Versunkene Städte (Paolo Bacigalupi)

versunkene stdte

Heyne Verlag (Juli 2013)
Taschenbuch, 480 Seiten, € 8,99
ISBN: 978-3-453-53446-9

Genre: Science-Fiction, Zukunftsthriller


Klappentext

Die Kriegswaisen Mahlia und Mouse leben in den Versunkenen Städten, einem Gebiet, das früher als Washington D.C. bekannt war – bevor Klimakatastrophen, Rohstoffmangel und Bürgerkriege Amerika ins Chaos gestürzt haben. In den Versunkenen Städten gilt das Gesetz des Stärkeren – und das sind meist die bis an die Zähne bewaffneten Soldaten. Als Mahlia und Mouse von einem Ort hören, an dem Frieden herrschen soll, machen sie sich auf die Suche danach. Doch im undurchdringlichen Dschungel, der die Versunkenen Städte umgibt, lauern noch viel größere Gefahren als die Willkür der Soldaten, und der Weg in die Freiheit wird für Mahlia und Mouse zum größten Abenteuer ihres Lebens …


Rezension

Schon mit seinem überragenden „Biokrieg“ hat Bacigalupi gezeigt, dass er einer der Autoren für realistische und packende – wenn auch betrübliche – Zukunftsvisionen ist. Und so lässt er es sich auch in „Versunkene Städte“ nicht nehmen, die USA nach allen Regeln der Kunst zu demontieren: Bürgerkriege und Überschwemmungen haben das Land an den Rande des Ruins geführt – und darüber hinaus. Im verwüsteten ehemaligen Washington D.C. ist für die Protagonisten Mahlia und Mouse ein erbitterter alltäglicher Kampf ums Überleben entbrannt: Nicht genug mit Hungersnöten, haben die Bewohner der „versunkenen Städte“ auch unter den Soldaten verschiedenster Gruppierungen zu leiden, die um die Vorherrschaft im entstandenen Machtvakuum kämpfen.
Ausgehend von dieser Ausgangssituation kreiert Bacigalupi wieder einmal ein erstklassiges Setting, das eine intensive Atmosphäre garantiert. Dieses Setting versieht er dabei mit vielen durchdachten Details, sodass sich dem Leser ein stimmiges Gesamtpanorama seiner düsteren Zukunftsvision offenbart, die das Eintauchen in das Buch für den Leser sehr komfortabel gestaltet. Und auch, wenn der Fokus der Erzählung deutlich im „Jetzt“ liegt und Bacigalupi sein Setting mit vielerlei Ideen spickt, so wird die Vergangenheit glücklicherweise zumindest hin und wieder angerissen. Hier hätte man sich allerdings noch mehr Hintergrundinformationen gewünscht, wie es denn nun im Einzelnen „so weit kommen konnte“.

Etwas im Gegensatz zu diesem – wieder einmal recht opulenten - Setting steht diesmal die auffallend schlichte Handlung; der Plot erinnert über große Strecken an ein Jugendbuch. Natürlich nicht zuletzt durch die Jugendlichen Protagonisten – auch, wenn diese wirklich gelungen sind, was Handlungsmotive und Hintergründe betrifft. Aber auch der lineare Handlungsaufbau, der einzig durch die zwei unterschiedlichen Erzählperspektiven etwas an Tiefe gewinnt, trägt zu diesem Eindruck bei. Dabei sind beide Handlungsstränge – für sich und auch zusammengenommen betrachtet – durchaus spannend. Immer wieder wartet Bacigalupi mit tollen Ideen auf, die Setting und Handlung aufwerten und somit nicht unwesentlich zum Lesevergnügen beitragen.
Das Ziel der Protagonisten – und somit auch das „Ziel“ der Handlung – steht schon früh fest: Raus aus den Versunkenen Städten. Bleibt also von Autorenseite nur noch, den Charakteren möglichst viele Steine in den Weg zu legen. Zugegeben ist das nicht gerade eine raffinierte Art, eine Geschichte zu erzählen. Glücklicherweise versteht Bacigalupi es, dies immerhin spannend und temporeich zu tun.
Doch gerade im Vergleich mit seinem „großen“ Buch „Biokrieg“ fällt diese Schlichtheit umso mehr auf. Wer also ein weiteres Buch dieses Kalibers erwartet, muss beinahe zwangsläufig enttäuscht werden. Denn auch, wenn „Versunkene Städte“ zweifellos seine starken Momente hat, fällt hier alles eine Nummer kleiner aus.


Fazit

Atmosphärisch, spannend und temporeich geht es in eine düstere Zukunft, die Bacigalupi regelrecht zelebriert. Und auch, wenn „Versunkene Städte“ mit seiner schlichten Art und seinen Jugendlichen – wenn auch guten – Charakteren eher „Jugendbuchfeeling“ aufkommen lässt, sollten Fans von düsteren Zukunftsvisionen einen Blick riskieren. 


Pro & Kontra

+ Setting ist durchdacht, detailiert und Garant für eine tolle Atmosphäre
+ die beiden Protagonisten

o lineare, aber spannende und temporeiche Handlung
o erinnert stark an ein Jugendbuch

- hält dem Vergleich zu „Biokrieg“ nicht stand

Wertung: alt

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Biokrieg"