Psycho Killer (Anonymus)

Lübbe (Januar 2015)
übersetzt von Thomas Schichtel
empfohlen ab 18 Jahren
Paperback, Klappbroschur
335 Seiten, 14,99 EUR
ISBN: 978-3-7857-6106-9

Genre: Horror / Thriller / Splatter


Klappentext

In der Kleinstadt B-Movie-Hell ermordet ein maskierter Killer einen Polizisten. Der Spezialagent Jack Munson wird aus dem Ruhestand geholt, um den Mörder zu jagen. Wie sich herausstellt, ist der Täter aus einer Irrenanstalt geflohen und in seiner Vergangenheit zur perfekten Killermaschine ausgebildet worden. Und nun begeht er ein Massaker nach dem anderen. Jack Munson stürzt sich in die Ermittlungen – in einer Stadt, in der anscheinend niemand die Wahrheit sagt. Und in der selbst der Killer nicht das ist, was er zu sein scheint ...


Rezension

In B-Movie-Hell ist sprichwörtlich die Hölle los: Ein Killer, der eine grinsende, gelbe Totenkopfmaske mit einem roten Irokesen drauf trägt, schlachtet einen Polizisten ab. Dieser Mord, der vor den Augen eines geschockten Kollegen geschieht, ist der erste einer ganzen Serie, die sich vor allem gegen Polizisten und die Schergen von Mr. Mellencamp richtet. Letzterer hat B-Movie-Hell seinen abstrusen Namen gegeben und betreibt ein Bordell, in dem sich fast jeder männliche Einwohner des verschrobenen Kaffs vergnügt. Dort arbeitet auch Baby, die davon träumt, irgendwann einem Traumprinzen wie Patrick Swazy aus „Dirty Dancing“ zu begegnen. Die junge Frau verbirgt ein Geheimnis, von dem sie selbst nichts ahnt – und welches der Grund dafür ist, dass der rote Irokese mordend durch die Stadt zieht …

Agent Jack Munson genießt eigentlich seinen Vorruhestand, als er von seinem ehemaligen Boss reaktiviert wird. Er soll den Killer in B-Movie-Hell stoppen und bekommt dabei die Unterstützung der kühlen Agentin Milena Fonseca aufgezwungen. Wegen ihr muss Jack so tun, als würde er den Mörder, der aus einer Irrenanstalt geflohen ist und früher die Ausbildung zum perfekten Killer genossen hat, nicht kennen. Dabei weiß Jack ganz genau, über welche kranken Fähigkeiten der rote Irokese verfügt. Jetzt muss er nicht nur den entlaufenen Psycho wieder einfangen, sondern Milena auch noch von der Wahrheit ablenken. Zudem behindern die Einwohner von B-Movie-Hell seine Arbeit, denn sie bilden eine verschworene Gemeinschaft, die nicht einmal davor zurückschreckt, einen FBI-Agenten, der unliebsame Fragen stellt, aus dem Weg zu räumen.  

Neues Setting, neue Charaktere, alte Geschichte: „Psycho Killer“ setzt auf das altbewährte Rezept von Anonymus, der wieder einen Killer ins Rennen schickt, um eine verkommene Kleinstadt aufzumischen. Während „Das Buch ohne Namen“ und seine Nachfolger den Leser sofort mitreißen konnten, braucht „Psycho Killer“ jedoch ein paar Seiten, um richtig in Schwung zu kommen. Der rote Irokese ist zwar auch ein brandgefährlicher und cooler Psychopath, kann aber dem knallharten Bourbon Kid nicht das Wasser reichen. Zudem vergeht nach dem ersten Mord in B-Movie-Hell  viel Zeit mit Ermittlungsarbeit, die zunächst keine Überraschungen zu bieten scheint. Wer die Bücher von Anonymus kennt, weiß allerdings, dass am Ende alles anders kommen wird.

Ab der Mitte des Romans kommen immer mehr Wahrheiten ans Licht, die die Geschichte auf den Kopf stellen. Die bisher undurchschaubaren Charaktere zeigen ihr wahres Gesicht und es kommt zum Krieg zwischen Jack, dem Killer und den Einwohnern von B-Movie-Hell, die allesamt Feiglinge, notgeile Idioten und geldgeile Egozentriker sind. Allen voran Mr. Mellencamp, der sich mehrmals am Tag von seinen Nutten oral verwöhnen lässt – selbst wenn er Geschäftsgespräche führt, sitzt stets ein halbnacktes Mädchen unterm Schreibtisch. Auch seine Schergen vergnügen sich mit den Prostituierten, wie es ihnen gefällt, und so ist es nicht verwunderlich, dass Baby aus dem Bordell fliehen will. Sie ist das zarte Mädchen, das eigentlich gerettet werden muss, allerdings sich selbst überlassen ist. Und sie ist einer der wenigen liebenswerten Charaktere in diesem Roman. Die anderen sind, wie man es ebenfalls von Anonymus kennt, überzeichnete Figuren mit Vergangenheit, von denen manche grundverdorben sind und andere zumindest das Herz am rechten Fleck haben.

Auch in „Psycho Killer“ glänzt Anonymus mit seiner intelligenten Erzählweise, die bis zum Schluss große Überraschungen bietet. Sein derber Schreibstil fesselt nach wie vor, liest sich allerdings nicht mehr ganz so flott wie in „Das Buch ohne Namen“ und „Das Buch ohne Staben“, welche beide von Axel Merz übersetzt wurden. An „Psycho Killer“ hat sich der inzwischen dritte Übersetzer der Anonymus-Bücher gewagt, Thomas Schichtel, und man hat das Gefühl, dass er den krassen Ton des Autors nicht so gut wie in „Das Buch des Todes“ trifft. Nichtsdestotrotz  ist auch „Psycho Killer“ verdammt unterhaltsam, auch wenn der Roman kein ganz so makabres Ideenfeuerwerk wie die Vorgängerreihe ist.


Fazit

„Psycho Killer“ setzt auf das altbewährte Rezept und schickt wieder einen durchgeknallten Massenmörder ins Rennen, den man anfangs schwer einschätzen kann. Der Roman braucht etwas, um in Schwung zu kommen, wartet dann aber mit gelungenen Überraschungen und viel derbem Humor auf, wie man ihn von Anonymus kennt und liebt. Im Vergleich zu den Romanen um „Das Buch ohne Namen“ kommt „Psycho Killer“ allerdings etwas zahmer daher – bietet aber trotzdem wahnsinnig gute Unterhaltung.


Pro & Contra

+ neues Setting, neue Charaktere
+ cooler Killer, der sein Ding durchzieht
+ Anspielungen auf diverse Filme wie „Stirb langsam“
+ gelungene Überraschungen und Wendungen
+ derber Humor
+ originelle Charaktere

o Geschichte nicht wirklich neu

- Story braucht zu lange, um in Schwung zu kommen

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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