Die Suche nach der Erde (Isaac Asimov)

Asimov Suche

Heyne 2015
Originaltitel: Foundation’s Edge (1982)
Übersetzung von Horst Pukallus
Taschenbuch, 572 Seiten
€ 9,99 [D] | € 10,30 [A] | 13,90 CHF
ISBN: 978-3-453-31632-4

Genre: Science Fiction


Inhalt

498 Jahre nach Gründung der Foundation glaubt Golan Trevize, früher Marinesoldat und heute Ratsherr in der Ersten Foundation, dass die Zweite Foundation, obwohl sie gemeinhin für ausgestorben gehalten wird, noch existiert und die Geschicke des Planeten Terminus und seiner Bewohner steuert. Als Trevize den Seldon Plan anzweifelt, schickt ihn die Bürgermeisterin von Terminus, Harla Branno, auf eine Mission. Gemeinsam mit dem Historiker und Mythologiefachmann Janov Pelorat soll er die Zweite Foundation suchen. Branno hofft so, Trevize, ihren einzigen Konkurrenten um die Nachfolge für das höchste Regierungsamt, den Ersten Sprecher, neutralisieren zu können. Während der Reise erleben Trevize und Pelorat viele, teils gefährliche, Abenteuer. Trevize ist besessen von der Vorstellung, den Ursprungsplaneten der Menschheit zu finden, die gemeinhin für einen Mythos gehaltene Erde.


Rezension

Isaac Asimov schuf mit seinem von 1940 bis 1992 entstandenen Foundation-Zyklus eine der komplexesten Zukunftswelten der Science Fiction. Im Zentrum dieses Werkes befindet sich die Foundation-Trilogie (1951-1953), die seit 2012 in aktueller Übersetzung in einem Band erhältlich ist. Mit Die Rettung des Imperiums und Das Foundation-Projekt schrieb Asimov zwei inhaltlich zusammenhängende Prequels zur Foundation-Trilogie. Gleich einem Triptychon bildet die Trilogie das Mittelstück, die beiden Präludienbände den linken Flügel, während zwei weitere Bücher, die zeitlich an die Foundation-Trilogie anschließen, den rechten Flügel formen: Foundation’s Edge (1982; dt. Die Suche nach der Erde, 2015) und Foundation and Earth (1986; Die Rückkehr zur Erde, 2015). 

Die Suche nach der Erde gewann den Hugo Award 1983 als bester Roman. Die Handlung erstreckt sich über einen sehr kurzen Zeitraum, nicht über rund eintausend Jahre wie die Foundation-Trilogie. Sie umfasst einen Prolog und zwanzig Kapitel mit 92 nummerierten Abschnitten. Die ersten Abschnitte, in denen Golan Trevize und Janov Pelorat eingeführt werden, nutzt Asimov, um wichtige Informationen aus der Foundation-Trilogie zusammenfassend zu wiederholen. Er inszeniert ein politisch hintergründiges Machtspiel, bei dem die Akteure schwer durchschaubare Interessen verdecken, indem sie vordergründig andere Vorstellungen und Zielsetzungen entwickeln. In diesem Politikspiel treffen verschiedene Qualitäten von Politikern aufeinander.

Bürgermeisterin Harla Branno will, koste es andere, was es wolle, die Anti-Maultiere auf Gaia und die Zweite Foundation auf Trantor vernichten und dann die Herrschaft über die Galaxis übernehmen. Sie will sich in die Geschichtsbücher einschreiben. Branno und ihr Sicherheitschef Liono Kodell entsprechen Politikern auf Lebenszeit, die die Spielregeln wie kaum andere Akteure beherrschen und deshalb so erfolgreich sind. Anders als Hari Seldon in den Prequel-Bänden, verfolgen sie ihre persönlichen Nutzenkalküle, schieben das Gemeinwesen zur Durchsetzung individueller Ziele vor und betrachten die politische Bühne als ihre Heimat.

Ihnen gegenüber stehen Sprecher Stor Gendibal und Golan Trevize, denen trotz ihrer Zeit in der Politik das Wohlergehen der Gesellschaft nicht aus dem Blickfeld geraten ist. Stor Gendibal ist ein junger, ambitionierter potenzieller Kandidat für das Amt des Ersten Sprechers der Zweiten Foundation, dessen aktueller Inhaber Quindor Shandess sich aus dem Arbeitsalltag verabschieden, seinen politischen Nachlass regeln und seine Nachfolge bestimmen will. Trevize erscheint als der große Verlierer in diesem Aufeinandertreffen von politischen Kalkülen. Im Ergebnis muss er sich auf eine Mission durch das Universum begeben, die sich als eine Suchbewegung auf Grundlage kaum vorhandener Informationen erweist.

Die Handlung besteht weitgehend aus Dialogen. Einige der Hauptfiguren verhalten sich wie Strategen, versuchen ständig mehrere Schritte vorwegzunehmen. Auf der von Beginn an offensichtlichen Ebene geht es um einen Konflikt zwischen der Ersten und der Zweiten Foundation. Hinzu kommt bald eine Gruppierung, die vorübergehend als Anti-Maultiere bezeichnet wird. Es gibt Akteure, die falsch spielen, doppelt und dreifach, Fallen werden gestellt, Verschwörungen vermutet, die sich für besonders intelligent haltende Hauptfigur muss nicht nur lernen, dass sie doch Defizite aufweist, und die Regierung ist autoritärer, als sie sich darstellt.

Der Seldon-Plan funktioniert seit bald 500 Jahren perfekt, hat auch die Belastungen durch das Maultier ertragen, den Mann, der mittels seiner überlegenen Geisteskräfte die Galaxis beherrschen wollte (s. Foundation-Trilogie). In Die Suche nach der Erde wird deshalb auch nicht der Seldon-Plan auf mögliche Unvollkommenheiten hinterfragt. Vielmehr gibt es Zweifel daran, dass er für die Menschheit eine gute Sache ist. Asimov stellt im Grunde dieses zentrale Konzept der Reihe zur Disposition und gelangt am Ende zu einer interessanten Fusionslösung. Die Suche nach der Erde unterscheidet sich grundlegend von den vorhergehenden Romanen in eben dieser Haltung zum Seldon-Plan.

Asimov arbeitet in seinem Foundation-Zyklus sehr schön heraus, dass es kein wertvolleres Gut und kein mächtigeres Instrument als Wissen beziehungsweise Informationen gibt. Dies demonstriert er insbesondere in den beiden abschließenden Bänden und greift voraus auf die Relevanz von Informationen im digitalen Zeitalter. Auch wird deutlich, dass, wer auf der Suche nach Wissen ist, wer Informationen sammelt, auf Machterwerb und Kontrolle aus ist.


Fazit

Isaac Asimov erzählt in Die Suche nach der Erde den ersten Teil der Fortsetzung seiner berühmten Foundation-Trilogie (zweiter Teil: Die Rückkehr zur Erde) als ideenreichen und dialoghaltigen Roman, in dem beinahe alles aus- und durchbuchstabiert wird, wodurch das politische Spiel an Transparenz gewinnt. Die Suche nach der Erde ist so offensichtlich lesenswert und inhaltlich nicht abgeschlossen, dass man mit der Fortsetzung nicht lange warten sollte.


Pro und Kontra

+ ausgeprägter Detailreichtum
+ trotz vielfältiger Bezüge zum Gesamtwerk einzeln lesbar
+ gelungene Erzählung über politische Prozesse und individuelle Kalküle

- banale weibliche Figuren, in einem Fall gefährlich nahe am Sexismus


Wertung: sterne4.5

Inhalt: 5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu Die Rettung des Imperiums

Rezension zu Das Foundation-Projekt

Rezension zu Foundation-Trilogie

Rezension zu Die Rückkehr zur Erde

Tags: Space Opera, SF-Klassiker, Isaac Asimov