Die Farbe des Todes (Leslie Parrish)

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Verlag Lyx, Februar 2013
Originaltitel: Don’t look away, übersetzt von Sabine Schulte
TB, 404 Seiten, € 9,99
ISBN 978-3802588693

Genre: Thriller


Klappentext

Washington, 2022: Im Keller des Weißen Hauses wird die grausam zugerichtete Leiche einer Frau gefunden. Detective Veronica Sloan wird auf den Fall angesetzt – als Teil eines Spezialteams, das mit neuer Technologie Morde schneller aufklären soll. Das Projekt ist noch geheim, doch das Opfer war offenbar darin involviert. Es scheint, der Mörder wusste genau, womit er es zu tun hat. Denn er hat den Kopf der Leiche verschwinden lassen...


Die Autorin

Leslie Parrish ist das Pseudonym der Autorin Leslie Kelly. Neben Liebesromanen schreibt sie auch düstere Thriller für eine wachsende Fangemeinde. Die Veronica Sloan Serie hat sie exklusiv für ihre deutschen Fans konzipiert. Parrish lebt mit ihrem Mann und drei Töchtern in Maryland.


Rezension

Amerika im Jahre 2022. Nach einem Terroranschlag am 20. Oktober 2017 auf das Weiße Haus ist dort nichts mehr so, wie es einst war. Neue, sehr verschärfte Sicherheitskonzepte wurden erstellt, Polizei, FBI und CIA tragen einheitliche Uniformen, an deren Farben man sofort die Zugehörigkeit feststellen kann. Jeder gesetzestreue Bürger hat einen Datenchip im Arm implantiert, auf dem die wichtigsten Daten programmiert sind, inklusiver seiner Krankengeschichte. Fluch oder Segen? Die Bevölkerung ist uneins über diesen Punkt, die meisten sind allerdings dafür - der Polizei und den Sanitätern und Ärzten wird die Arbeit erheblich erleichtert. Veronica Sloan allerdings ist noch einen Schritt weiter. Sie ist Teil einer speziellen Geheimoperation, denen kleine Kameras an den Augen implantiert wurden, die Bilder von dem, was sie aktuell sehen, permanent speichern. So soll in Zukunft die Polizei in der Lage sein, ein Verbrechen direkt aus der Sicht des Opfers sehen zu können.

Aber bisher weiß noch niemand offiziell von diesem Experiment, die Probanden sind über ganz Amerika verstreut, ihre Identitäten sorgfältig gehütet. Doch wenn einer der Teilnehmer in ein Verbrechen verwickelt wird, ist Ronnies Spezialeinheit anzufordern – wie bei diesem Todesopfer, welches in den Katakomben der Baustelle des Weißen Hauses gefunden wird. Ohne Kopf – aber den brauchen die Spezialermittler dringend, wie sonst sollten sie an die Daten kommen. Zum Glück taucht der Kopf wenig später wieder auf, und mit ihm Jeremy Sykes, ein weiterer erfolgreicher Absolvent des Spezialprogramms, der nun mit Ronnie zusammen auf Spurensuche geht. Was Ronnie gar nicht recht ist, brachte doch der smarte Agent bereits eine Seite in ihr zum Klingen, die sie schon lange verschlossen hält und auch jetzt nicht zum Vorschein bringen möchte. Doch dann geschieht ein weiterer Mord.

Ronnie ist eine der Frauen, die gerne zuerst mit dem Kopf durch die Wand gehen. Gefühle sind was für Weicheier, nur sie alleine kann den Fall lösen und hat permanent Angst, die Kontrolle oder Informationen zu verlieren. Dass Jeremy hinzugezogen wird, ist ihr so gar nicht recht, er könnte ja vorher irgendetwas herausfinden und es ihr möglicherweise verschweigen. Oder er könnte sie aus falsch verstandenem Ehrgefühl schützen wollen, nur weil sie eine Frau ist – eine absolute Horrorvorstellung für Ronnie. Ständig muss sie sich und allen anderen beweisen, was für eine starke Persönlichkeit sie doch ist, dabei ist sie ungeduldig und benimmt sich oft herablassend anderen Menschen gegenüber. Jeremy Sykes ist ihr Gegenpol, er ist warmherzig und klug, humorvoll und integer. Außerdem mag er Ronnie sehr – warum, erschließt sich nicht so wirklich, ihre Halsstarrigkeit ist manchmal nicht zum Aushalten. Eine Liebesgeschichte zwischen den beiden gibt es – noch - nicht, zuerst einmal vertiefen sie ihre Freundschaft. Die Aufklärung der Verbrechen spricht zuerst einmal für sich, die Idee dazu ist innovativ und bewegend. Denn sich einen Mord aus der Sicht des Opfers anzusehen ist hochemotional verstörend und lange nicht so einfach, wie es sich anhört. Bei diesen Szenen brilliert die Autorin, der Leser wird gepackt und in eine Situation verfrachtet, die ihn alles vergessen lässt, ihn mitreisst und erschüttert wieder ausspuckt. Durch diese Szenerie lebt das Buch, sie entpuppen sich als wahre Highlights.

Anfangs fühlt man sich allerdings in ein Kinderspiel versetzt, die Autorin packt ihren Koffer und fügt alle paar Seiten ein weiteres Teil hinzu, wobei sie gebetsmühlenartig die bereits bekannten Details auf keinen Fall vergisst. So wird einem immer wieder eingehämmert, was am 20. Oktober passierte, im nächsten Satz kommt dann zum Datum vielleicht ein Toter hinzu, dann wieder zum Datum und dem Toten ein weiteres Ereignis. Und so zieht es sich bis fast zur Hälfte, bis man dann endlich weiß, was genau alles an dem Tag passiert ist, wobei man das Datum wahrscheinlich nie wieder vergessen wird, so oft wurde es wiederholt. Danach nimmt das Buch aber endgültig an Fahrt auf, Ereignisse überschlagen sich und die Autorin setzt gekonnt falsche Fährten und streut Hinweise ein, die den Leser immer wieder in unbekannte Richtungen lenkt. Zusätzlich wird uns eine bedrückende Szenerie gezeigt, bei all dem Überwachungswahnsinn könnte das durchaus unsere Zukunft sein.


Fazit

Wird unsere Welt in ein paar Jahren wirklich so aussehen? Möglich ist es, Leslie Parrish hat in ihrem ersten Fall mit Veronica Sloan - Die Farbe des Todes - ein bedrückendes Szenario geschaffen. Die Nacherlebnisse durch die Augenkamera sind faszinierend und erschütternd, unwillkürlich wird man in eine Atmosphäre gezogen, die man niemals wirklich erleben möchte.


Pro und Contra

+ teils sperrige Charaktere
+ neuartiger Plot
+ bedrückendes Szenario
+ innovativ

- anfangs zu viele Wiederholungen
- die Geschichte dauert lange an, bevor sie richtig Fahrt aufnimmt
- Ronnie zu überheblich

Wertung  alt

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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