Rezensionen im Januar (2014)

Liebe LeserInnen,

gerade haben wir noch den Jahreswechsel gefeiert, schon ist der erste Monat des neuen Jahres vorüber und es wird Zeit für den ersten Rezensionsrückblick von 2014. Auch im Januar haben unsere Redakteure wieder fleißig gelesen und anschließend in die Tasten gehauen, um euch fundierte Buchbesprechungen zu liefern – fast 50 Rezensionen waren es wieder und wir finden, das ist als Jahresauftakt eine ansehnliche Zahl. Die wichtigsten Titel haben wir in alter Tradition hier wieder für euch zusammengefast – viel Spaß beim Stöbern!



Belletristik

“Weil ich Layken liebe“ ist genau der richtige Lesestoff für die leichte Unterhaltung zwischendurch, wenn man zwar schmökern, aber nicht zu sehr den Kopf beanspruchen will. Colleen Hoover erzählt eine eingängige Liebesgeschichte, die trotz der fast schon übertrieben heftigen Schicksalsschläge zuckersüß bleibt und sich in einem Durchgang wunderbar weglesen lässt. Liebevoll gestaltete Charaktere, angenehm leicht lesbare Sprache und ein Schuss Unrealismus, der trotzdem glaubwürdig bleibt, runden das Buch perfekt ab und machen jede Menge Lust auf die Fortsetzung.

Brigitte Kronauer erzählt in “Gewäsch und Gewimmel“ auf sehr unterhaltsame Weise vom Leben, von Menschen, die sich in ihm behaupten wollen oder einfach nur aufhalten. Sie präsentiert ein Panoptikum an Alltagsmenschen, die sich zu Karikaturen ihres eigenen Lebens machen und sich zwischendurch der Ernsthaftigkeit ihrer Existenz ausgesetzt sehen. Selten hat jemand in den letzten Jahren so gut und komisch über das bunte Treiben des Menschengeschlechts im sozialen Ameisenhaufen geschrieben.

Historik

In seinem historischen Thriller “Intrige“ erzählt Robert Harris mit Freiheiten die Affäre Dreyfus spannend nach, mit einem Erzähler, der Schuld auf sich geladen hat und sich zum Besseren verändert. Als politischer Roman ist er beklemmend.

“Die Dornen der Rose“ von Joanna Bourne ist ein wunderschöner Historical, der sich durch ein Gleichgewicht von Ruhe- und Spannungsmomenten auszeichnet. Liebevolle Charaktere und eine in sich stimmige Storyline sorgen für ein wohltuendes Lesevergnügen. Hier sollten Fans der Detailarbeit und einem tollen Setting durchaus auf ihre Kosten kommen.

Dark Fantasy

“Die Nacht der Wölfin“ bietet einen unterhaltsamen Mix aus Fantasy und Thriller. Die Werwölfin Elena, die eigentlich nur Mensch sein möchte, kehrt nach langer Abwesenheit in ihr Rudel zurück, um einen Mörder zu finden, der ihr Rudel zu vernichten droht. Kelley Armstrongs Serienauftakt ist angenehm erwachsen mit durchdachter und neuer Werwolf-Logik, starken Charakteren und einer packenden Geschichte. Nicht nur für Genre-Fans empfehlenswert!

“Vor meiner Ewigkeit“ von Alessandra Reß beeindruckt abseits des Mainstreams mit seiner surrealen Atmosphäre und einem gebrochenen Helden, der sich im Glanz seiner Macht und in den Leben der Vampire, die er tötet, verliert. Die Geschichte wird dabei von Simon selbst mit kritischem Blick erzählt, wobei die Spannung auf seiner inneren Wandlung aufbaut. Ein außergewöhnlicher Vampirroman, der zwar auch romantischer, aber vor allem philosophischer Natur ist – bildgewaltig, nachdenklich und anders.

Fantasy

“Spinnenkuss“ von Jennifer Estep ist brutal, actionreich und erotisch zugleich. Eine starke Frauenfigur und ihre männlichem Helfer auf einem Rachefeldzug, welcher ein reines Blutbad hinterlässt, ist ein Pageturner und eine Wohltat für das Leserherz. Die Autorin nennt die Dinge beim Namen und scheut nicht, Details zu benennen und zu beschreiben. Ihr klarer Schreibstil und diese spannungsgeladene Geschichte machen den Roman zu einem absoluten Muss, welcher die Leser nach einer Fortsetzung lechzen lässt. Spinnenkuss ist ein Roman, den sich Leser mit Faible für Assassinen und starke Frauenfiguren nicht durch die Lappen gehen lassen sollten!

Science Fiction

Der Art Skript Phantastik Verlag ist noch jung, hat aber mit “Steampunk 1851“ bereits eine abwechslungsreiche und stimmungsvolle Anthologie zusammengestellt. Das Niveau der Geschichten ist recht hoch und auch wenn es manchen an Spannung mangelt, zeichnen nahezu alle atmosphärische und düstere Steampunk-Bilder. Genre-Fans können bedenkenlos zugreifen und auch Neulinge dürfen einen Blick riskieren, denn auf ausufernde technische Details wird verzichtet.

“Rette mich vor dir“ knüpft übergangslos an den ersten Band der Trilogie von Tahereh Mafi an und kann den Leser genauso mitreißen, obwohl es ganz anders ist. Der großartige, wortgewandte Schreibstil und die besondere Aufmachung wecken erneut Begeisterung und der Leser taucht tiefer in die dystopische Welt ein, erfährt endlich ein paar mehr Hintergründe und wird durch das bessere Kennenlernen der Charaktere in ein wildes Wechselbad der Gefühle und Sympathien gestürzt. Eine wunderbare Fortsetzung, ein gelungener Mittelteil und ein unbedingtes Muss für alle, die Ich fürchte mich nicht toll fanden und Dystopien lieben!

Thriller

Kriminalität zahlt sich niemals aus, anfangs deutet alles in “Pretty clever“ von Elisa Ludwig auf eine gewitzte Lösung hin. Aber schon bald driftet die Geschichte in die Unglaubwürdigkeit ab, die Protagonistin Willa verliert die Sympathien der Leser. Sie verdient, was sie bekommt - geholfen hat sie nicht wirklich, Gerechtigkeit besser zu verteilen. Der Schuss ging ziemlich nach hinten los - so einfach, wie Willa es sich vorgestellt hat, lassen sich Vorurteile nicht aus der Welt schaffen.

Krimi

In “Denn vom Trauern kommt der Tod“ von Trix Niederhauser begleitet der Leser Brunhilde Schwarz, die die letzten Tage und Wochen im Altersheim damit verbringt, ihr Leben und die Menschen, die sie umgebracht hat, Revue passieren zu lassen, während sie ihre letzte Rache plant. Obwohl interessant angelegt, stören eine unsympathische Protagonistin, eindimensionale Nebencharaktere und ein vorhersehbarer Aufbau den Lesespaß.

Comic

“Key of Z“ reiht sich in die große Welt des Zombie-Comics ein und ist für all diejenigen empfehlenswert, die sich nicht an zu oft verwendeten Klischees stören. Hier wird solide Unterhaltung geboten, die zwar nicht überragend ist, aber den ein oder anderen neuen Aspekt aufwirft.

Manga

“Alles nur deine Schuld! – Narben“ von Sakurairo und Ami Chatani ist eine interessante Ergänzung zum Vorgänger. Es wird eine klassische Liebesgeschichte erzählt, die verschiedenste Probleme aufzeigt, die auf ein glückliches Paar zukommen können. Dabei wird aber weiterhin sehr ernst auf das Thema Mobbing eingegangen und nichts wird beschönigt.

“Cantarella – Eine unmoralische Liebe“ von Akira Sakamoto ist ein finsteres Drama, das sich dem Intrigenspiel der Borgias widmet. Wer keine Romanze erwartet, kann sich über politische Verwicklungen mit historischem Setting, facettenreiche Charakteren sowie stimmungsvolle Zeichnungen freuen. Die Geschichte hätte allerdings gerne etwas länger ausfallen dürfen. Trotzdem ein gelungener Einzelband und eine Empfehlung für all jene, die gerne etwas ernstere Manga lesen.

Sachbuch

Genau so sollte eine Biographie sein. Sven Hannawald legt mit Hilfe von Ulrich Pramann in “Mein Höhenflug, Mein Absturz, meine Landung im Leben“ eine schonungslose Beichte über seine Krankheit ab. Eine eindrucksvolle Biographie, aufgelockert durch viele Bilder und Interviews, genauso wie durch die interessante Geschichte des Skispringens. Hochwertiges Papier erzeugt ein edles Gefühl beim Blättern, man merkt, dass man etwas Besonderes in Händen hält.

Jeder selbstironische Nerd (oder Geek, oder Otaku, …) wird mit diesem Nachschlagewerk seine wahre Freude haben, denn der Autorin gelingt es, Klischees und Fakten auf humorvolle Weise zu vereinen. Manchmal sind die Erklärungen allerdings selbst so nerdig, dass jeder Normalo sich wahrscheinlich wieder einmal denkt „Freak!“. “Nerdikon“ von Stephanie Mühlsteph eignet sich daher vor allem für all jene, die selbst in MINT-Berufen arbeiten, bizarre Sammelleidenschaften pflegen oder weltoffen genug für die spleenige Welt der Nerds und Geeks sind.



Die Mischung war wieder einmal sehr bunt und so ziemlich jedes Genre wurde von uns besprochen. Beim Stöbern in unserer Rezensions-Übersicht werdet ihr noch auf zahlreiche weitere Rezensionen stoßen, die sicher euer Interesse wecken können.

Wir wünschen euch einen kuscheligen und lesereichen Februar,
euer Literatopia-Team