Sturm - Die Chroniken von Hara 4 (Alexey Pehov)

Verlag: Piper (Oktober 2013)
Klappenbroschur: 512 Seiten; 16,99 €
ISBN-13: 978-3492702720

Genre: Fantasy


Klappentext

Ein Sturm der Verwüstung zieht durch Hara.

Der Kampf des Imperiums gegen die Nekromanten beginnt. Doch bevor Ness und seine Gefährten in die Schlacht ziehen, müssen sie sich aus den Klauen der eisigen Berge befreien. Aber der Winter fordert grausame Opfer und lässt neue Zweifel gedeihen. Wird das Bündnis zwischen  Licht und Schatten halten?
Werden die Gefährten das Dunkel in ihrer Nähe ertragen können? Und welch entsetzliche Geheimnisse verbergen sie bis zuletzt voreinander? Ness und Thia, Shen und Rona – zusammen werden sie über das Schicksal Haras und der Magie entscheiden.


Rezension

Die Gruppe um Ness, Shen, Thia, Rona, Luke und Ga-nor sitzt hoch in den Bergen auf einer Burg zunächst fest und muss auf den Frühling warten. Als dieser kommt, brechen sie auf in Richtung Norden, um dort in den Krieg einzugreifen. Noch immer ist nicht klar, wieso Thia überhaupt mit ihnen reist, warum die Verdammte den anderen an den Kragen will, vor allem Scharlach. Aber solange sie bei Ness und den anderen bleibt, sehen diese eine Möglichkeit dem Krieg eine Wendung zu geben. Auch wenn sie vermutlich anschließend gegen Thia selbst antreten müssen. Aber es kommt anders als gedacht. Die Gruppe wird getrennt und Ness muss sich mit Yumi und ein paar anderen alleine durchschlagen. Dabei hört er mit einem Mal die Stimme Lahens in seinem Kopf und es wird klar: sie lebt, wenn auch vorerst nur in ihm. Mit einem Mal steht also vielmehr für Ness auf dem Spiel. Und dann kommt der Tag der großen entscheidenden Schlacht, bei der Thia auf Seiten des Imperiums steht, die Frage ist nur, ob sie nicht wieder die Seiten wechseln wird.

Ebenso rasant, wie Donner endete, beginnt Sturm. Alexey Pehov hat viel zu erzählen, in seinem abschließenden Band der Chroniken von Hara. Er führt gleich am Anfang sogar noch einen neuen Hauptcharakter ein. Algha, die Schwester Ronas, wird von Dienern der Verdammten entführt und was zunächst wie eine Streckung der Geschichte aussieht, entwickelt sich mit der Zeit zu einem spannenden Nebenschauplatz mit Bezug auf die Haupthandlung.
Es sind aber vor allem die alten Charaktere, die die Geschichte voran treiben und dabei aufs Beste unterhalten. Ness wandelt sich von jemanden, der nach seinen Erfahrungen in einem früheren Krieg nur an sich denkt, hin zu jemanden, der bereit ist wieder Verantwortung zu tragen. Und diese Entwicklung wird von Pehov glaubwürdig dargestellt. Da ist nichts übertrieben pathetisches.
Ebenso wird Thia sehr nachvollziehbar dargestellt. Die Verdammte erhält immer mehr Facetten, die eins klar machen: Böse ist etwas, was im Auge des Betrachters liegt. Ihren trotz allem wohlverdienten Ruf, scheint sie mittlerweile zu bedauern, auch wenn sie weiterhin kalt und berechnend sein kann, wenn es von Nöten ist. Pehov begeht nicht den Fehler sie als verweichlicht darzustellen. Sie ist auch weiterhin, die vielleicht gefährlichste Person auf Hara mit ihren magischen Fähigkeiten und überaus scharfen Verstand. Ihr Handlungsstrang wird dann auch perfekt abgeschlossen. Sehr gut sind im Zusammenhang mit ihr die Rückblicke auf den Beginn der Rebellion der Verdammten, in denen gezeigt wird, welche ursprüngliche Absicht die Verdammten verfolgten. Ein festes Gut-Böse-Schema existiert so gesehen nicht mehr.
Alexey Pehov gibt den Chroniken von Hara mit Sturm einen sehr guten Abschluss in dem er alles verbindet und viele Rätsel auflöst, mit ein zwei kleinen Hintertürchen. Das macht er spannend mit vielen Wendungen und Hindernissen für die Gefährten. Mehr als ein Mal wird der Leser von ihm überrascht und vieles entwickelt sich anders, als auf den ersten Blick erkennbar. Dazu verknüpft er die Chroniken von Hara endgültig mit seinen Chroniken von Siala über den Meisterdieb Garret. Wenn er auch seltene Auftritte hat, ist er doch eine zentrale Figur, wenn nicht sogar die Wichtigste. Dabei präsentiert er sich so, wie der Leser ihn kennt. Etwas unkonventionell, mit schwarzen Humor.  Im abschließenden Gespräch zwischen ihm und Ness blitzt auch etwas leicht philosophisches auf, welches den Chroniken von Hara eine weitere feste Grundlage gibt. Es ist im Übrigen hilfreich vorher die Chroniken von Siala gelesen zu haben, um Garret wirklich verstehen zu können, aber nicht zwingend notwendig.

Alexey Pehovs Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Man blättert schnell um und bekommt eine sehr gut und detailreiche Welt in der sich Ness, Thia und Co. sich bewegen. Generell ist die Welt Haras sehr stark ausgearbeitet, ohne das es großartig auffallen würde oder aufdringlich wäre. Was in diesem Fall eine Auszeichnung sein soll, denn so kann sich der Leser leichter in die Geschichte fallen lassen. Und einen Ausblick auf eine mögliche Fortsetzung existiert am Ende auch noch.


Fazit

Sturm ist ein würdiger Abschlussband für die Chroniken von Hara. Alexey Pehov versteht es Spannung und Charakterentwicklung zu einem unterhaltsamen Stück Fantasy-Literatur zu verbinden, welches ganz klar in der Oberliga mitspielt.


Pro & Contra

+ überraschende Wendung
+ Thias Vergangenheit wird enthüllt
+ Ness unbändiger Wille
+ Yumi, der vielleicht niedlichste Kämpfer, derje für einen Fantasyroman erdacht wurde

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Interview mit Alexey Pehov (August 2017)

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