Schatten über Schinkelstedt (André Ziegenmeyer)



Periplaneta Verlag (August 2008)
Klappbroschur, 174 Seiten, EUR 12,99
ISBN: 978-3940767080

Genre: Fantasy


Klappentext

"Wenn ich also zusammenfassen darf: Ihr habt mich gefangen genommen, für Jahrhunderte in eine Höhle gesperrt, um mich dann wieder freizusetzen, damit ich die Leute erschrecke. Und anschließend wolltet ihr dann Helden spielen und damit Eindruck schinden, richtig?"

- Auguste Fledermeyer


Rezension

Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Höchste Zeit also für eine groß angelegte Imagekampagne. Und hier wartet Ziegenmeyer mit einem viel versprechenden Konzept auf: Warum - so seine Idee - nicht einfach ein paar Fabelwesen auf die Menschheit loslassen? - Natürlich nur, um sie danach wieder einzufangen und als strahlender Held dazustehen. Denn Fabelwesen waren ja nachweislich für die Querelen des Mittelalters verantwortlich - eine Zeit, in der "Mutter Kirche" noch das Sagen hatte.
All das klingt aberwitzig - und das ist es natürlich auch. Denn der Roman nimmt weder sich selbst ernst, noch das Genre Fantasy, noch seine Charaktere. Kurz: Es handelt sich um eine Art satirisches Märchen, das mit frischer Grundidee recht unterhaltsam daherkommt.
Hierbei lebt das Buch fast ausschließlich vom ausgefallenen Schreibstil des Autors. Auf augenzwinkernde Art trägt er seine Geschichte vor und bringt den Leser mit seinen charmant-verschrobenen Formulierungen das eine oder andere Mal zum Schmunzeln.

Und auch in Sachen Charaktere setzt Ziegenmeyer die skurrile Grundidee konsequent um. Denn bei der Charaktergestaltung spielt er mit vielen Klischees und liefert so auf ironische Weise genau die Charaktere, die man in diesem Zusammenhang erwarten würde, sei es der weltfremde und konservative Geistliche, der fanatische Inquisitor, oder eben die Tränke brauende, mürrische Hexe. Dass dabei auf der anderen Seite keine Glanzleistungen in charakterlicher Tiefgründigkeit entstehen, dürfte klar sein, ist aber auch gar nicht beabsichtigt.

Ähnliches gilt für die Handlung; diese tritt zugunsten des Humors etwas in den Hintergrund. Trotzdem wird sie der Grundidee gerecht und vom Autor geradlinig zu einem mäßig spektakulären Ende geführt. Denn so gut und witzig der Grundgedanke auch sein mag, nach 170 Seiten hat der Autor so ziemlich alles herausgeholt, was ging. Eine Tatsache, die sich während der einen oder anderen kurzen Länge in der zweiten Hälfte des Buches schon anbahnt. Denn wenn man sich allmählich an die allgegenwärtige Ironie gewöhnt, stumpft man dagegen regelrecht ab, so dass die Gags nicht mehr ganz so oft zünden, wie in der ersten Hälfte.


Fazit

Die amüsante Geschichte um eine Horde wild gewordener Fabelwesen macht größtenteils Spaß - nicht zuletzt wegen Ziegenmeyers eigentümlichem Schreibstil. Mehr als eine kurzweilige Unterhaltung für "Zwischendurch" sollte man sich jedoch nicht erwarten.


Pro & Kontra

+ schöne Grundidee
+ markanter, augenzwinkernder Schreibstil
+ witzige Ideen

o Charaktere bleiben, bedingt durch das Konzept, flach

- ein paar kurze Längen
- geradlinige Umsetzung der ironischen Grundidee, nichts darüber hinaus

Wertung:

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 2/5