Ten Count (Rihito Takarai)

ten count

Tokyopop (April 2015)
Taschenbuch, ab 16 Jahren
196 Seiten, 6,95 EUR
ISBN: 978-3-8420-1289-9

Genre: Yaoi / Drama


Klappentext

Shirotani ist psychisch krank. Seine größte Angst ist es, sich mit Bakterien anzustecken. Mehrmaliges Händewaschen und Handschuhe schützen ihn vor dem Schlimmsten, so glaubt er. Als eines Tages sein Chef einen Unfall hat und Shirotani aus Ekel nicht helfen kann, will er sich verändern. Er lernt den Psychologen Kurose kennen und baut zu ihm ein Vertrauensverhältnis auf, das plötzlich zu zerbrechen droht …


Rezension

Die Mysophobie, auch Ansteckungsphobie genannt, hat Shirotani voll im Griff. Er richtet seinen Alltag danach aus, möglichst wenig zu berühren, und schützt sich mit Hilfe von Handschuhe und exzessivem Händewaschen vor Schmutz und Bakterien. Er hat sich so sehr an die Krankheit gewöhnt, dass er sein Verhalten kaum noch in Frage stellt. Erst als sein Chef einen Unfall erleidet und Shirotani im entscheidenden Moment aus Angst zögert, überlegt er, doch eine Therapie zu beginnen. Vor einer psychosomatischen Klinik verlässt ihn jedoch der Mut – da spricht ihn der Psychologe Kurose an. Die beiden sind sich bei dem Unfall von Shirotanis Chef begegnet und Kurose hat schnell bemerkt, dass sein Gegenüber unter Mysophobie leidet. Er bietet Shirotani an, ihm als Freund zu helfen und mit ihm Schritt für Schritt gegen seine Krankheit anzugehen …

Rihito Takarai überrascht in „Ten Count“ mit einer sehr ernsthaften und tiefgreifenden Geschichte, die sich im ersten Band langsam entwickelt. Einfühlsam zeigt die Mangaka, wie sich ihr Protagonist Shirotani mit seiner Krankheit arrangiert hat und wie schwer ihm die normalsten Dinge fallen. Beispielsweise kann er keine Bücher im Laden kaufen, weil diese ja jemand berührt haben könnte. In Restaurants fühlt er sich unwohl und bestellt nur selten etwas. Öffentliche Verkehrsmittel sind ein Alptraum für ihn. Er trägt meistens Handschuhe und wäscht sich so oft die Hände mit Alkohol zum Desinfizieren, dass sie wund und blutig sind. Als Leser stellt man bald fest, dass Shirotani mit seinen Ängsten gar nicht fähig ist, Freundschaften oder gar eine Beziehung zu führen. Schließlich darf ihn niemand berühren und er ekelt sich selbst davor, etwas anzufassen, was jemand anderes bereits berührt hat.

Was Kuroses Motive betrifft, entwickelt man schnell eine Ahnung, allerdings tappt Shirotani völlig im Dunkeln. Anfangs ist er sehr misstrauisch, doch letztlich ist er dankbar, dass jemand ihm helfen will und ihm zeigt, dass man mit viel Geduld viel erreichen kann. Bald freut sich Shirotani auf die Treffen mit Kurose, der sehr respektvoll und fürsorglich mit ihm umgeht. Kurose findet die richtige Mischung aus Provokation und Verständnis, um Shirotani nach und nach seine Angst zu nehmen. Rückschläge sind dabei vorprogrammiert, vor allem dann, als Shirotani merkt, dass er zu wenige Fortschritte macht und diese wenigen auch nur wegen Kurose, weil er ihm zeigen will, dass er nicht nur aus Ängsten besteht.

„Ten Count“ fällt unter das Genre Boys Love und zeigt sich im ersten Band höchstens als zahmer Shounen-Ai. In den Folgebänden entwickelt sich jedoch eine tiefergehende Beziehung zwischen Kurose und Shirotani und es kommt zu explizit dargestellten, sexuellen Kontakten. Wer mit solchen Geschichten grundsätzlich ein Problem hat, sollte also die Finger davon lassen. Allen anderen sei gesagt, dass man als Yaoi-Fan voll auf seine Kosten kommt und gleichzeitig eine tolle Story mit Substanz geboten bekommt. Shirotanis Phobie zieht vieles nach sich und man ist als Leser richtig betroffen,  wenn man sieht, wie er sich quält. Und man freut sich mit ihm, wenn er kleine Fortschritte macht, wie beispielsweise das erste Mal eine Türklinke ohne Handschuhe zu berühren. „Ten Count“ hebt sich mit der ungewöhnlichen Thematik angenehm von anderen Vertretern des Genres ab.

Die sanften Zeichnungen von Rihito Takarai tragen die Geschichte perfekt: Mimik und Gestik vermitteln auch ohne Worte, was in den Protagonisten vorgeht. Schön ist, dass beide Charaktere auch optisch gleichauf sind, sprich sie wirken wie zwei normale junge Männer, die sich langsam näherkommen. Der Panelaufbau ist übersichtlich und wird nur selten aufgebrochen. Hinzukommen wenige halb- und ganzseitige Zeichnungen, die an genau den richtigen Stellen die emotionale Spannung unterstreichen. Das Cover zeigt Shirotani mit Mundschutz und ist mit Spotlack-Titel und den neonorangen Sprenkeln ein echter Eyecatcher.


Fazit

„Ten Count“ begeistert mit einer tiefgreifenden und schwierigen Thematik, die von Rihito Takarai einfühlsam umgesetzt wurde. Shirotanis Angst vor Schmutz und Bakterien macht ihm ein normales Leben nahezu unmöglich. Psychologe Kurose will ihm helfen und als Leser ahnt mal bald den Grund dafür, doch wirklich schlau wird man aus dem zurückhaltenden Kurose noch nicht. Eine tolle Story mit reichlich Konfliktpotential, die berührt und verzaubert.  


Pro & Contra

+ einfühlsame Darstellung von Shirotanis Mysophobie
+ Kuroses respekt- und verständnisvoller Umgang mit Shirotani
+ langsame und glaubwürdige Entwicklung
+ Boys Love mit Substanz
+ sanfte, ausdrucksstarke Zeichnungen

o wird erst in den Folgebänden zu richtigem Yaoi

Wertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Yaoi, Rihito Takarai