Operation Overlord – Kampf um Sainte-Mère-Église (Michaël Le Galli, Davide Fabbri)

Verlag: Panini (Juli 2015)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 14,99 €
ISBN-13: 978-3957984524

Genre: Kriegsaction


Klappentext

Im Herzen der größten militärischen Operation des 2. Weltkriegs

Juni 1944, die Alliierten starten eine gewaltige Offensive in der Normandie, um Europa endgültig von den Nazis zu befreien. Die strategische und menschliche Weitsicht der Operation, dirigiert von General Eisenhower, ist beispiellos.

Trotz des heraufziehenden schlechten Wetters werden nicht weniger als 160.000 Männer, aus der Luft und von Landungsschiffen, an fünf Stränden im Departement Manche abgesetzt …

der Beginn der Operation Overlord.


Rezension

Der 6. Juni 1944 war kriegsentscheidend. An diesem Tag landeten die Alliierten erfolgreich in der Normandie und drängten von dort aus die deutschen Streitkräfte zurück. Dabei gab es mehrere Schlüsseloperationen, unter anderem musste das kleine Städtchen Sainte-Mère-Eglise erobert werden. Die alliierten Truppen wurden dafür ausgebildet und bekamen jede Menge Unterlagen, wie Fotos und Karten, um sich zurecht zu finden. Trotzdem wurde mit hohen Verlusten gerechnet, was sich bestätigte, umso mehr, da eben nicht alles wie gewünscht glatt lief. Einheiten der Fallschirmspringer erreichten nicht immer ihr Ziel und waren versprengt.

Panini bringt nun in vier Alben die Geschichte der Operation Overlord in Comicform heraus. Jedes Album ist dabei einem bestimmten, wichtigen Gefecht gewidmet und versucht die Ereignisse zu erfassen und darzustellen. Dafür haben Michael Le Galli und Davide Fabbri viel Zeit mit Recherche verbracht. Die Abfolge der Ereignisse dürfte also stimmen und Ausrüstung, Kleidung und Gebäude bilden die damalige Realität gut ab. Historisch gesehen, gibt es also nicht viel zu meckern. Was die Handlung angeht, sieht es da leider anders aus, denn Le Galli nutzt nicht die Möglichkeit das Grauen des Krieges zu zeigen, sondern betrachtet alles mehr als großes Abenteuer. Sein Kampf um Sainte-Mère-Eglise erinnert an alte amerikanische Kriegsfilme in denen die Amerikaner immer mutig und unverzagt sind und höchstens kurz um einen Kameraden trauern, bevor sie stolz weitermarschieren. Angst kennen sie so gut wie gar nicht.

Le Galli bedient sich Stereotypen, um von der Schlacht zu erzählen. Es gibt den Gläubigen, der immer ein kurzes Gebet spricht, wenn einer stirbt, den Indianer, der unbedingt ein „vollwertiger“ US-Amerikaner sein und seine Pflicht erfüllen will, den Heißsporn, der lieber zur Armee geht, statt ins Gefängnis und so weiter. Man könnte meinen, dies würde die Charaktere ausdifferenzieren, aber dem ist nicht so. Die Rückblicke sind zu kurz, als das der Leser eine Beziehung zu ihnen aufbauen könnte und reines Alibi, um Tiefe vorzugaukeln, wo keine ist. Die Deutschen werden als tumb und brutal gezeigt und die Franzosen helfen natürlich bereitwillig und kommen etwas einfältig herüber. Kollaborateure existieren nicht in dieser Welt. Selbst das brutale Fehlverhalten zweier US-Soldaten wirkt aufgesetzt und verbessert den Gesamteindruck nicht wirklich.

Es ist schon ein wenig sonderbar, dass ausgerechnet ein Franzose ein Kriegsactionabenteuer im Stil der 60er inszeniert. Wer so etwas mag, kann unbesorgt zu greifen. In Zeiten in denen Comics im Stil eines Mutter Krieg erscheinen, ist dieser Band aber ein Rückschritt und eine Enttäuschung. Statt etwas über den Krieg zu erfahren, bekommt der Leser nichts weiter als heroische Soldaten präsentiert, die ohne Angst und mit einem Lied auf den Lippen vorangehen.

Die Zeichnungen sind akkurat. Uniformen, Ausrüstung, Gebäude und Fahrzeuge entsprechen ihren historischen Vorbildern. Leider inszeniert Davide Fabbri seine Zeichnungen ebenfalls als Kriegsabenteuer. Den Horror des Krieges sucht man vergebens auf den Gesichtern der alliierten Soldaten und die Deutschen dürfen praktisch nichts anderes machen , als böse und finster zu gucken. Das ist auch auf diesem Gebiet einfach zu wenig.

Im Innencover ist eine Karte, auf denen die militärischen Operationen am Abend des 6. Juni 1944 eingezeichnet sind. Mehr ist als Bonusmaterial gerade bei diesem wichtigem Thema leider nicht enthalten.


Fazit

Operation Overlord – Kampf um Sainte-Mère-Eglise ist in erster Linie Kriegsaction im Stil alter amerikanischer Kriegsfilme. Nur als Alibi wird ein paar wenigen Soldaten ein Hintergrund verliehen, der aber nicht ausreicht, um wirkliche Tiefe in die Handlung zu bringen. Wer bebilderten Krieg sehen will, kann zugreifen, wer aber mehr erwartet, sollte die Finger hiervon lassen.


Pro & Contra

- nicht das Grauen wird dargestellt, sondern die Soldaten heldenhaft in Szene gesetzt
- Stereotype

Bewertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Zeichnungen: 3/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2,5/5