Van Helsing vs. Jack the Ripper (Jacques Lamontagne, Siniśa Radović, Bill Reinhold)

Verlag: Splitter-Verlag; (Dezember 2015)
Gebundene Ausgabe: 96 Seiten; 19,80 €
ISBN-13: 978-3958392601

Genre: Krimi Thriller


Klappentext

Van Helsing vs. Jack the Ripper

London, 1888.

Abraham van Helsing hat es geschafft. Endlich konnte er dem Blutsauger Graf Dracula den entscheidenden Todesstoß versetzen.
Doch seither ist er ein gebrochener Mann. Was mögen die letzten Worte des gefürchteten Vampirs gewesen sein, die ihn so aus der Fassung gebracht haben?
Um ihn wieder zur Teilnahme am Leben um ihn herum zu bewegen, ermuntert ihn sein Freund, Inspektor Abberline von Scotland Yard, ihn bei dessen Ermittlungen in einer mysteriösen Mordserie im Londoner East End zu begleiten.


Rezension

Abraham von Helsing hat über Dracula triumphiert. Allerdings hat der Graf im Moment seines Todes dem Vampirjäger etwas zugeflüstert, das ihn vollkommen aus der Bahn geworfen hat. Und so vegetiert er drogenabhängig nur noch vor sich hin. Dies bleibt von seiner Köchin Gloria und seinem Butler Peter nicht unbemerkt und beide sind erleichtert als sich Inspektor Abberline an seinen alten Freund wendet und ihn um Hilfe im Fall Jack the Ripper bittet. Und tatsächlich scheint sich der Lebensfunke in Van Helsing wieder zu regen, bis seine Köchin verschwindet und sein Butler sich merkwürdig verhält. Immer tiefer wird Van Helsing in den Abgrund der Ereignisse gezogen und es ist die Frage, ob er da wieder herauskommt.

Van Helsing vs. Jack the Ripper ist leider ein zweischneidiges Schwert. Zum einen ist da die wirklich sehr gut konstruierte Handlung, die gleich mit mehreren Überraschungsmomenten aufwarten kann und sich ebenso ihrer wichtigen Figuren genauer annimmt. Die meisten Charaktere bekommen eine Motivation für ihr Tun, auch wenn nie klar wird, warum Abberline, den alten Professor um seine Mitwirkung bittet. Das ist aber nur ein kleines Manko. Dafür bekommt der Leser einen Krimi/ Thriller, der die Spannungsschraube beständig anzieht. Jacques Lamontagne liefert hier eine wirklich durchdachte Handlung und für sich genommen, ist diese richtig gut. Nur kommt jetzt das große Problem: Auf dem Cover steht Van Helsing vs. Jack the Ripper und damit werden bestimmte Erwartungen geweckt, die in keinster Weise erfüllt werden. Denn es wird zu keinem Zeitpunkt ersichtlich, warum der Hauptcharakter den Namen Abraham van Helsing tragen muss. Bis auf die finale Pfählung Draculas wird in keinster Weise auf Stokers Charakter Bezug genommen. So könnte jeder andere beliebige Name für die Geschichte herhalten, ohne, dass sich etwas wesentlich ändern würde. Es gibt keine übernatürlichen Ereignisse, keinen Horror der daraus erwachsen könnte oder irgendetwas mit Bezug auf Van Helsings Vergangenheit. Keine der bekannten Figuren im Zusammenhang mit dem Professor taucht auf. Keine Mina, kein Jonathan und kein Dr. Seward und so entsteht der schale Beigeschmack, dass mit dem Namen Van Helsing auf dem Cover einfach versucht wurde, mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Ärgerliche dabei ist: Es wäre gar nicht nötig gewesen. Die Geschichte so, wie sie ist, wäre stark genug gewesen, dass man auf das Wecken von falschen Erwartungen getrost hätte verzichten können. So zieht der Titel die Geschichte etwas herunter, da die Erwartungen einfach enttäuscht werden müssen. Schade, für einen eigentlich starken Thriller. Wie das besser gemacht werden kann und Jack the Ripper neue Facetten abgewonnen werden können, machte Jack the Ripper aus demselben Verlag vor. Alles in allem bekommt der Leser hier einen grundsoliden, spannenden und sehr guten Thriller über Jack the Ripper, dem vielleicht etwas mehr Mut und Konsequenz in der Umsetzung seiner Prämisse gut getan hätte.

Siniśa Radovićs Zeichnungen sind eindeutig gegenüber denen von Bill Reinhold vorzuziehen. Reinhold kommt aus dem US-Superheldenbereich und das ist deutlich sichtbar. Seine Zeichnungen sind plakativer, gröber und längst nicht so detailreich. Er bedient sich typischer Blickwinkel und Posen, die gut zu Green Arrow passen, aber einem Van Helsing nicht unbedingt stehen. Siniśa Radović Bilder sind klarer, genauer und mit vielen Details auch in den Hintergründen. Seine Personen sind lebendiger und vermitteln die Emotionen viel besser als Reinholds. Durch die zwei unterschiedlichen Zeichner und ihre verschiedenen Stile entsteht aber leider ein Bruch beim Lesen, der deutlich ausfällt, weswegen der Leser ein wenig braucht, um sich neu in die Geschichte einzufinden.


Fazit

Van Helsing vs. Jack the Ripper ist ein sehr guter Krimi/Thriller mit vielen Wendungen, der die Überstülpung dieses Oberthemas nicht gebraucht hätte. In diesem Fall schadet es eher, weil falsche Erwartungen geweckt werden.


Pro & Contra

+ mehrfache überraschende Wendungen
+ gut durchdacht

- Benutzung des Namens Van Helsing

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Jacques Lamontagne:

Rezension zu Pik As Bd.1 - Die Parapsychologin
Rezension zu Pik As Bd.2 – Süßes Laster
Rezension zu Pik As Bd.3 – Zwei indianische Sch`tis
Rezension zu Pik As Bd.4 – Im Varieté der Vampire
Rezension zu Wild West Bd.1

Literatopia-Links zu weiteren Titeln über Jack the Ripper:

Rezension zu Jack the Ripper