Der Aufstieg Nyphrons (Michael J. Sullivan)

Verlag Klett-Cotta (März 2015)
Broschiert, 448 Seiten, € 16,95
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Nyphron Risinghur
ISBN: 978-3608960143

Genre: Fantasy


Klappentext

Die berüchtigten Diebe mit Namen Riyria übernehmen einen Auftrag als Spione des Königs von Melengar, während sich das kleine Königreich verzweifelt im Kampf gegen das neue Imperium wehrt. Mit einem brutalen Krieg gegen die Bevölkerung versuchen die Putschisten, hinter denen Kirche die Nyphrons steht, die Macht an sich zu reißen. Allen Königreichen droht die Knechtschaft. Kann Prinzessin Arista auf eigene Faust ein Bündnis gegen die Aggressoren schließen? Als Begleitung nimmt sie die besten Agenten des Königreichs mit: Riyria. Doch schon bald findet sich das Trio in einem uralten, beinahe 1000 Jahre alten Konflikt wieder, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint …


Rezension

Seit den Geschehnissen in Avempartha sind einige Monate vergangen. Die Kirche Nyphrons baut nach ihrem Putsch ihre Machtposition kontinuierlich aus und übernimmt ein Königreich nach dem anderen. Dem sich verzweifelt widersetzende Melengar unter König Alric ist klar, dass sie alleine keine Chance haben. So macht sich Prinzessin Arista in Begleitung von Hadrian und Royce auf den Weg, um neue Verbündete zu gewinnen. Die beiden Meisterdiebe müssen dabei wieder einmal feststellen, dass im Reich Dinge vor sich gehen, deren Wurzeln Jahrhunderte in der Vergangenheit liegen und sich dennoch auf heutige Geschehnisse auswirken ...

Wie in den Bänden zuvor bildet das unterhaltsame Duo Hadrian und Royce das Herzstück der Story. Die zwei sind für den Leser schon so etwas wie gute, alte Bekannte geworden und man verfolgt ihr persönliches Schicksal mit besonderem Interesse.
Der Autor bleibt auch im dritten Buch seiner Linie treu, was bedeutet, dass neue Informationen über die geheimnisvolle Vergangenheit der beiden, die mittlerweile mehr als königliche Agenten denn als Gauner tätig sind, nur häppchenweise und eingebettet in wahre Berge von Handlung dargereicht werden. 
Während im vorherigen Band Royce eher im Vordergrund stand, liegt diesmal das Gewicht mehr auf Hadrian, der in einer Art von Midlife-Crisis zu stecken scheint. Auch Prinzessin Arista wurde wieder eine bedeutendere Rolle zugedacht: Sie ist gezwungen, Partei in einem bewaffneten Konflikt zu ergreifen und dabei ein paar wichtige Lektionen über das Leben zu lernen. Zudem macht sie ihre ersten, sehr schüchternen Erfahrungen mit der Liebe. Man begegnet noch weiteren, bereits bekannten Figuren - und trifft auf einige neue, von denen sich manche zu interessanten Personen entwickeln können.
Dafür präsentiert sich die Gegenseite, also die Machthaber von Nyphrons Kirche, nur schattenhaft und farblos. Die Auswirkungen der schrittweisen Machtübernahme werden zwar ausführlich geschildert, deren Anführer zeigen aber erstaunlich wenig Persönlichkeit, was angesichts diverser anderer, stark ausgearbeiteter Charaktere doch etwas störend ins Gewicht fällt.

Sehr gemächlich schreitet die Handlung voran, wobei im Grunde nicht übermäßig viel passiert.  Der Leser erhält etliches Hintergrundwissen, welches sich sehr interessant liest, auch gibt es eine Schlacht um eine kleine Stadt. Dennoch erscheint der Plot insgesamt ein wenig handlungsarm. Dass die Story trotzdem spannend bleibt, liegt an der Tatsache, dass vermeintlich Nebensächliches durchaus mit den globalen Geschehnissen in Verbindung stehen kann, man muß nur ein bisschen darauf achten. Und wenn Hadrian und Royce wieder einmal über eines der zahlreichen Intrigennetze stolpern und in Schwierigkeiten geraten, ist das einfach unterhaltsam zu lesen.
Der komplexe Machtkampf zwischen Adelshäusern und Kirche, unter dem vor allem das einfache Volk zu leiden hat, wird sehr anschaulich geschildert. Dennoch hätte es einigen Erzählsträngen nicht geschadet, wenn sie etwas ausführlicher behandelt worden wären, dann wäre auch die Logik an ein paar Stellen besser nachvollziehbar gewesen.

Andere Völker wie Zwergen oder Elfen werden nach wie vor gelegentlich erwähnt, treten aber (noch?) nicht in Erscheinung. Da sich der Autor sehr viel Zeit nimmt, um den komplexen Plot in Ruhe zu entwickeln, wird das vermutlich zu einem späteren Zeitpunkt passieren.
Mit dem vorliegenden dritten Band der Reihe ist außerdem der Punkt erreicht, an dem man die Vorgängerbände kennen sollte, um alle Zusammenhänge zu verstehen.


Fazit

Im dritten Buch der Riyria-Saga passiert verglichen mit den ersten beiden Bänden eher wenig, dafür verdichten sich die politischen Hintergründe und werden diverse Weichen für künftige Ereignisse gestellt. Zudem enthält der Roman einige spannende und interessante Details, was sich alles nach wie vor flüssig und gut durchdacht liest. Freunde von Hadrian und Royce sollten sich dieses Buch nicht entgehen lassen, Neueinsteiger seien auf den Beginn der Serie "Der Thron von Melengar" verwiesen.


 Pro & Kontra

+ lebendige und sehr menschliche Protagonisten
+ einige interessante Nebenfiguren
+ politische Hintergründe werden weiter ausgebaut
+ wunderbar gezeichnet Intrigenspiele
+ Wiedersehen mit bekannten Figuren
+ Arista bekommt eine größere Rolle
+ Humor
+ angenehm zu lesender Schreibstil

o Entwickelt sich sehr gemächlich
o etwas Kampf- und Schlachtgetümmel

- etwas handlungsarm
- einige Erzählstränge hätten ausführlicher sein dürfen
- Logik manchmal nicht richtig nachvollziehbar
- Vertreter der Gegenseite sind zu blass
- hat stellenweise den Charakter eines Übergangswerkes

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere:4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung:3/5


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