Der Winter der schwarzen Rosen (Nina Blazon)

winter der schwarzen rosen

cbt (Oktober 2015)
Hardcover mit Schutzumschlag
540 Seiten, 16,99 EUR
ISBN: 978-3-570-16364-1

Genre: Fantasy / Jugendbuch


Klappentext

Ich hatte nie verstanden, was Tajann an diesen wilden Soldatentänzen fand, aber heute trank ich die Nacht und die Musik. Und Volok flüsterte mir Geschichten zu, in seiner Sprache, die mich so gefangen nahm, dass ich sogar die gaffenden Leute um mich herum vergaß.
„Man nennt dieses Felsplateau den Garten der Feen. Viele Blutrosen wachsen dort. Deshalb wagen sich immer wieder junge Männer dorthin und versuchen, eine Rose als Liebesbeweis für ihre Mädchen zu pflücken. Aber bisher hat keiner den Versuch überlebt, eine zu stehlen.“
Beim Tanzen zog er mich eng an sich und seine sanften Bernsteinaugen hatten im Feuer Raubtierglanz. „Für dich würde ich die Rose holen. Ein Wort von dir genügt.“


Rezension

Tajann und Liljann sind Zwillinge, könnten aber kaum unterschiedlichen sein: Tajann ist eine lebensfrohe, leidenschaftliche junge Frau, die ganz genau weiß, wo sie hin will – und zwar an den Hof der Lady Jamala. Liljann hingegen ist schüchtern und zurückhaltend, zudem wandelt sie an der Grenze zwischen den Welten und kann magische Wesen sehen und sogar selbst kleine Zauber anwenden. Da Magie in ihrem Reich jedoch streng verboten ist, muss Liljann sich verstecken und so tun, als würde sie nichts sehen. Ironischerweise ist Liljann die Erstgeborene und muss nach geltendem Recht bald die Familie verlassen und ins gefährliche Grauland gehen. Tajann hingegen ist als Zweitgeborene frei zu wählen, jedoch erst, wenn Liljann geht.

Da ihre Mutter einst eine enge Vertraute der Lady war, wird Tajann am Hof mit offenen Armen empfangen. Allerdings stellt ihr Lady Jamala ein Ultimatum: Die Tür bleibt nur einen Monat lang offen, bis dahin muss sie Liljann loswerden, sonst bleibt ihr der Zugang zum Hof für immer verwehrt. Tajann ist verzweifelt, doch als sich der Soldat Volok in Liljann verliebt und sie ebenfalls Gefühle für ihn entwickelt, sieht Tajann ihre Chance gekommen. Sie überredet Liljann, mit Volok wegzugehen, nicht ahnend, dass sie ihre Schwester damit ins Unglück stürzt. Doch Tajann ist geblendet von der Macht, die die Lady ihr verspricht. Und sie muss auf bittere Weise lernen, dass all ihre Taten Konsequenzen haben …

„Es ist verrückt, dass unsere Leben sich spiegeln und begegnen, als wären wir Ringe auf einer Wasserfläche, die sich zitternd berühren und durchdringen.“ (Seite 447)

Mit „Der Winter der schwarzen Rosen“ hat Nina Blazon eine ganz wundervolle und wild romantische Geschichte geschrieben, die von Lügen und Verrat überschattet wird. Liljann und Tajann lieben sich als Schwestern, aber sie sind so unterschiedlich, dass sie sich zwangsläufig in die Quere kommen und einander verletzen. Beide können nur schwer nachvollziehen, wie die andere sich fühlt, und so kommt es zu vielen Missverständnissen und sogar Hass. Dennoch verlaufen ihre Leben teilweise ähnlich: Beide erfahren die große Liebe und für beide ist diese verboten. Trotzdem halten sie daran fest und besiegeln damit ihr Schicksal.

Tajann verliebt sich ausgerechnet in den Sohn der Lady, der einer anderen versprochen ist. Sie findet sich am Hof in einem Intrigenspiel wider, das sie zwar mit größter Anstrengung meistert, das ihr aber deutlich macht, dass sie am Hof keine Zukunft hat. Zumindest nicht, wenn sie an ihrer Liebe festhält. Liljann hingegen lernt bald das zweite Gesicht des Soldaten Volok kennen und begibt sich auf eine gefährliche Flucht. Schmerzhaft wird ihr bewusst, dass ihre eigene Schwester sie an ein Monster verkauft hat. Doch die zarte Liljann wächst an den Gefahren, die sie überwindet. Sie wird selbstbewusster und lernt, ihre magische Gabe zu akzeptieren, was sie unweigerlich zur Feindin ihrer gesetzestreuen Schwester macht.

Der Roman wird abwechselnd aus Sicht beider Mädchen erzählt, wobei Tajanns Kapitel im Präsens und Liljanns im Präteritum verfasst sind. Auch die Schriftart unterscheidet sich, sodass man sofort erkennt, in welche Perspektive man als Leser schlüpft. Anfangs erscheint Tajann etwas unsympathisch, da sie Liljann nicht versteht und sie auf ihrem Weg quasi opfert. Doch je tiefer man in die düstere Fantasywelt eintaucht, desto besser versteht man Tajann und ihr Handeln. Dafür hat man es im Mittelteil mit Liljann schwer, denn sie braucht sehr lange, bis sie ihre Ängstlichkeit überwindet. Im Verlauf des Romans bekommt man zwei ganz unterschiedliche, berührende Liebesgeschichten geboten, von denen eine leider tragisch endet. Das Ende ist überraschend und überzeugend, allerdings auch traurig.

Nina Blazon ist es gelungen, dass man sich als Leser ganz und gar in ihrer Fantasywelt verliert. Sie erinnert an die Pionierzeit im Amerika des 19. Jahrhunderts: Neue Gebiete werden erschlossen und die einheimischen Clans ermordet und vertrieben. Lady Jamala beutet Land und Leute aus, was auch Tajann irgendwann erkennt. Es ist eine dunkle Zeit, in der Liljann und Tajann leben. Das gefürchtete Grauland dagegen bietet unberührte und wilde Natur, die gleichermaßen gefährlich wie wunderschön ist. Zudem gibt es dort magische Legenden, die dem Roman das gewisse Etwas verleihen – über die Mythologie dieser Welt hätte man zu gerne mehr erfahren.


Fazit

„Der Winter der schwarzen Rosen“ ist ein wild romantischer und gleichzeitig düsterer Jugendroman, der das Schicksal zweier Schwestern mitreißend und spannend erzählt. Tajann und Liljann könnten kaum gegensätzlicher sein und trotzdem ähneln sich ihre Leben auf erschreckende Weise. Dazu ist die Geschichte stets von einem Hauch Magie durchwoben, der es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. 


Pro & Contra

+ mitreißend und spannend erzählt
+ Tajanns leidenschaftliche Art
+ Liljanns Zartheit und Magie
+ zwei berührende Liebesgeschichten
+ überraschende Wendungen
+ magische Wesen, wie man sie noch nicht kennt
+ prächtige, düstere Fantasywelt
+ Atmosphäre der Pionierzeit
+ wunderschönes Hardcover

o gerne hätte man mehr über die Mythologie der Welt erfahren

Bewertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Interview mit Nina Blazon (2012)

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