Sophia Gala (19.11.2014)

Interview mit Sophia Gala

Sophia Gala2014Literatopia: Hallo, Sophia! In Kürze erscheint Deine erotische Kurzgeschichtensammlung „Pleasure Lovers“ – wie heiß wird es für die Leser?

Sophia Gala: Es wird prickelnd, explizit aber nie vulgär. Wie sagt man heute so schön: Hot. Hot. Hotter!

Literatopia: Laut Verlagsbeschreibung liegt der Schwerpunkt der Sammlung auf Sex in „außergewöhnlichen“ Situationen – was können wir darunter verstehen?

Sophia Gala: Für viele Menschen unserer Zeit ist schon der Urlaub eine außergewöhnliche Situation. Weit weg von allen Sorgen und Hemmnissen des Alltags, in dem die Erotik leider oft auf der Strecke bleibt, kann der Urlaub umso prickelnder gestaltet werden. Auf Reisen ist alles ungezwungener und man kann sich ganz und gar fallen lassen. Da kann es dann schon mal sein, dass sich im Fahrstuhl eine erotische Situation ergibt, die sich im Hotelzimmer auf außergewöhnliche Weise komplett entfaltet. Sexuelle Vorlieben bekommen auf einmal Raum, die Kunst der Verbalerotik treibt auf einen Höhepunkt zu oder eine Begegnung an einem ganz spektakulären Ort entwickelt sich zu einer „außergewöhnlichen“ Erfahrung.

Literatopia: Für „Pleasure Lovers“ wird auch eine Weltreise angekündigt. An welche Orte entführst Du Deine Leser? Und gehören für Dich ungewöhnliche / exotische Orte zu erotischen Phantasien dazu?

Sophia Gala: Ich reise sehr gerne. Es war mir eine besondere Freude meine Leser und Leserinnen nach Montreal, Paris oder Los Angeles zu entführen. Ich liebe Kastilien, die italienische Küste des herrlichen Cilento, oder das provenzalische Rhonedelta.  

Auch wenn man nicht reist, kann man sich mit erotischen Fantasien an erregende, exotische Orte träumen. Das wollte ich als Stilmittel in meinen Kurzgeschichten zum Tragen bringen. Ferne Länder sind immer mit einem abenteuerlichen Reiz verbunden. Das Fremde anderer Kulturen hat seinen speziellen Charme. Nicht umsonst spielen viele erotische Storys auch in fernen Palästen.

Aber erregende Fantasien kann man auch an völlig unspektakulären Orten erleben oder ausleben. Es kommt immer darauf an, welche Inspiration man erfährt. Exotische Orte sind daher für mich kein Muss, aber eine schöne Beigabe.

Literatopia: Auf Deiner Homepage kann man einige Bilder von deinen Reisen bewundern. Welche Länder haben es Dir besonders angetan – und warum?

pleasure loversSophia Gala: Da muss ich nicht lange nachdenken. Dass Königreich Marokko, im Nordwesten Afrikas, hat mich ganz besonders mit seinen exotischen Gewürzen, seiner atemberaubenden Architektur und seinen labyrinthartigen Basaren, den Suqs, fasziniert. Und natürlich mit den sehr sinnlichen Orientalen.

Vor allem die Männer, deren Blicke schweifen, wohin weiß meist nur der Wind, und deren Stimmen so fantasievolle Geschichten erzählen können, dass man denken könnte, die Zeit sei stehen geblieben.  Frauen, Musik, Bauchtanz. Die Orangenbäume, die unter der Last ihrer Früchte ächzen, aber nie werde ich mich an die auf Theken drapierten rohen und gekochten Schafsköpfe gewöhnen.

Auch Frankreich mag ich sehr gerne. Das Land der Liebe mit seiner pulsierenden Metropole an der Seine. Paris ist immer ein Wiederkommen wert. Ich war schon oft dort und freue mich immer, alte Freunde zu treffen, die mir den Aufenthalt mit ihrem Savoir Vivre, mit Wein, Käse und Baguette und ihren fröhlichen, vor Lebensfreude sprühenden Stimmen versüßen. Es ist die Leichtigkeit des Seins, die mich begeistert und in der ich dann für ein paar Tage schwelgen kann.

Literatopia: Wie „realistisch“ sind Deine Geschichten? Könnte man Männern wie in „Pleasure Lovers“ wirklich begegnen oder sind sie eher idealisierte Traumvorstellungen, die vor allem der Unterhaltung der weiblichen Leserschaft dienen?

Sophia Gala: Man muss nicht alles erlebt haben, um darüber schreiben zu können. Meine Storys sind aber dennoch realistisch - runde Fantasien aus Realität und Erfindung. Begebenheiten im Leben, mit einem prickelnden Reiz des Unbekannten,  dem  du überall begegnen kannst und der immer dann am schönsten ist, wenn du am wenigsten damit rechnest.

Meine Storys sollen nicht nur die weibliche Leserschaft unterhalten. Klar, der ein oder andere Schönling mit Dreitagebart ist schon dabei.  Aber dann auch wieder ganz durchschnittliche Männer, die weder besonders gut aussehen, noch besonders anziehend wirken. Auf den ersten Blick. Und doch sind es diese kleinen, besonderen Gelegenheiten, in denen sich Frauen und Männer treffen und auf einmal macht es „pling“ und der Durchschnittsmann wird zu einem Don Juan und der Zauberstab entfaltet seine ganz besondere Wirkung.

Für mich persönlich muss ein Mann keiner idealisierten Traumvorstellung entsprechen, das Gesamterscheinungsbild muss für mich stimmen: er muss authentisch sein, mich zum Lachen bringen. Er muss interessant sein und mich auf irgendeine Weise faszinieren. Ich denke, es ändert sich mit dem Alter, was man attraktiv findet. Und wenn die meisten Frauen in ihren Träumen auch irgendwelche Stars in ihr Bett ziehen, lieben sie doch den Kerl mit dem frechen Lächeln und dem leichten Bauchansatz, den sie als Kissen missbrauchen können.

Literatopia: Was glaubst Du: Sind tatsächlich die meisten Leser erotischer Romane weiblich?

Sophia Gala: Das würde ich sofort unterschreiben, weil Frauen sehr neugierig sind. Im positiven Sinne. Bei erotischen Liebesromanen zeigen das auch die Verkaufszahlen.  Als Auftakt einer heißen Liebesnacht werden auch nicht mehr die Gebrauchsanweisungen für komplizierte Stellungen aus dem Kamasutra vorgetragen, sondern der  E-Book-Reader auf die Oberschenkel gepackt und aus E.L. James‘ „Shades of Grey“ vorgelesen.

Das Thema SM gefällt vielen Frauen und ist gesellschaftlicher geworden. Vielleicht ist es momentan auch der letzte Schrei, eine Strömung der Moderne. Früher hätte das keine von uns offen zugegeben, weil es den Charakter des Unzüchtigen hatte. Wir sind wohl endlich da angekommen, zu begreifen, dass sich Sinnlichkeit und schmutziger Sex nicht ausschließen müssen. Und schon erlebt Lust eine Befreiung und es ist kein Tabu mehr, sich von seinem Liebsten schlagzart züchtigen zu lassen, wenn es für beide erotische Erfüllung bedeutet.

Pleasure Lovers1Literatopia: Auch Du schreibst unter Pseudonym, was im Bereich erotischer Romane durchaus üblich ist. Müssen sich Erotik-Autoren auch heute noch „verstecken“?

Sophia Gala: Müssen wir nicht. Erotische Literatur gehört zur erotischen Kunst. Wir packen Persönlichkeit und Kreativität hinein und wir werden auch nicht unter der Theke verkauft. Aber oft wird ein Pseudonym  sogar von Verlagen gewünscht oder es ist als Schutz für die eigene Privatsphäre, z. B. die Familie, gedacht. Manchmal ist der eigene Name schon durch Publikationen in anderen Literatur-Gattungen bekannt und man möchte damit Distanz zu diesen Werken schaffen. Die Gründe können vielfältig sein, haben aber nichts damit zu tun, dass wir aus Angst vor Verfolgung so handeln müssen, weil die Gesellschaft das immer noch als „versteckenswert“ erachtet.  Bei mir ist der Grund beruflicher Natur.

Literatopia: Woher stammt Dein Pseudonym? Hast Du einfach einen klangvollen Namen gesucht oder steckt eine kleine Geschichte dahinter, die Du uns erzählen magst?

Sophia Gala: Ein klangvoller Name kann einer Autorin nicht unbedingt schaden, oder?  Er prangt auf jedem Cover. Da macht sich Elvira Müller nicht ganz so schick. Sophia, steht im Griechischen für Weisheit und Gala ist nicht nur eine Zeitschrift des Verlages Gruner und Jahr, mit einem weiblichen Leseranteil von mehr als 80 Prozent, sondern auch die abgöttisch geliebte Muse des Malers Salvador Dali.

Mehr werde ich dazu nicht sagen :)
 
Literatopia: Liest Du selbst gerne erotische Geschichten? Und welche anderen Genres finden sich in Deinem Bücherregal?

Sophia Gala: Ich lese sehr gerne erotische Geschichten, nicht nur aus der Gegenwartsliteratur sondern auch die Klassiker der Weltliteratur. Mag Henry Miller und Anaïs Nin. Dann habe ich noch ein Faible für Krimis von Sebastian Fitzek und der ein oder andere Fantasyroman findet sich auch in meinem Bücherregal.

Literatopia: Und nun die Frage, die man jedem Autor im ersten Interview stellen muss: Wie bist Du zum Schreiben gekommen? Haben Dich selbst erdachte Geschichten schon immer begleitet oder hast Du diese Leidenschaft erst für Dich entdecken müssen?

Sophia Gala: Ich musste sie für mich erst entdecken. In der Pubertät war das Schreiben für mich ein Gefühlsventil. Wenn das reale Leben sein eigenes Drehbuch hatte, begab ich mich auf eine Flucht in Fantasiewelten, schrieb die Realität einfach für mich um. Worte waren nicht mehr nur flüchtige Gedanken, sondern bekamen auf Papier ein neues Zuhause. Alles, was ich verfasste, waren Treppenstufen zum Erwachsenwerden. Auch in der Sexualität. Vielleicht für manchen Psychiater auch eine psychologische Abhandlung. Nicht umsonst sieht man Schreiben als Heilung für die Seele an.

jennas loverLiteratopia: Auch Musik gehört zu Deinen großen Leidenschaften – was hörst Du denn gerne? Und hörst Du Musik vor oder während dem Schreiben?

Sophia Gala: Vor dem Schreiben als Inspiration oder Entspannung, sehr gerne. Dazu niemals. Ich kann zwar auch im größten Durcheinander auf einmal eine Idee haben und von ihr so angefixt sein, dass ich alles um mich herum ausschalten kann. Aber Musik ist eine Kunst für sich und will nie mit einer anderen Kunst ins Bett gehen, sondern bekommt von mir ihre ganz eigene Aufmerksamkeit.

Schon immer habe ich gerne Soul gehört, die Klassiker, aber auch neue Soulstars wie zum Beispiel den britischen Sänger Sam Smith. Ich mag die gefühlvolle Verletzlichkeit in seinen Liedern, Falsett genauso wie Bariton. Er hat als Soul-Sänger eine unglaublich breite Palette in sich, mit der er mich immer wieder einfängt. Ich hatte das Glück, ihn Anfang November im Eventim Apollo in London live erleben zu dürfen.

Literatopia: Kannst Du uns schon etwas über zukünftige Projekte verraten? Sind weitere Kurzgeschichten oder vielleicht auch ein erotischer Roman in Arbeit?

Sophia Gala: Gerade habe ich zwei Kurzgeschichten veröffentlicht. „Jennas Lover“ war dabei gedacht als Vorspiel für die sinnliche Welt, die den Leser oder die Leserin in „Pleasure Lovers“ erwartet.

Schauen wir mal, was ich alles noch so erlebe, auf Reisen und überhaupt, und ob das zu einem weiteren erotischen Band reicht. Oder ob meine Fantasie einfach die Feder übernimmt und ich mich so sehr in zwei Protagonisten verliebe, deren Geschichte allein im erotischen Mittelpunkt stehen wird.  Aber... hey, ich denke schon :)

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview, Sophia!

Sophia Gala: Liebe Judith, danke, für deine Zeit!


Autorenfotos: Copyright by Sophia Gala

Autorenhomepage: http://sophiagala.weebly.com


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia.de geführt. Alle Rechte vorbehalten.