Passwort: Henrietta (Ava McCarthy)

Verlag Knaur, Mai 2009
Übersetzt von Karl-Heinz Ebnet
SC, 479 Seiten, € 14,95
ISBN: 978-3426663745

Genre: Thriller


Klappentext

„Das Leben macht keinen Spaß, wenn man nicht hin und wieder alles riskiert.“
Nach diesem Satz lebt die junge Hackerin Henrietta sogar in ihrem Job als Sicherheitsexpertin für Computernetzwerke – bis sie von einem Unbekannten auf die Gleise der einfahrenden Dubliner S-Bahn gestoßen wird. In letzter Sekunde kann sie sich retten, doch die Nachricht, die der Killer ihr im Gedränge zugeflüstert hat, setzt einen tödlichen Wettlauf in Gang …


Die Autorin

Ava McCarthy studierte Medizin und arbeitete an der Londoner Börse, bevor sie sich als Computerexpertin in Dublin einen Namen machte. Passwort: Henrietta ist ihr erster Roman und der Auftakt zu einer spannenden Serie um die Hackerin Henrietta -Harry- Martinez.


Rezension

Insidergeschäfte, Hacker, Börsenexperten und Pokerspieler sind die gelungene Mischung in diesem ersten Buch von Ava McCarthy. Harry ist hochintelligent und schon als Kind fasziniert von Computern. Schon sehr früh gelingt es ihr, sich in brisante Systeme einzuhacken und sich in der Hackergemeinde einen Namen zu machen. Diese Genialität weiß sie aber auch anderweitig zu nutzen, indem sie für eine Sicherheitsfirma die Computersicherheit in anderen Firmen testet. Social Engineering ist hier das Schlüsselwort, die Fähigkeit, menschliche Schwäche auszunutzen und sie zu überreden etwas zu tun, was sie eigentlich gar nicht tun wollen oder sollen. Oft ist es das menschliche Versagen, dass es ermöglicht, in gesperrte Systeme eindringen zu können.

Harrys Vater ist Pokerspieler aus Leidenschaft, schon früh nimmt er seine Tochter an die Tische mit, bei denen um große Summen gezockt wird. Er bringt ihr die Grundregeln bei und leitet sie an, nicht nur die Regeln zu beachten, sondern auch die Mitspieler. Viele seiner Leitsätze hat Harry verinnerlicht und man findet sie oft an passender Stelle im Buch wieder. Leitsätze, die auch jedermann anwenden kann. Ihr Vater ist zudem an der Börse tätig, er handelt mit Aktien und wird bei einem Insidergeschäft erwischt und verurteilt. Feinfühlig wird das gespannte Verhältnis von Harry zu ihrem Vater geschildert, es fällt ihr schwer, seine Handlung nachzuvollziehen und zu verzeihen. Allerdings ist der millionenschwere Gewinn aus dieser Aktion seitdem verschwunden und der wahre Täter glaubt, dass Harry weiß, wo das Geld versteckt ist. Ein Katz und Maus Spiel beginnt, bei dem Harry manchmal wirklich nur um Haaresbreite dem Tod entrinnt.

Wer ist der Prophet, der die anderen durch Emails zu unlauteren Aktiengewinnen verleitet und selbst auch einen Anteil davon erhielt? Was weiß Harrys Vater wirklich? Wo ist das Geld geblieben? Und wieweit kann sie die Seriosität der beiden verführerischen Männer Dillon Fitzroy, ihr Chef, und Jude Tiernan, ein Investmentbanker, einschätzen? Die Charaktere sind alle sehr facettenreich, ob gut oder böse lässt sich überhaupt nicht einschätzen. Bis zum Schluss des Buches trifft man auf spannende Wendungen und missverständliche Spuren, bis zum Schluss operiert der Bösewicht unerkannt. Der Täter ist eine Überraschung, aber das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

Das Buch bietet einigen Einblick in Börsengeschäfte und Pokerspiele. Verständlich geschrieben lässt es aber auch bei einem Laien keine große Langeweile aufkommen, auch wer sich nicht für das Thema Computer oder Investment interessiert, findet durch die spannende Geschichte einen leichten Einstieg in die Materie. Grade das Vorgehen eines Hackers wird ziemlich detailgetreu geschildert, man muss allerdings auch nicht jeden Schritt verstehen, um das Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Interessant ist es allemal, und erschreckend, was ein bisschen Social Engineering und Unverfrorenheit ausrichten können.


Fazit

Ein Thriller im Bereich von Computerkriminalität, Pokerspielen und Insidergeschäften. Ein Thriller am Puls unserer schnelllebigen und hochtechnisierten Zeit. Ein interessanter Fall und spannendes Hintergrundwissen lassen einen in eine relativ unbekannte Welt eintauchen, und mit der sympathischen aber etwas eigensinnigen Hackerin Harry Martinez wieder auftauchen.



Pro und Contra

+ fesselnder Schreibstil
+ interessantes Thema
+ facettenreiche Charaktere
+ actionreich
+ verblüffende Wendungen
+ interessanter Schauplatz

- stellenweise etwas langatmig
- Computerhandlungen manchmal zu detailliert und dadurch langweilig
- kein tiefes Eintauchen in Harrys Gefühlswelt

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5