Codename Nike (Annika Dick)

Oldigor (September 2014)
Taschenbuch, 324 Seiten, 13,90 EUR
ISBN: 978-3-945016-35-0

Genre: Dark Fantasy / Romantic Suspense


Klappentext

Ein missglücktes Genprojekt der Einrichtung OLYMPUS ließ Soldaten vor Jahrzehnten zu Vampiren werden.
Vor etwa zwanzig Jahren wurde die kleine Nike als Erste in einem weiteren Genprojekt operiert, um gegen diese Vampire kämpfen zu können. Nun muss sie nicht nur feststellen, dass sie selbst sich in eines der Monster verwandelt, die sie jagt, sondern auch, dass Wahrheit und Lüge in ihrem Leben nicht eindeutig sind.
Thanos versteckt sich vor OLYMPUS, die ihn vor Jahrzehnten zu einem Elitesoldaten machen wollten – und dabei zu einem Vampir machten. Er hat genug damit zu tun, Morde aufzuklären, die von seinesgleichen begangen wurden und kein Interesse daran, Nike in irgendeiner Weise zu helfen, oder sie bei sich aufzunehmen. Er ist sich sicher, weder der gemeinsame Feind, noch der Duft ihres Blutes, könnten ihn umstimmen.


Rezension

Nike musste als Kind mitansehen, wie ein Monster ihre Mutter tötete. Damals nahm sie der Anführer der Organisation OLYMPUS auf und versprach ihr, sie so stark zu machen, dass sie Rache am Mörder ihrer Mutter nehmen kann. Nike wurde zu einer Théa, zu einer Kämpferin mit verbesserten Sinnen und einem extrem widerstandsfähigen Körper, der selbst Kugeln einfach abstößt. Sie machte Jagd auf die sogenannten Vrykólakas – auf Vampire, die einst von Menschenhand für den Kampfeinsatz geschaffen wurden und bei denen sich unvorhergesehene Nebenwirkungen entwickelt haben. Thanos ist ein Vrykólakas, der sich vor der Organisation versteckt, und damit Nikes Feind. Eines jener Monster, die sie zu töten geschworen hat. Doch Thanos ist keine Bestie – und Nike muss feststellen, dass sie all die Jahre belogen wurde …

Die Vampire, die in „Codename Nike“ den etwas sperrigen und griechisch anmutenden Namen Vrykólakas erhalten haben, sind keine magischen Kreaturen, sondern ehemalige Elitesoldaten, die nach dem zweiten Weltkrieg erschaffen wurden, um den Frieden zu garantieren. Doch die Kämpfer entwickelten Nebenwirkungen: Sie vertrugen das Sonnenlicht nicht mehr und auch keine normale Nahrung. Einzig Blut konnte ihren Hunger stillen. Zudem alterten sie nicht mehr. Alles Attribute, die dem Bild eines Vampirs entsprechen. Für Nike waren die Vrykólakas immer nur gewissenlose Monster, die Menschen töteten. Das hat sie niemals hinterfragt und jeden ihrer Aufträge zu einem sauberen Abschluss gebracht. Doch dann geht etwas schief und sie wird selbst zur Zielscheibe für OLYMPUS, denn die Ziele der Organisation sind längst andere. Es geht nicht mehr um Frieden, sondern um Macht. Und Nike weiß zu viel.

Notgedrungen verbündet sich Nike mit dem ruhigen Adam, der früher als Arzt für OLYMPUS gearbeitet hat, und den beiden Vrykólakas Thanos und Richard. Nach und nach erkennt sie, wie menschlich und mitfühlend letztere eigentlich sind und dass ihr Leben auf einer Lüge basiert. Der großkotzige Richard, den selbst Thanos nicht leiden kann, obwohl er ihn beschützt, entpuppt sich später als sensibler junger Mann, der sich an die Rolle des Arschlochs gewöhnt hat. Thanos hingegen ist ein ruppiger Anführer, der alles für seine Leute tut, egal, ob sie ihm sympathisch sind oder nicht. Allerdings hat er nie gelernt, anderen zuzuhören und über ihre Worte nachzudenken. Die widerspenstige Nike macht ihm daher sehr zu schaffen. Gleichzeitig findet er sie wahnsinnig anziehend, worauf er anfangs mit Wut und später mit Fürsorge reagiert.

Auch Nike ist alles andere als ein Beziehungsmensch. In ihrer Welt haben selbst Freundschaften einen geringen Stellenwert. Umso verwirrter ist sie, dass sie ständig an Thanos denken muss und dass ihr dieser grobe Kerl wichtig ist. Die beiden nähern sich bald an und man wundert sich etwas darüber, wie schnell Nike sich öffnet, nachdem sie Thanos lange Zeit abgelehnt hat. Der Thrillerplot bleibt im Mittelteil aufgrund ausgedehnter erotischer Szenen ziemlich auf der Strecke. Trotz niveauvoller und anregender Beschreibungen werden die Bettszenen schnell ermüdend, da sie sich zu lange hinziehen. Für jüngere Leser ist dieser Roman zudem ungeeignet, denn es geht nicht nur heiß, sondern auch ziemlich blutig her. Fans von leidenschaftlichem Vampirsex kommen hingegen voll auf ihre Kosten.

Die Story lebt hauptsächlich davon, dass Nike nach und nach die Wahrheit über OLYMPUS herausfindet und von ihren sowie Thanos‘ Fehlern. Beide handeln teilweise kopflos und überstürzt, womit sie sich in Schwierigkeiten bringen. Auch wenn man ihre Gefühle jeweils nachvollziehen kann, wundert man sich doch darüber, dass ausgebildete Elitekämpfer so emotional reagieren. Über die pseudowissenschaftlichen Erklärungen für die Entstehung der Vrykólakas und der Théa darf man nicht zu genau nachdenken, allerdings steht hier die (erotische) Unterhaltung im Vordergrund, weshalb man über etwaige Logikschwächen bezüglich der Hintergründe hinwegsehen kann. Als Antagonisten dienen zwei stereotype, fiese Bösewichte, deren Intelligenz von ihrer Arroganz und Einfältigkeit zunichte gemacht wird. Immerhin kann man sie so richtig schön hassen.

Obwohl die Geschichte in Griechenland spielt, bekommt man abgesehen von den griechischen Namen nur wenig vom Mittelmeerland mit. Die Handlung spielt überwiegend in geschlossenen Räumen und es gibt nur wenige unterschiedliche Schauplätze. Das Hauptaugenmerk der Story liegt auf der schwierigen Beziehung zwischen Nike und Thanos und auf den erschreckenden Erkenntnissen über OLYMPUS. Auf etwas mehr als 300 Seiten bleibt dabei wenig Zeit für die entscheidenden Details, weshalb man durchweg das Gefühl hat, diesem Roman fehle etwas. Man hätte beispielsweise gerne mehr über die Veränderungen, die Nike durchmacht, erfahren oder auch über ihre beiden Freundinnen, welche sehr wichtig sein müssen – schließlich blockt Nike zwischenmenschliche Beziehungen meistens ab. Der Kampf gegen OLYMPUS hat zudem gerade erst begonnen: „Codename Nike“ ist der ersten Teil einer geplanten Reihe.


Fazit

„Codename Nike“ ist düstere Romantic Suspense mit einem pseudowissenschaftlichen Fantasyhintergrund. Die Erotik verdrängt zeitweilig den Thrillerplot, wobei Nike und Thanos ein sympathisches und sehr leidenschaftliches Protagonistenpaar sind. Wer heiße Lovestorys mit einem Hauch Gefahr mag, wird von Annika Dick gut unterhalten.


Pro & Contra

+ Nike als starke Protagonistin mit Herz
+ Thanos ist der perfekte Counterpart
+ Adam und Richard sind sympathische Nebencharaktere
+ interessantes Vampirbild
+ guter Mix aus Romantik und Spannung

o einfacher Schreibstil
o viel Erotik im Mittelteil

- schwach ausgearbeiteter, pseudowissenschaftlicher Hintergrund
- von Griechenland bekommt man leider wenig zu sehen
- stereotype, arrogante Bösewichte

Wertung: sterne3

Handlung: 2,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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Tags: Vampire, Romantic Fantasy