Die Heimkehrer (Jan Guillou)

Heyne Verlag (Oktober 2014)
gebunden, mit Schutzumschlag
480 Seiten, EUR 19,99
ISBN: 978-3-453-26873-9

Genre: Historik


Inhalt

Schweden, 1918: Lauritz residiert mit seiner Familie im vornehmen Saltsjöbaden.Als Bauunternehmer hat er es zu Wohlstand gebracht. Seine Brüder Oscar und Sverre leben in Berlin, wo Oscar ebenfalls in der Baubranche tätig ist, während Sverre eine Werbeagentur betreibt. Doch mit dem Erstarken der Nationalsozialisten ändert sich alles. Die Flucht zu Bruder Lauritz scheint der einzige Ausweg zu sein. Eine Zeit quälender Ungewissheit beginnt.


Rezension

Es bedarf nicht immer eines Ken Follets für eine spektakuläre und groß angelegte Saga über das zwanzigste Jahrhundert, wie der schwedische Autor Jan Guillou mit seiner "Brückenbauer-Reihe" zeigt. Deren dritter Band liegt nun mit "Die Heimkehrer" vor. Und auch, wenn es hier nicht ganz so fulminant zugeht, die Größenordnung eine Nummer überschaubarer bleibt, so zeichnet Guillous Werk doch vor allem die Fokussierung auf interessante und abwechslungsreiche Handlungsschwerpunkte aus, die sich angenehm von anderen in dieser Epoche angesiedelten Romanen absetzen. Nachdem in den vorangegangenen Bänden der Aufbruch ins 20ste Jahrhundert aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wurde, steht diesmal Deutschland im Zeichen des Nationalsozialismus im Vordergrund.

Die Familie Lauritzen, mittlerweile um einige Mitglieder gewachsen, hat sich in Schweden und Deutschland eingerichtet und arrangiert – die Schrecken der Vergangenheit sind überwunden. Und so kann Guillou im ersten Teil des Buches auch in aller Ruhe zeigen, wie es um die drei Ingenieure samt Nachwuchs bestellt ist. Hatten die vorangegangenen Bände noch jeweils getrennte Perspektiven – in Band Eins ging es um Lauritz in Norwegen und Oskar in Afrika, in Band zwei um Sverre in Großbritannien – wechselt er diesmal immer wieder zwischen diesen Perspektiven. Dabei gerät besonders der erste Teil des Romans, der ohne spektakuläre Schauplätze oder Ereignisse auskommen muss, etwas langatmig. Immerhin wird aber das nächste Thema schon sehr schön vorbereitet – natürlich handelt es sich hierbei um das Erwachen des Nationalsozialismus in Deutschland. Wie üblich durchschauen die meisten Protagonisten schon frühzeitig die Schrecken, die hiermit einher gehen. Immerhin aber scheut Guillou sich nicht, auch die menschliche Seite aufzuzeigen. So sind nicht etwa alle Nazis Ungeheuer – nicht zuletzt, weil sich diesen auch innerhalb der Familie jemand anschließt. Anstelle des moralischen Zeigefingers bekommt der Leser spannend veranschaulicht, was junge Männer dazu bewogen haben könnte, sich den Nazis anzuschließen.

Wie stets zeichnet Guillou ein aufschlussreiches und interessantes Bild der Epoche – sein Talent, deren faszinierende Aspekte herauszuarbeiten, macht auch das Setting dieses abschließenden Bandes zu etwas Besonderem. Dennoch bleibt der Eindruck, dass Guillou seine Geschichte schon nach dem zweiten Band zu Ende erzählt hatte. Zu unfokussiert erscheint dieser Band im Vergleich zu den thematisch klar abgegrenzten Vorgängerbänden. Viele unterschiedliche Point of Views geben zwar einen schönen Überblick über verschiedene Schauplätze – allerdings wirken diese dadurch auch sehr episodenhaft, sodass sich der Eindruck eines übergeordneten Handlungsbogens nicht so recht einstellen will. Das bedeutet glücklicherweise aber nicht, dass diese Episoden langweilig wären: Überwiegend spannend und kurzweilig schafft es "Die Heimkehrer" zumindest gut zu unterhalten – wenn auch nicht ganz auf dem Niveau der Vorgängerbände. Dieser positive Gesamteindruck wird allerdings etwas abgemildert durch ein mehr als abruptes Ende, das einen Nachfolgeband sehr wahrscheinlich wirken lässt.


Fazit

Auch wenn das Gewisse Etwas, das die Reihe bisher ausgezeichnet hat, fehlt, so bietet Guillou mit seiner "Brückenbauer Saga" doch auch weiterhin historische Unterhaltung auf hohem Niveau.


Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Die Brückenbauer"

Rezension zu "Die Brüder"

Rezension zu "Schicksalsjahre"