Cryonic: Der Dämon erwacht (Vitali Sertakov)

Verlag: Piper (September 2013)
Broschiert: 512 Seiten, € 16,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Prosnuvshiisya Demon
ISBN-13: 978-3492703079

Genre: Science Fiction


Klappentext

Es ist das Jahr 2126, als Artur Kowal aus seinem hundertjährigen Kälteschlaf erwacht. Er ist der letzte Mensch einer alten Ordnung in einer entarteten Welt. Doch die Überlebenden fürchten ihn: Denn er ist der »Dämon«. 

Als Artur Kowal sich 2006 in einen kryonischen Schlaf versetzen lässt, ist er nicht mehr als ein Mitarbeiter eines Forschungsinstituts. Als er 120 Jahre später erwacht, ist er ein Dämon. Doch es ist nicht Artur, der sich verändert hat: Es ist die Welt um ihn herum, die einem Horrorroman entsprungen zu sein scheint – verseucht, mutiert, magisch. Die Menschen haben unterschiedliche Strategien entwickelt, um sich an die veränderte Natur anzupassen, aber die Zivilisation, wie Artur sie kannte, ist zerstört. Eine Neuordnung der Gesellschaft wird durch den in Moskau herrschenden Karin torpediert. Von einer radikalen Gruppe, die über magische Fähigkeiten verfügt, erhält der erwachte Dämon die Macht, dieser neuen Welt den Krieg zu erklären und gegen Moskau zu ziehen. Eine Legende beginnt ...


Rezension

Als Artur Kowal in einer eigenartigen Kapsel in einem verlassenen Institut zu sich kommt, weiß er zunächst nicht, was mit ihm geschehen ist. Allmählich entdeckt er, dass er 120 Jahre im Kälteschlaf verbracht hat, und die Welt, wie er sie gekannt hat, nicht mehr existiert. Bei seinen Versuchen, in der neuen Gesellschaftsordnung einen Platz zu finden, sieht sich Artur plötzlich in die Rolle des Weltenretters gedrängt ...

Freunde von Dystopien werden bei dieser Beschreibung sicher hellhörig und die Erwartungen schrauben sich in erwartungsvolle Höhen. Der Einstieg in die Story präsentiert sich dann auch überaus gelungen: Voller Spannung verfolgt man als Leser einen zunächst völlig ahnungslosen und verstörten Protagonisten bei seinen ersten Schritten in einer Welt, in der nichts mehr so ist, wie es war. Verfall, Mutationen und tödliche Gefahren, die an allen Ecken lauern, haben aus der Erde einen wenig heimeligen Ort gemacht. Zudem scheinen sich die Überlebenden eher zurückentwickelt zu haben und führen erbitterte Überlebenskriege, in denen jede Gruppe gegen den Nachbarn zu Felde zieht.  Dem gegenüber stehen die sogenannten ‚Wipper‘, eine Gruppe mutierter Menschen, die ganz und gar im Einklang mit der Natur lebt, mit Tieren kommunizieren und sogar Naturgewalten beeinflussen können. Auch sind sie in der Lage, Fabelwesen zu züchten, die dann für sie in den Kampf ziehen. Der Autor hat sich zwar bemüht, gerade diesen Aspekt auf der Science-Fiction-Ebene zu halten, es mutet dennoch sehr stark fantasymäßig an und will nicht so richtig zum Gesamtkonzept passen.
Ein wenig irreführend erscheint der Titel, in dem von einem Dämon die Rede ist. In diesem Buch geht es allerdings nicht um Dämonen im herkömmlichen Sinn, der Begriff ist hier eher symbolisch zu verstehen.

Nach einem optimal gelungenen Beginn voller Spannung und Möglichkeiten gerät Artur in die ersten Kämpfe, bei denen es sehr ausführlich und sehr blutig zur Sache geht. Leider rücken die ständigen Schlachten immer weiter in den Mittelpunkt des Geschehens, bis sich bald alles nur noch darum dreht. Unterschiedlich sind irgendwann nur noch die Beweggründe der einzelnen Parteien, was die Frage aufwirft, warum eine stark dezimierte Menschheit auch jetzt nichts Besseres zu tun hat, als sich weiterhin gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.

Vitali Sertakov verfügt eigentlich über alles, was ein guter Schriftsteller haben sollte: Einen ansprechenden Schreibstil, interessante Ideen, er kann spannend erzählen, weiß, wie man überraschende Wendungen einbaut und lebendige Charaktere erschafft. Unglücklicherweise scheint er nach dem ersten Drittel das Vertrauen in die Tragfähigkeit seines Plots verloren zu haben. Der Versuch, umzusatteln und die Story auf wenig originelle Metzelszenen aufzubauen, war eine mehr als schlechte Entscheidung, denn die ursprünglich atemlose Spannung schlägt dadurch in ärgerliche Langeweile um. Sehr schade um so viel verschenktes Potenzial!

Band zwei des achtbändigen Cryonic-Zyklus wird unter dem Titel ‚Cryonic: Bruderschaft des Kreuzes‘ voraussichtlich im März 2014 ebenfalls im Piper Verlag erscheinen.


Fazit

Nach einem fulminanten Start verschiebt sich der Schwerpunkt der Story immer mehr in Richtung einfallsloses Dauergemetzel, was auf Dauer zu wenig ist, um den Leser zu unterhalten.


Pro & Kontra

+ hochgradig spannender Beginn
+ interessante Grundidee
+ diverse überraschende Wendungen
+ flüssig zu lesen

o stellenweise sehr blutig

- extrem Kampflastig
- ursprünglicher Plot geht nach dem ersten Drittel unter
- vermittelte Öko - Botschaften etwas zu plump
- Genre - Mix aus Science-Fiction und Fantasy unharmonisch
- irreführender Titel
- sehr viel verschenktes Potenzial

Wertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2,5/5

Tags: Dystopie