Rezensionen im Januar (2015)

Liebe LeserInnen,

bei dem dauergrauen Wetter draußen haben es auch viele unserer Redakteure vorgezogen, es sich drin mit Decke und Buch gemütlich zu machen. Dabei wurden einige ältere Titel endlich abgearbeitet, aber auch einige neue regelrecht verschlungen. Natürlich wollen wir euch davon wieder eine kleine Auswahl in unserem Rückblick präsentieren:


Belletristik

"Vor uns die Nacht“ ist eine atemberaubende Liebesgeschichte voller Magie und Kribbeln im Bauch. Sobald ihre Protagonisten sich begegnen, erblüht die Sprache von Bettina Belitz zu tief berührender und intimer Poesie. Doch wenn sie sich nicht sehen, verzweifelt Ronia an ihren Gefühlen und ihre Gedanken werden so düster, dass man es als Leser kaum aushält. Dennoch bleibt „Vor uns die Nacht“ eine erfrischend andere Lovestory, in der man sich gerne verliert.

"Beautiful Wedding" von Jamie McGuire ist ein nettes Schmankerle für alle Fans der Liebesgeschichte um Travis und Abby. Obgleich die Handlung nicht viel hergibt und Kitsch und Klischee doch sehr stark die Charaktere sowie den Plot dominieren, liest man dennoch gerne wieder etwas über die beiden sympathischen Protagonisten, welche dem Leser wirklich schnell ans Herz wachsen. Für alle Fans der Reihe definitiv empfehlenswert, wenn auch kein Must read.

Historik

Pierre Lemaitres "Wir sehen uns dort oben“ zeichnet eine Gesellschaft nach, die unter den Folgen des Ersten Weltkriegs leidet, zugleich aber zu großen Leistungen in der Lage ist, wenn es darum geht, seine Mitmenschen auszubeuten, neue Niederungen verkommener Moral für sich zu erschließen, sich selbst und andere zu korrumpieren. Die Handlung wird als eine Art Schelmengeschichte erzählt, in deren Zentrum drei Männer stehen, und liest sich wie ein brüchiges literarisches Denkmal einer längst verlorenen Zeit. In diesem herausragenden Roman werden Seelenlandschaften in Trümmer gelegt.

Dark Fantasy

"Fighting Destiny" von Amelia Hutchins ist ein heißes, spannungsgeladenes und dialogreiches Debüt, dass es in sich hat. Gegensätzliche Protagonisten, emotions- und spannungsgeladene Dialoge und eine Menge Humor dominieren die Atmosphäre, die Storyline ist geprägt von überraschenden Wendungen, actionreichen Handlungen und interessanten Ideen. Eine Menge schonungsloser Sex und viel Erotik prägen zudem ebenfalls den Hauptplot. Ein toller Sprachstil und der gekonnt gesetzte Cliffhanger zum Schluss lassen viel Erwartung in die Serie und ihre Folgebände setzen! Fans mit einer Leidenschaft zur Dark Fantasy und einer blühenden Fantasie sollten sich diesen Roman definitiv nicht entgehen lassen!

"Shadow World – Kampf der Seelen“ ist ein stimmungsvoller Auftaktband, der Romantik und düstere Urban Fantasy auf unterhaltsame Weise verbindet. Leider greift die Protagonistin Mallory erst spät aktiv ins Geschehen ein, denn sie weiß die meiste Zeit nicht, was um sie herum vorgeht. Interessanter ist da der Daimon Kaleb, der sprichwörtlich über Leichen geht, um für sich und seinen Rudelkollegen eine bessere Zukunft aufzubauen. Auch der orientalische Flair der Daimonen-Stadt fasziniert den Leser, kann jedoch nicht über diverse Schwächen hinwegtäuschen. Es bleibt abzuwarten, was Melissa Marr im zweiten Band aus dieser bislang soliden Grundlage macht.

Fantasy

Ju Honisch erzählt "Schwingen aus Stein“ in einer leicht antiquiert klingenden Sprache, die perfekt zur historischen Kulisse passt und sich trotzdem wunderbar flüssig lesen lässt.  Handlung und Schauplätze wirken in dem  historischen und surrealen Settings echt und  lebendig, denn hier erwachen Figuren zum Leben, die in kein Gut-Böse Schema passen. Die düstere Atmosphäre peppt sie mit einem guten  Schuss Humor auf, der dem Roman auch eine amüsante Note verleiht. „Schwingen aus Stein“ ist Fantasyliteratur jenseits des Genreüblichen und ein echter Lesegenuss.

"Der Sternwanderer" ist einfach ein wunderbares schönes Märchen für Erwachsene, welches perfekt von Charles Vess illustriert wurde und so weiter an Faszination und Tiefe gewinnt. Seine Geschichte wird von Neil Gaiman mit einem Augenzwinkern versehen und lädt zum Träumen ein. Nur für Kinder ist der Roman bedingt geeignet, denn in den wenigen Gewaltausbrüchen sind Autor und Zeichner nicht gerade zimperlich.

Science Fiction

Die Ummauerte Stadt“ von Jan Reschke ist eine zutiefst grausame Dystopie, die erschreckende Parallelen zum Dritten Reich aufweist. Was Menschen hier anderen Menschen antun, ist kaum zu fassen. Das Leseerlebnis schwankt zwischen Faszination und Würgereiz. Die Protagonisten scheinen einen aussichtslosen Kampf zu führen, doch sie stehen für etwas ein, sie zeigen Menschlichkeit – etwas, das die meisten Menschen in diesem Buch eingebüßt haben. Ein unheimlich atmosphärischer und nachdenklich stimmender Roman, dessen Inhalt nur schwer verdaulich ist. 

"Geborgen – In unendlicher Weite“ erfüllt als Finale der Trilogie die Erwartungen der Leser – allerdings auch nicht mehr. Die Handlung ist in groben Zügen vorhersehbar, während Veronica Rossi die Spannung der Geschichte vor allem aus fiesen Rückschlägen zieht. Wer sich in die schaurig-schöne Welt mit dem Ätherhimmel verliebt hat, kommt nicht um diesen finalen Band herum.

Horror / Mystery

In „Psycho Killer“ setzt Anonymus auf das altbewährte Rezept und schickt wieder einen durchgeknallten Massenmörder ins Rennen, den man anfangs schwer einschätzen kann. Der Roman braucht etwas, um in Schwung zu kommen, wartet dann aber mit gelungenen Überraschungen und viel derbem Humor auf, wie man ihn von Anonymus kennt und liebt. Im Vergleich zu den Romanen um „Das Buch ohne Namen“ kommt „Psycho Killer“ allerdings etwas zahmer daher – bietet aber trotzdem wahnsinnig gute Unterhaltung.

Dunkle Stunden“ von Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser bietet nahezu für jeden Fan düsterer Phantastik stimmungsvolle Geschichten, die überraschen, nachdenklich stimmen oder einfach nur gruselig sind.

Thriller

Mit „Du bist noch nicht tot“ bringt Dan Wells John Cleaver zurück, was für sich genommen bereits Grund genug ist, das Buch zu lesen. Band 4 ist zwar der schwächste Band, mangelt es ihm doch am Nervenkitzel der Vorgänger und nimmt sich nicht genug Zeit für die Nebencharaktere. Dafür ist er ungemein kurzweilig und unterhaltsam und macht einfach Spaß.

"Gone Girl - Das perfekte Opfer" beschreibt den Verfall einer Ehe und spielt raffiniert mit den Rollen von Opfer und Täter. Nick Dunne sucht seine verschwundene Frau und gerät dabei immer mehr ins Fadenkreuz der Ermittler, als er sich in Widersprüche verstrickt und deutlich wird, wie schwierig die Ehe der beiden Eheleute war. Ausgeklügelte Charaktere, eine spannende Geschichte sowie intelligente Wendungen machen Gillian Flynns Thriller zu einem Pageturner.

Manga

Im ersten Band von "Vanilla Fiction“ wirft Megumi Osuga viele Fragen auf, die neugierig auf die Entwicklung der finsteren Geschichte machen. Die Mystery-Story zieht den Leser sofort in ihren Bann und die Mischung aus komplexer Handlung und blutiger Action passt genau. Man spürt durchweg, wie viel Potential in dieser Idee steckt, und so freut man sich auf tiefsinnige Mystery mit Horrorelementen.

Comic

Dreieinhalb Jahre mussten Fans auf den dritten Band warten und nun ist „Der Vampyr I“ da und erzählt die Geschichte um Andrej und Frederic kurzweilig und spannend weiter wie zuvor. Es ist aber nicht mehr Kummant, der den Pinsel schwingt, sonder Chaiko und auch wenn er sein Handwerk beherrscht, ist der Stil meilenweit unterlegen. Natürlich ist das eine Geschmacksfrage und jeder sollte sich sein eigenes Bild machen. Lesenswert ist der Comic dennoch. Besonders das Ende macht Lust auf mehr.

"Asterix bei den Olympischen Spielen" ist ein sehr gutes Reiseabenteuer der beiden gallischen Freunde. René Goscinny hatte sichtlich Spaß beim Schreiben und Albert Uderzo ergänzt den Wortwitz mit perfekten Zeichnungen. Genau wie seine Vorgänger ein Klassiker, der zu den besten Werken der beiden Autoren und Freunde zählt.


Das wars schon wieder vom Januar - aber natürlich gibt es in den Rubriken noch mehr zu entdecken. Dazu könnt Ihr gerne in unserer Rezensions-Übersicht stöbern! Im Februar und März warten bereits viele spannende Neuerscheinungen, von denen wir möglichst viele besprechen wollen. Bis zum nächsten Rückblick!

Wir wünschen Euch warme Lesestunden!

Euer LiteratopaTeam