Badlands Bd. 1 - Das Eulen-Kind (Corbeyran, Piotr Kowalski)

Verlag: Splitter-Verlag; (Januar 2015)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 13,80 €
ISBN-13: 978-3958390300

Genre: Western/ Mystery


Klappentext

Gegen Ende des 19.Jahrhunderts durchquert Perla an der Spitze einer kleinen Gruppe von Abenteurern  die Wüstengebiete im Süden der Vereinigten Staaten.

Ihr Ziel:
Auf den Spuren ihres Ahnen, des Alchimisten Hernan Ruiz-Tenguillo, zu wandeln, der einst dieselben Gebiete in Begleitung der Konquistadoren beschritt.

Denn die von ihrem Vorfahr vor zwei Jahrhunderten beschriebene unsichtbare Welt ist nicht verschwunden! Sie wurde von den Indianern verborgen, um zu verhindern, dass die Weißen sich der Kräfte bemächtigen, die ihr innewohnen.

Mit Sporen, Revolvern und magischen Formeln gedenkt Perla, dieses Universum zu enthüllen, das hinter der ultimativen Grenze liegt, jener der Realität....


Rezension

New York 1880, Perla Ruiz-Tenguillo wartet im Hafen auf die Ankunft Professor Labottes. Er bringt einen Würfel mit, den er in ihrem Auftrag magisch untersuchen sollte und der vor langer Zeit in den Besitz ihres Vorfahren Hernan Ruiz-Tenguillo übergangen war. Dieser war Alchimist und Philosoph und erforschte die Kultur der amerikanischen Ureinwohner, wobei ihn hauptsächlich die mystische Seite interessierte. Mit Sam und Viele-Tode, einem Indianer, brechen sie auf in das Land der Ureinwohner, um herauszubekommen, wofür der ominöse Würfel gut ist. Bald schon stoßen sie auf Schwierigkeiten. Ein Koyote verfolgt sie und ein seltsames Wesen, halb Mensch, halb Eule beobachtet die Gruppe und stiehlt in einer Nacht das magische Objekt. Und damit fängt der Ärger für Perla und ihre Gefährten erst so richtig an.

In Badlands vermischen Corbeyran und Piotr Kowalski Mystery/ Horror und Western. Eine Mischung, die häufig genug nicht funktioniert, da meist die Westernelemente in der Geschichte zu kurz kommen. Bei Badlands ist dies glücklicherweise nicht der Fall. Nach einem kurzen Prolog über Hernan Ruiz-Tenguillo und einem gescheiterten Experiments Labottes während der Schiffspassage, tauchen Autor und Leser sofort ab in das Westernambiente. Gleich das erste Bild von Perla macht klar, dass es sich bei ihr um eine knallharte, Zigarre rauchende Frau handelt, die mehr mit einem Revolverheld gemein hat, als mit einer Alchimistin. Und genau dieser Eindruck bleibt auch weiterhin bestehen. Die Westernatmosphäre lässt zu keinem Zeitpunkt nach. Corbeyran inszeniert seine Geschichte ganz im Stil eines Italo-Westerns. Sergio Leone und Co. lassen jederzeit grüßen. Dafür sorgt schon Perla, die charakterlich wie eine Mischung aus Clint Eastwood aus der Dollar-Trilogie und Harmonica aus Spiel mir das Lied vom Tod wirkt. Sie ist hart und unnachgiebig gegen sich und ihre Männer. Aufgeben ist keine Option für sie und notfalls klärt man Unstimmigkeiten mit Fäusten oder Waffen. Sie ist vielleicht nicht die vielschichtigste Figur, aber sie und die Vergangenheit ihrer Familie ist interessant gestaltet, so dass sich noch manches für weitere Abenteuer daraus ergeben kann.
Ihre Begleiter sind zwar auch mehr oder weniger variierte Stereotype, aber sie funktionieren innerhalb der Geschichte hervorragend. Viele-Tode ist ein ungläubiger Indianer, dessen Lieblingssatz lautet: „Aber für mich ist … kompletter Unsinn.“ Professor Labotte ist mehr oder weniger ein Gelehrter, wie er im Buche steht und Sam ist ein befreiter Sklave, der ein sehr guter Schütze ist. Wie man erkennen kann, spielt Corbeyran mit diversen Klischees und fügt sie allein durch die Herkunft der Figuren bereits zu etwas neuem, ungewöhnlichen zusammen. Dazu präsentiert er eine Geschichte, die mit dem Fortschreiten der Handlung immer unheimlicher und gruseliger wird. Immer drängender wird die Frage, was das Geheimnis des Würfels ist und welche Auswirkungen seine Nutzung haben wird. So steigert sich die Spannung bis zum Schluss, der einen Lovecraft zur Ehre gereichen würde und Perla als Actionheldin und Antiheld etabliert. Corbeyran verzichtet darauf, die Männer die Arbeit machen zu lassen und lässt Perla in diesem fulminanten Showdown die Hauptrolle. Alle Elemente der Geschichte fügen sich zusammen und Badlands wird dadurch von einem Western zu einem guten Mystery-Thriller. Die Wandlung geschieht ganz automatisch. Klar ist die Charakterzeichnung nicht wirklich tief, dafür passiert zu viel, aber bei Badlands ist das auch nicht nötig, um gut zu unterhalten. Das Eulen-Kind hat die Aufgabe die Tür in Perlas Welt aufzustoßen, Nachfolgebände müssen die sehr gute Vorlage nun nutzen.

Piotr Kowalski verwendet klare Linien bei der Darstellung von Personen. Die Gesichter sind auf das Wesentliche reduziert und spiegeln so die Emotionen der Charaktere sehr gut wieder. Er hat einem mehr realistischen Ansatz. Seine Hintergründe sind sehr detailliert und seine Actionszenen dynamisch. Durch diese Zeichenweise gelingt es ihm die Pueblos und das Land der Indianer äußerst atmosphärisch aufs Papier zu bringen, so dass der Leser in Perlas Welt hineingezogen wird. Staub und Dreck der Wüste sind praktisch fühlbar. Und gerade der Endkampf wird von ihm in wunderbaren Bildern eingefangen. Das stimmungsvolle Cover gibt einen guten Eindruck von Kowalskis Arbeit.


Fazit

Badlands ist Western und Mystery-Thriller zugleich und hat mit Perla einen starken Hauptcharakter zu bieten. Das Eulen-Kind bietet einen guten Auftakt zu einer vielversprechenden Reihe, die in weiteren Bänden hoffentlich ihr Potential voll entfalten kann


Pro & Contra

+ Western vermischt mit Mystery
+ Perla Ruiz-Tenguillo
+ stimmungsvolle Zeichnungen

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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