Schattenlichter (Theodore Roszak)

Heyne Verlag (Juni 2009)
Taschenbuch, 880 Seiten, EUR 10,95
ISBN: 978-3453525740

Genre: Mystery


Klappentext

Ein junger Filmstudent auf den Spuren eines vergessenen Kultregisseurs. Rätselhafte Symbole und versteckte Hinweise in alten Stummfilmen. Ein mysteriöser Orden, der seine Novizen in der Kunst des Filmhandwerks unterweist. Ein Geheimnis, das den Lauf der Welt für immer verändern wird ...


Rezension

Ein Buch über das Medium Film. Was im ersten Moment etwas ungewöhnlich klingt, entpuppt sich als großartiger Roman, der in den USA bereits Kultstatus hat.

Jonathan Gates ist der Protagonist und Ich-Erzähler, dessen Lebensgeschichte sich dem Leser in "Schattenlichter" präsentiert. Eine Geschichte, die ganz im Zeichen des Kinos steht. Schon in recht jungen Jahren entwickelt Gates - über Umwege - eine Leidenschaft für Kinofilme, eine Leidenschaft, die sein ganzes Leben überdauert und prägt, Privatleben sowie berufliche Laufbahn. Dabei wächst sein Interesse für einen bestimmten Regisseur - Max Castle -, wird schließlich zu einer Art Obsession und lässt ihn nach und nach eine Verschwörung von erschreckendem Ausmaß aufdecken, die mit Castles Filmen zu tun hat.

Sehr gekonnt lässt Roszak den Leser am Leben von Jonathan teilhaben, ihn immer besser kennen lernen und ihn auf seinem gesamten ungewöhnlichen Lebensweg begleiten. Das lässt den Protagonisten ausgesprochen plastisch wirken, eine Eigenschaft, die auch die Nebencharaktere des Romans teilen.
Dabei flechtet er auch immer wieder interessante zeitgeschichtliche Aspekte der jeweiligen Zeit ein. Diese wirken ungezwungen und geben dem Leser einen sehr prägnanten Eindruck der kulturellen - insbesondere das Medium Film betreffenden - Entwicklung des 20. Jahrhunderts.
Die notwendigen technischen Details sind auch für jene interessant, die sich eigentlich nicht für das Thema Film interessieren. Ebenso geschickt in die Handlung eingeflochten, tragen auch sie einen Gutteil zur Authentizität des Romans bei.
Womit wir bei einer der ganz großen Stärken des Romans wären: Obwohl es sich um einen Mystery-Roman handelt, ist er geradezu verblüffend authentisch. Das liegt auch daran, dass sich Roszak die nötige Zeit nimmt, um die Handlung mitsamt allen Details zu entwickeln. Manch einem wird diese langsame und mit viel Liebe zu vielleicht nebensächlichen Details geschriebene Art nicht gar so gut gefallen. Tatsache ist aber, dass sie entscheidend den authentischen Schreibstil Roszaks ausmacht, denn die Details sind immer nützlich, sei es, um eine Facette der Handlung besser zu beleuchten oder um das Gesamtbild einfach noch etwas auszuschmücken. Dass er dabei bei dem recht ungewöhnlichen Sexualleben des Protagonisten nicht halt macht, ist nur konsequent, auch wenn der eine oder andere daran vielleicht Anstoß nehmen könnte.
Und dies sind nicht die einzigen bizarren Stellen des Romans; denn auch bei der Beschreibung der fast schon grotesken Filme, mit denen sich der Protagonist zunehmend beschäftigt, geht Roszak detailliert zu Werke.

Wenn man dann das gesamte Ausmaß der Geschichte erfasst, bleibt einem nur, staunend innezuhalten. Nicht zuletzt auch wegen der meisterhaften Art, wie Roszak einen auf subtile Weise dorthin führt. Zusammen mit dem Ich-Erzähler deckt man nach dessen akribischen Nachforschungen Schritt für Schritt eine gewaltige Verschwörungsgeschichte auf.


Fazit

Doch "Schattenlichter" ist nicht nur ein Roman um der Verschwörung Willen. Deutlich anzumerken ist dem Autor die Liebe zum Film und dessen Geschichte und bietet somit einen erfrischend neuen Rahmen für eine Geschichte dieses Genres. Auch sonst hat "Schattenlichter" alles, was ein gutes Buch braucht; die erwähnte Handlungs- und Charakterentwicklung, einen tollen Schreibstil, überraschende Wendungen, Selbstironie, Authentizität ...


Pro & Kontra

+ gute, nachvollziehbare Entwicklung des Protagonisten
+ sehr authentisch
+ detaillierter, teils auch ironischer Schreibstil
+ interessante, gelungen eingebrachte Aspekte über Filmgeschichte, Technik und Kultur

o teils ungewöhnliche, bizarre Szenen, die recht heftig wirken
o langsame (angemessene) Entwicklung der Handlung

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5