Spirou und Fantasio: Gesamtausgabe Bd.2 - Von Rummelsdorf zum Marsupilami (André Franquin)

Verlag: Carlsen (Januar 2015)
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten; 29,90 €
ISBN-13: 978-3551716224

Genre: Humor/ Abenteuer


Klappentext

1950 – 1952

Die Gesamtausgabe eines der großen Werke des frankobelgischen Comics.

Die gesammelten Abenteuer von Spirou und Fantasio aus der Feder von André Franquin, zum ersten Mal in der Reihenfolge ihres Entstehens abgedruckt, mit zusätzlichen redaktionellen Seiten und unveröffentlichen Bildern.


Rezension

1950 schrieb André Franquin Spirou und Fantasio vier Jahre. Seit seiner Übernahme der Serie hatte er große Fortschritte in Stil und Erzähltechnik gemacht. Kein Wunder also, dass er mit den, ihm zur Verfügung stehenden, wöchentlichen zwei Seiten im Magazin Spirou gerne mehr machen wollte, als ausgetretene Pfade zu beschreiten, die ihn zu sehr einschränkten. Zumal diese Seiten in Farbe waren und ihm dazu viel mehr Platz boten, als bisher. So konnte sich sein Zeichenstil weiter entfalten und entwickeln. In der Folge kam es so rasch zu zwei wichtigen Neuerung in der Welt von Spirou und Fantasio. Zum einen war das der Graf von Rummelsdorf, jener exzentrische Adelige und Erfinder, der im weiteren häufig bei Spirou und Fantasio eine Rolle spielen sollte und zum anderem natürlich das Marsupilami. Franquin erschuf seine eigene kleine Welt, in der seine Protagonisten leben und Abenteuer erleben konnte und die immer ein bisschen ländlich und idyllisch erscheint.
Bei seinem ersten albenlangem Abenteuer bekam Franquin Schützenhilfe von Jijés Bruder, der den Einfall mit einer besonderen Art von Pilzen hatte. Allerdings musste er viel ändern und nahm nur die Kernidee als Ausgangspunkt. Alles weitere ergab sich dann, genau wie es spätere Abenteuer tun sollten.

In diesem Band sind drei Geschichten enthalten, die perfekt in Spirou und Fantasios Welt einführen.

Der Zauberer von Rummelsdorf

Spirou und Fantasio machen Urlaub auf dem Land. Sie sind mit dem Fahrrad unterwegs. Als sie in Rummelsdorf ankommen, machen sie mehrere seltsame Beobachtungen. Schnellwachsende Tiere, seltsame Pilze, die fast überall wachsen und verdorbene Milch. Für die Bevölkerung steht schnell fest, hier ist ein Zauberer am Werk und der Schuldige ist auch ebenso schnell gefunden: Ein Zigeuner mit seiner Familie. Aber Spirou und Fantasio glauben zurecht nicht an diese einfache Erklärung und stellen Nachforschungen an, die zum Grafen von Rummelsdorf führen.
Der Zauberer von Rummelsdorf bietet unheimlich viel. Er führt den Grafen und den Bürgermeister ein, die beide auf ihre Art herrlich verschrobene Charaktere sind. Die Reden des Bürgermeisters sind sehr witzig und parodieren die üblichen Politikerplattitüden, während der Graf als fast weltfremdes Genie erscheint, dem erst langsam aufgeht, dass Wissenschaft kein Selbstzweck sein darf und immer von Moral und Ethik gestützt sein muss. Das Abenteuer selbst ist zwar immer noch ein klein wenig episodenhaft, da es mehrere Handlungsbögen hat, die abgeschlossen werden, bevor der nächste beginnt, wird aber durch einen roten Faden zusammengehalten und bietet viel Witz, Humor und Dinge zum Nachdenken. Sicher ein erster Höhepunkt in der Geschichte Spirou und Fantasios.

Eine aufregende Erbschaft

Und es geht gleich mit dem nächsten weiter. Ein Onkel Fantasios stirbt. Bei der Testamentseröffnung erfahren er und sein Vetter Zantafio, dass sie drei Aufgaben lösen müssen, um alleiniger Erbe zu sein. Sofort stürzen sie sich in den Wettkampf, bei dem eine der Aufgaben daraus besteht, ein Marsupilami zu fangen. Jenes Fabelwesen, welches große Bedeutung erlangen sollte.
Eine aufregende Erbschaft ist tatsächlich auch das. Spannend und lustig und die Aufgaben sind von Franquin richtig ausgewählt worden. Dazu bekommen Spirou und Fantasio einen Gegenspieler, der ihrer würdig ist. Zantafio sieht Fantasio, abgesehen vom schwarzen Haar und Schnurrbart, zwar fast zum Verwechseln ähnlich, ist aber charakterlich das genaue Gegenteil von ihm Skrupellos versucht er jeden sich bietenden Vorteil auszunutzen oder sich einen zu verschaffen. Dazu gibt es sozusagen einen historischen Moment im Bereich der frankobelgischen Comics, denn das Marsupilami hat seinen ersten Auftritt.

Die Entführung des Marsupilamis

Spirou und Fantasio haben ein schlechtes Gewissen, weil das Marsupilami ihretwegen seine Freiheit verloren hat und nun in einem Zoo sein Leben fristen muss. Sie nehmen sich vor es zu befreien, aber bevor sie das tun können, wird es aus dem Zoo entführt. Natürlich machen sie sich auf die Suche nach ihrem Freund und schon bald entdecken sie, wer hinter alldem steckt. Tun können sie allerdings nichts, bis sie unerwartet auf den Grafen von Rummelsdorf treffen, der eine Lösung für ihr Problem hat.
Die Entführung des Marsupilamis ist eine gute Nachfolgegeschichte zu Eine aufregende Erbschaft, aber ihr ist anzumerken, dass Franquin sie brauchte, um das Marsupilami zu Spirou und Fantasio zu bringen. Das macht sie nicht schlecht, aber sie fällt gegenüber den ersten beiden Geschichten etwas ab. Dafür bietet sie deutlich mehr Humor und weiß dadurch zu unterhalten.

Carlsen hat wieder einen großen redaktionellen Teil beigefügt, der erneut höchst informativ ist und am Ende des schön gestalteten gebundenen Bandes ist ein Interview mit Franquin abgedruckt, welches Fantasio „selbst“ geführt hat.


Fazit

Spirou und Fantasio – Von Rummelsdorf zum Marsupilami ist hervorragend geschrieben und gezeichnet und zeigt wieviel in den beiden Hauptfiguren und ihrer Welt steckt. André Franquin überrascht hier mit immer neuen Einfällen und präsentiert seine Geschichten auf die bestmögliche Weise.


Pro & Contra

+ Marsupilami
+ Graf von Rummelsdorf
+ Franquin hat seinen Stil gefunden
+ Humor und Spannung

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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