Psycho-Pass (Staffel 1, Volume 1)

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Psycho-Pass  (Staffel 1, Volume 1)
Regie: Gen Urobuchi, Naoyoshi Shiotani
Studio: Production I.G.
Format und Sprache: PAL, Region 2, Deutsch (DTS-HD 2.0), Japanisch (DTS-HD 2.0)
Daten: KAZÉ (Februar  2014), Blu-ray Digibox mit Sammelschuber,  circa 150 Minuten, UVP 47,95 EUR, FSK 16, EAN: 7630017501677

Genre: Science Fiction / Psychological / Cyberpunk


Rezension

Das zukünftige Japan erfreut sich an den Vorzügen der Technik: Kleidung und Möbel werden per Holoemitter der Tageslaune angepasst und das Frühstück wird vom Automaten auf die eigenen Bedürfnisse angestimmt. Die größte Errungenschaft ist dabei das Sybil System, das permanent den psychischen Zustand der Menschen überwacht, sodass jeder ein Leben verordnet bekommt, das zu ihm passt. Entwickelt jemand kriminelle Energie, wird er von Vollstreckern eingefangen und einer Zwangstherapie unterzogen – oder auch eliminiert, wenn ein Grenzwert überschritten ist. Die junge Inspektorin Akane Tsunemori muss schon bei Dienstantritt feststellen, dass das System einen gravierenden Fehler hat: Es ist unmenschlich …

„Psycho-Pass“ ist lupenreiner Cyberpunk mit leuchtenden Schatten und verdorbenen Glaspalästen. Der Mensch ist vollkommen von der Technik abhängig, legt sogar das eigene Schicksal in die Hände künstlicher Intelligenz. Doch trotz der totalen Überwachung  gibt es immer noch Verbrechen und hier kommen Inspektoren wie Akane und ihre Vollstrecker, die selbst als latente Verbrecher eingestuft sind, zum Einsatz. Sie spüren Menschen, deren Psycho-Pass sich zum Schlechten verfärbt hat, auf. Bereits bei ihrem ersten Einsatz wird Akane Zeugin, wie der Grenzwert überschritten und der Verbrecher eliminiert wird. Sein Opfer entwickelt dabei so großen Stress, dass sich auch sein Psycho-Pass verfärbt – die traumatisierte Frau wird von den Vollstreckern ins Visier genommen. Akane schreitet beherzt ein und betäubt kurzerhand ihren Kollegen.

Schon in der ersten Folge wird klar, dass Akane eine ganz untypische Heldin ist – und gleichzeitig eine ganz typische Cyberpunkfigur. Sie führt ein normales Leben im System und hat sich trotz größerer Karrierechancen entschieden, Inspektorin zu werden. Ein Schritt, der alles verändert, denn immer deutlicher erkennt sie nun die Schwachstellen des Systems. Diese werden nicht nur während ihren Fällen deutlich, sondern auch bei ihren Kollegen, insbesondere den Vollstreckern, die unter den Inspektoren stehen. Sie werden als latente Verbrecher eingestuft und müssen daher die Drecksarbeit machen. In dieser Welt müsste man sie als gefährlich betrachten, doch Akane erkennt schnell, dass sich hinter ihren Kollegen bemerkenswerte Schicksale und starke Charaktere verbergen.

Bei aller Begeisterung muss man jedoch zugeben, dass mit Klischees nicht gespart wird: Da hätten wir zum Beispiel Shinya Kōgami, der die Rolle des introvertierten, gefährlichen Love-Interest inne hat. Akane kommt anfangs überhaupt nicht mit ihm zurecht, gleichzeitig ist sie von ihm fasziniert und möchte mehr über die Gründe für seine schroffe Art erfahren. Dann gibt es da noch den abgebrühten Chef der Einheit, Tomomi Masaoka, der seinen Job mit einem speziellen Humor erfüllt, und den quirligen Schönling Shūsei Kagari. Hinzu kommen ein grimmiger Typ, eine coole junge Dame und eine aufreizende Wissenschaftlerin. Trotz dieser Klischees ergänzen sich die Charaktere perfekt, sodass für jeden Geschmack jemand dabei ist und niemals Langeweile aufkommt. Und ein bisschen Klischee gehört zum Cyberpunk ja auch dazu. Fans des Genres dürfen sich zudem über kleine Anspielungen auf Cyberpunkwerke wie „Johnny Mnemonic“ freuen (beispielsweise kommt die Datenbrille samt Handschuhen, die Keanu Reeves im Film benutzt, beim Besuch virtueller Welten zum Einsatz).

Die herausragenden Animationen beschwören den düsteren Charme von William Gibsons „Neuromancer“ und „Idoru“ oder auch der früheren I. G. Produktion „Ghost in the Shell“ herauf. Ob bunte virtuelle Welten, opulente Glaspaläste oder finstere Sperrbezirke -  „Psycho-Pass“ erzeugt kräftig Stimmung und sieht dabei verdammt gut aus. Die Charaktere sind auch optisch vollkommen unterschiedliche Typen und überzeugen mit glaubhafter Mimik und Gestik. Einziges Manko: Manchmal wirkt es, als würden die Figuren und die detailreichen Hintergründe nicht zusammenpassen, die Charaktere stehen irgendwie heraus – was wahrscheinlich gewollt ist, aber einfach seltsam wirkt.

Das Bild der Blu-ray-Ausgabe ist gestochen scharf und die Farben kommen sehr schön heraus. Über den DTS-Sound freut sich, wer eine Surround-Anlage hat, allerdings wäre effekttechnisch mehr drin gewesen. Neben dem vollen Klang vermisst man die kleinen Effekte aus dem Hintergrund, die einen zusammenzucken lassen. Dafür ist die Gestaltung der Blu-ray-Box, wie bei vielen KAZÉ-Veröffentlichungen, eine wahre Freude für Sammler: Zur ersten BD gibt es einen schmucken Schuber und ein Poster, auf der Disk sind zudem das Intro und Outro nochmals separat enthalten.


Fazit

„Psycho-Pass“ ist stimmungsvoller Cyberpunk in der Tradition William Gibsons und erfreut die Zuschauer mit einer grandiosen Optik und einem spannenden Weltentwurf, der elementare Motive des Genres und frische Ideen in einem hochspannenden Psychothriller vereint.


Pro & Contra

+ Cyberpunk-Setting mit strahlender Fassade
+ Akane als untypische und anfangs unsichere Heldin
+ facettenreiche Charaktere
+ interessantes Konzept des Psycho-Pass
+ extrem atmosphärisch
+ Anspielungen auf bekannte Cyberpunk-Romane und Filme
+ tolle Animationen und voluminöser Sound

o diverse Genreklischees

- hoher Preis

Extras: Sammelschuber und Poster

Wertung: sterne4

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Animationen:  5/5
Preis/Leistung: 3/5