Mein skandalöser Earl (Carolyn Jewel)

Verlag: Cora (Januar 2014)
Taschenbuch, 4,49 €, 256 Seiten
ISBN: 4198568904499

Genre: Historik


Klappentext

Oh, wenn dieser Walzer doch nie enden würde! Sophie versinkt in den silbergrauen Augen des Earl of Banallt. Die junge Witwe spürt, dass sie den Verführungskünsten des charmanten Lebenmanns erliegen wird. Aber ihm ihr Herz anvertrauen? Ihm die Hand zur Ehe reichen? Niemals! So süß sich seine Liebesschwüre auch anhören, so sehr sein feuriger Blick sie entflammt - Sophie hat den umschwärmten Frauenhelden von seiner schlimmsten Seite erlebt. Und die lässt keine Zweifel offen: Er wird sie betrügen! So, wie ihr Mann es getan hat. Um jeden Preis will sie sich von ihm fernhalten - bis ein Schicksalsschlag sie vor eine folgenschwere Entscheidung stellt ..."


Rezension

Sophie ist tief in ihrem Herzen gebrochen: Nachdem ihr Mann sie jahrelang betrogen und Mätressen gehalten hat, verlor sie das Vertrauen in die Männer. Jetzt - drei Jahre nach seinem Tod - begegnet sie dem charmanten Lord of Banallt wieder. Dieser scheint eine verführerische Wirkung auf sie zu haben und setzt alles daran, sie zu seiner Ehefrau zu machen. Doch kann Sophie über ihren Schatten springen und jemals wieder ihr Vertrauen in einen Mann gewinnen? Vor allem bei so einem Lebemann wie Banallt? Nein, denkt sie und versucht ihn zu vergessen - doch hat sie nicht mit seinen Verführungen gerechnet und den lieblichen Worten, welche ihr ihre Sinne zu rauben drohen. Als ein schwerwiegendes Ereignis ihr gesamtes Leben umkrempelt muss sich Sophie jedoch entscheiden: Kann sie Banallt je vertrauen?

Mit diesem Roman schafft Autorin Carolyn Jewel eine Geschichte voller Potenzial - welches leider völlig auf der Strecke liegen bleibt. Maßgeblich wird eine interessante Storyline und ein schönes Setting konstruiert, welche durchaus eine gewisse Atmosphäre schaffen und in der Lage sind, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen. Doch die Defizite dieser Story liegen wohl kaum an einem Mangel an Details, an dem Fehlen spannender Handlung oder an etwaigen anderen Dingen. Nein, die Tatsache, dass diese Geschichte ihr Potenzial nicht auszuschöpfen imstande ist hängt wohl mit der Art und Weise zusammen, wie Sophie Mercer, die Protagonistin der Story, als Figur gezeichnet ist.

Während man Sophie noch zu Beginn der Handlung kennenlernt, ihre Charaktereigenschaften studiert und sie als sympathische Figur empfindet wird spätestens Mitte des Romans klar, dass ihre durchaus positiven Eigenschaften wie Sturheit, Freundlichkeit und Intelligenz, sowohl Fluch als auch Segen sein können - und in diesem Fall der Fluch die Überhand gewinnt. So entwickelt sich ihr Charakter zunehmend zu einer nervtötenden Figur, welcher jedweder Logik abhandenkommt. Ihre Unsicherheit und Sturheit reizen dabei an den Nerven des Lesers; immer wieder rudert sie im Bezug auf ihre Handlungen und ihre Emotionen zurück und schafft es einen durch schiere Unentschlossenheit und in das Rückfallen alter Muster den Leser in den Wahnsinn zu treiben. Was zu Beginn noch Sympathie ist wird mit zunehmender Seitenzahl zu einer Qual, welche die gesamte Storyline infiziert und eine Langatmigkeit und ein Kopfschütteln seitens des Lesers mit sich bringt, die auch die tolerantesten Grenzen überschreiten. Wie sich der Earl of Banallt, ebenfalls Hauptfigur dieser Geschichte, mit so einer Frau abgeben kann und nicht locker lassen will, ist nur schwer nachzuvollziehen. Obgleich sein ruhiger Charakter wirklich nett gezeichnet sind, sind auch seine Handlungen und Emotionen oftmals nur schwer nachzuvollziehen. Dennoch erscheint er als ein sympathischer Charakter, welcher die Missstände Sophies zumindest teilweise zu überdecken in der Lage ist. Zu den Nebencharakteren lässt sich leider kaum positives sagen: Blasse Figuren ohne jeden Tiefgang säumen die Handlung und dienen nur dem Fortschreiten der Handlung. Sobald dies geschieht, treten sie in den Hintergrund und waren nie wieder gesehen.

Dennoch kann die Geschichte - wenn nicht durch ihre Figuren - wenigstens mit einer angenehmen Atmosphäre und einer detaillierten Beschreibung aufwarten, welche eine lebhafte Vorstellung des Handlungsortes ermöglicht. Auch finden sich durchaus einige spannende und auch erotische Momente wieder, welche die Tortur durch Sophie für kurze Zeit vergessen lassen. Dennoch sind manche Handlungsstränge zu vorhersehbar, zu blass um wirklich ernst genommen zu werden. Und auch das bevorstehende Finale und der Wendepunkt der Storyline weiß nur wenig von sich zu überzeugen. Alles in allem muss man sagen, dass viel Potenzial vorherrscht, welches jedoch nicht ansatzweise genutzt wird und den Roman somit leider im Einheitsbrei der Historicals versinken lässt.


Mein skandalöser Earl von Carolyn Jewel hat eine Menge Potenzial, welches allerdings leider überhaupt nicht genutzt wird. Obgleich es eine leichte Lektüre ist, die sich schnell runter lesen lässt, gibt es zu viele Defizite, welchen den Roman im Einheitsbrei des Genres versinken lassen. Obgleich die Autorin durchaus mit ihrem Schreibstil zu überzeugen weiß, sollten Fans des Genres sich wohl lieber anderen Historicals zuwenden.


Pro & Contra

+ Detailreiches Setting
+ Angenehme Grundatmosphäre
+ Earl of Banallt
+ Backflashs

- Nervtötende Protagonistin
- Langatmige Handlungsabschnitte
- Blasse Nebenfiguren
- Unglaubwürdiges Handeln seitens Sophie (vor allem zum Ende hin)
- Emotionale Tiefe fehlt völlig
- Keine Bindung zu den Figuren

Bewertung: 

Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 3/5