Romeo für immer (Stacey Jay)

Verlag: INK Egmont (Oktober 2012)
Gebundene Ausgabe, 17,99 €, 352 Seiten
ISBN: 978-3863960223

Genre: (Jugend-) Fantasy


Klappentext

Er hat nur drei Tage Zeit, um die wahre Liebe zu finden…

Seit Romeo seine einstige Geliebte Julia getötet hat, wandert er als Söldner der Apokalypse durch die Jahrhunderte – mit nur einem Ziel: die Liebe zwischen zwei Menschen zu zerstören. Aber die Mächte des Bösen haben ihn verstoßen. Wenn Romeo nicht auf ewig verdammt sein will, bleibt ihm nur eine einzige Chance: Er muss auf die Seite der Botschafter des Lichts wechseln und das Herz eines Mädchens erobern. Doch Romeo weiß nicht, dass die Auserwählte das Schicksal der ganzen Welt in den Händen hält, denn in ihr tragen die Mächte es Bösen und des Guten einen erbitterten Kampf aus…


Rezension

Nach dem Verrat an den Söldnern und an Julia, seiner einstigen Geliebten, fristet Romeo ein Dasein im Schatten. Um nicht zu einer verdammten Seele zu werden und eine grauenhafte Existenz im grauen Nebel zu führen, muss Romeo die Seiten wechseln. Die Botschafterin des Lichts ist entschlossen, ihm eine Chance zu geben und ein Botschafter des Lichts zu werden. Dafür soll er lediglich die Liebes eines Mädchens erobern – und zwar in drei Tagen. Kein Problem für einen Charmeur wie Romeo. Doch was zunächst als einfache Angelegenheit erscheint, wird mit einem Schlag zur nüchternen Wahrheit. Denn er soll nicht irgendein Mädchen verführen – sondern Ariell, die Frau, die er eigenhändig in einer anderen Dimension zu ermorden versuchte…

» Es gibt für einen Menschen nichts Höheres als die Liebe. «
(Zitat aus: Romeo für immer, S. 276)

Mit „Romeo für immer“ liefert Autorin Stacey Jay den Abschlussband um die tragische Geschichte von Romeo und Julia, welche in ewiger Feindschaft auf Seiten des Guten und des Bösen jahrhundertelang gegeneinander kämpften. Doch so wunderschön wortgewandt, romantisch und traumhaft Band eins der Geschichte erzählt wurde, so nervenaufreibend, langatmig, unglaubwürdig und wahrhaft kitschig schließt diese Story die Ereignisse um Romeo und Julia. Dabei schließt die Handlung von „Romeo für immer“ nahtlos an die Ereignisse seines Vorgängers an und führt den Leser erneut in die undurchsichtige Welt der Söldner und Botschafter. Mit seinem Verrat an den Söldnern bleibt Romeo nichts anderes übrig, als auf die Seite der Botschafter zu wechseln. Und dies ist seine einzige Chance dem Dasein als verrottende Seele im Schleier des Nebels zu umgehen. Mit dem Seitenwechsel und seiner damit verbundenen Aufgabe, wird Romeo in eine andere Dimension geschickt, zu der Zeit, als der den damaligen Körper Julias zu ermorden versuchte. An dieser Stelle setzt die Haupthandlung der Geschichte an und erzählt fortan von Romeos Bemühungen um Ariell, das Mädchen, dessen Herz er im Sturm erobern muss. Doch so leicht macht sie es ihm nicht, denn das Mädchen ist geradzu von Hass erfüllt.

Ariell tritt dabei als sehr ambivalenter und interessanter Charakter auf. Ihr Selbsthass ist einer von vielen Dingen, die sie von einer typischen Protagonistin unterscheidet und dem Leser wird auch schnell bewusst, dass aus diesem Selbsthass ihre Charaktereigenschaften resultieren: scheu, ruhig und in keinster Weise selbstbewusst tritt die Figur als Person auf, mit der man sich erst arrangieren und zu welcher man einen Zugang finden muss, um die Emotionen und Gefühle Ariells zu verstehen und mitzuempfinden. Dabei hilft Romeo, welcher (durch den Drang, seinen Auftrag zu erfüllen) Ariell Selbstbewusstsein einzuflößen, ihr das Gefühl gibt, begehrenswert zu sein, auch wenn diese oftmals skeptisch bleibt. In ihren Entwicklungen verändern sich jedoch beide Figuren: Während Romeo beginnt, ehrliche Gefühle für Ariell zu entwickeln, schafft sie es eine Basis des Vertrauens zu errichten, welcher zuvor noch niemals vorhanden war. Doch beiden stehen viele Ereignisse bevor, die sie nur gemeinsam meistern können. So wird jede Herausforderung zur Probe, jedes Problem zum zur Schwierigkeit und jede Lüge führt zum Vertrauensverlust.

»» Leg mich wie ein Siegel an dein Herz «, flüsterte ich an ihren Lippen.
» Denn stark wie der Tod ist die Liebe. ««

(Zitat aus: Romeo für immer, S. 371)

Auf der Handlungsebene wartet der Roman zunächst mit einem ruhigen Setting auf, welches die Entwicklung der Beziehungsstrukturen innerhalb des Romans stützt, denn diese stehen deutlich im Fokus der Geschichte. Während die erste Hälfte des Romans noch eine gewisse Begeisterungsfähigkeit mit sich bringt und den Leser lockerleicht in eine verwickelte und auch romantische Liebesgeschichte mit Auf und Abs führt, ändert sich dies jedoch im zweiten Teil der Story gänzlich. Aus liebevollen Figuren werden nervenaufreibende Charaktere, aus einer romantischen Handlung ein Liebesgesülze ohnegleichen, welches nicht annährend nur mit Worten wie Kitsch oder Romantik zu vergleichen wäre, sondern bei weitem über diese hinausschießt. Eine Handlung als solche ist kaum noch zu finden, denn der Roman verliert sich in schmachtenden Dialogen, langweiligen und sich ewig wiederholenden Liebesbekundungen und einer außerordentlichen Langatmigkeit, welche den Leser mehr als träge durch die Story schleppen muss. Da kann auch der Höhepunkt der Geschichte, die viel zu überstürzt, unlogisch und völligst überzogen daherkommt, nichts mehr retten. Während innerhalb von wenigen Seiten die gesamte Storyline aufgeklärt und Hintergründe unter schleierhaften Bedingungen erläutert werden, packt die Autorin nun noch alles erdenkliche an Ereignismöglichkeiten in ihren Storyaufbau rein,  welcher den Leser zum Schluss nur mit einem Kopfschütteln und einem resignierten Seufzer, den Roman endlich durchgelesen zu haben, zurücklässt. Bedauerlicherweise kehrt sich das Potenzial, welches Band eins innehat leider nach außen um und hinterlässt wenig Lesefreude und noch weniger Mut, sich mit weiteren Werken der Autorin zu befassen. Leider eine wahre Enttäuschung.


Fazit

Romeo für immer von Stacey Jay bleibt lange hinter seinem wunderschönen Vorgänger zurück. Obwohl der erste Teil des Romans doch vielversprechend ist, kehrt sich vieles ins Negative um: langweilige Dialoge, nervenaufreibende Charaktere, schleierhafte Erklärungen und eine an den Haaren herbeigezogene Story voller Liebesbekundungen und Kitsch sorgen für ein enttäuschendes Lesererlebnis. Wer Band eins liest, sollte es wohl dabei belassen, wenn er einer Enttäuschung aus dem Weg gehen will.


Pro & Contra

+ Interessante Grundidee
+ Ariell als ambivalente Figur

- Grundidee erstickt in mangelnder Ausführung
- An den Haaren herbeigezogenes Ende
- Kitsch, Kitsch und schlimmereres Liebesgesülze als Kitsch
- Handlung besteht fast nur aus Liebesbekundungen
- Nervendaufreibende Protagonisten und flache Nebenfiguren
- Massenhaft ungenutztes Potenzial
- Langatmigkeit im zweiten Teil des Romans
- Schleierhafte Erklärung der Hintergründe

Bewertung:

Charaktere: 2/5
Handlung: 1/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5


Zur Rezension zu "Julia für immer"