Der Fluch der Maorifrau (Laura Walden)

Bastei Lübbe, November 2008
TB, 560 Seiten, € 8,95
ISBN: 978- 3404159406

Genre: Belletristik


Klappentext

Kurz vor ihrer Hochzeit reist die junge Hamburgerin Sophie nach Neuseeland, wo ihre Mutter Emma den Tod fand. Zu ihrer Überraschung erfährt sie, dass Emma Neuseeländerin war und ihr dort ein Haus und ein beachtliches Vermögen hinterlassen hat. Sophie ist verstört: Warum hat Emma all das nie erwähnt? Nur Emmas Tagebuch kann das Geheimnis lüften, in dem sie die Geschichte ihrer Familie offenbart. Fasziniert vom Schicksal ihrer Vorfahren, taucht Sophie ein in eine exotische Welt voller Gefahren, und sie begreift, dass ihre Mutter sie schützen wollte – vor einem Unheil bringenden Fluch.


Die Autorin

Laura Walden, Jahrgang 1964, studierte Jura und verbrachte als Referendarin viele Monate in Neuseeland. Das Land fesselte sie so sehr, dass sie nach ihrer Rückkehr darüber Reportagen schrieb und den Wunsch verspürte, es zum Schauplatz eines Romans zu machen. In der Folge gab sie ihren Berufswunsch Rechtsanwältin auf und wurde Autorin. Wenn sie nicht zu Recherchen in Neuseeland weilt, lebt Laura Walden mit ihrer Familie in Hamburg.


Rezension

Mit einem unglaublichen Sog wird man in die Geschichte gerissen und es ergeht einem genau wie Sophie: man saugt die Erlebnisse um ihre Ahnin Anna buchstäblich mit auf. Völlig überraschend erbt die Hamburgerin in Neuseeland ein Haus und eine Menge Geld - und eigentlich wusste sie bis dahin noch nicht einmal, dass ihre Mutter ursprünglich aus Neuseeland kam. Aber ihre Mutter hat ihre Geschichte aufgeschrieben und sie Sophie mit der Geschichte von Anna, einer weiteren Urahnin, hinterlassen. Seite um Seite taucht man in die faszinierende Welt Neuseelands, beginnend im Jahr 1863, ein und erlebt eine Familiengeschichte mit viel Leid, Hass und Liebe. Zwischendurch erwacht man aus der Reise in die Vergangenheit kurz in der jetzigen Zeit, um zu erleben, wie sich die Neuigkeiten auf Sophies Leben auswirken. Anna Peters, Kate McDowell, Emma McNeal und Sophie de Jong sind die Eckpunkte der Geschichte und ihr tragisches und bewegtes Leben berührt einen bis ins Innerste.

Kann ein Fluch wirklich so machtvoll sein und ständig auf das Glück einwirken? Oder ist es lediglich das Wissen um den Fluch, dass man nicht mehr an dauerhaftes Glück glauben kann? Trotz aller Faszination und Spannung ist die Geschichte sehr stereotyp, die Charaktere wenig facettenreich. Die Guten sind gut und die Bösen unsympathisch, brutal und skrupellos. Es sterben viel zu viele Personen viel zu früh und zu häufig, oftmals kann man es schon dem Stil der Geschichte entnehmen. Laura Walden hat in dieser Hinsicht keine glückliche Hand bewiesen, man möchte doch nicht nur von Leid und Tod lesen.

Auch die Frauencharaktere sind nicht immer sehr glaubwürdig. Erschafft sie mit Anna und Kate noch starke Persönlichkeiten, die für ihr Glück und ihre Ziele im Leben kämpfen und sich durch widrige Umstände nicht niederringen lassen, so sind Sophie und besonders Emma sehr naiv, wenig gefestigt und manchmal unheimlich dämlich. Anna und Kate kämpfen für das Wahlrecht und die Stellung der Frau in ihrer Gesellschaft, beide sind mit starken Trinkern verheiratet und treten doch vehement und oft unter Einsatz ihres Lebens für die Rechte der Frauen ein. Die Männerbilder sind ihrer Zeit entsprechend, es gibt die Brutalen und Chauvinistischen genauso wie die Frauenversteher. Sie spielen ihre tragenden Rollen in der Geschichte und sind die Hauptgründe für deren Verlauf, denn im vorigen Jahrhundert waren die Frauen doch sehr von den Männern abhängig.

Aber das Verhalten Emmas toppt alles. Ihre Faszination von Harry ist nicht mehr erklärbar, auch ihre Unerfahrenheit in Liebesangelegenheiten erklärt ihr Verhalten nicht. Selbst eine Frau in den sechziger Jahren muss sich nicht mehr von einem Mann unterdrücken lassen, Emma gibt ihre Wünsche völlig auf und selbst als sie schon erkannt hat, wie Harry wirklich ist, handelt sie völlig widernatürlich. Das macht die Geschichte leider sehr unglaubwürdig, das ist nicht mehr nur naiv, das ist einfach nur dämlich. Etwas von ihrer Art vererbt sie auch Sophie, die an ihrem äußerst anmaßenden und unsympathischen Verlobten noch lange festhält, bis sie endlich erkennt, dass es auch andere Männer gibt. Leider ist ihr Charakter oft sehr sprunghaft, sie traut ihrer Intuition nicht und erwartet erst einmal nur das Schlechte von Menschen.

Der Schluss ist dann wieder sehr überstürzt, als ob Laura Walden keine Seiten mehr zur Verfügung hatte. Nicht alle Fragen werden aufgeklärt und auch die persönlichen Verwicklungen hätte man sich noch ausführlicher gewünscht. Es fehlt einfach etwas zum runden Abschluss und hinterlässt ein leises Grummeln im Gefühl für die eigentlich sehr stimmige Geschichte. Das Cover hingegen ist sehr gelungen, man fühlt sich direkt nach Neuseeland an den Strand versetzt.


Fazit

Fasziniert von den exotischen Schauplätzen Neuseeland und Samoa erlebt man hier eine ausdrucksstarke Familiengeschichte. Starke Frauen und grausame Männer bestimmen das Gesellschaftsbild, tragische Ereignisse und ein starker Fluch, der über allem liegt und dauerhaftes Glück verhindert, zieht den Leser sofort in seinen Bann.


Pro und Contra

+ Neuseeland
+ spannende Familiengeschichte
+ starke Frauencharaktere
+ fesselnder Erzählstil
+ gelungene Sprünge von Gegenwart und Vergangenheit

- Charaktere allgemein wenig facettenreich
- Schluss zu überstürzt
- Emma ist viel zu naiv
- zu viele Tote

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5