tief schwarzen Humor voll auf ihre Kosten kommen. Der anonyme Autor schreibt Trash, der gleichzeitig hohe Erzählkunst ist: eine so gut durchdachte Geschichte bekommt man selten geboten – schräg, blutig und ziemlich krank!


Pro & Contra

+ herrlich derbe und schräge Dialoge
+ ein Serienkiller als „sympathischer“ Held
+ originelle Charaktere mit echten Ecken und Kanten
+ rasanter und raffinierter Erzählstil
+ hoher Vernetzungsgrad der Geschichte (ab Band 1)
+ tiefschwarzer Humor

o viel sinnlose Gewalt

- die Übersetzung der ersten beiden Bände war besser

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5

Rezension zu "Das Buch ohne Namen" (Band 1)

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