Nur drei Worte (Becky Albertalli)

Carlsen (Februar 2016)
übersetzt von Ingo Herzke
Hardcover mit Schutzumschlag
320 Seiten, 16,99 EUR
ISBN: 978-3-551-55609-7

Genre: Jugendbelletristik


Klappentext

Was Simon über Blue weiß: Er ist witzig, sehr weise, aber auch ein bisschen schüchtern. Und ganz schön verwirrend. Was Simon nicht über Blue weiß: WER er ist. Die beiden gehen auf dieselbe Schule und schon seit Monaten tauschen sie E-Mails aus, in denen sie sich die intimsten Dinge gestehen. Simon spürt, dass er sich langsam, aber sicher in Blue verliebt, doch der ist noch nicht bereit, sich mit Simon zu treffen. Dann fällt eine der E-Mails in falsche Hände – und plötzlich steht Simons Leben Kopf.


Rezension

Simon und Blue sind Internetfreunde und vertrauen sich in ihren Mails intime Dinge an, die nicht einmal ihre engsten Freunde wissen dürfen. Denn sie sind beide schwul und haben sich noch nicht geoutet. Sie wissen nicht einmal, wer der andere wirklich ist, nur, dass sie auf die gleiche Schule gehen. Vor allem Blue möchte seine Identität nicht verraten, da er fürchtet, so den Zauber zwischen ihnen zu zerstören. Als Simon eines Tages vergisst, sich in der Schule aus seinem Mailaccount auszuloggen, wird er von seinem Mitschüler Martin erpresst. Angeblich will er nichts verraten, obwohl er einen Screenshot gemacht hat – aber nur, wenn Simon ihm hilft, bei der Schulschönheit Abby zu landen …

“Nur drei Worte“ ist ein herrlich leichter und amüsanter Roman über die ganz normalen Probleme, die sich für einen homosexuellen Jungen ergeben. Simon weiß, dass seine Familie ihn nicht verstoßen würde, und er ist auch selbstbewusst genug, um dumme Sprüche von anderen wegzustecken. Trotzdem fällt es ihm schwer, die magischen drei Worte zu sagen: „Ich bin schwul“ – denn warum muss er sich eigentlich outen und die Heteros nicht? Seine Familie macht aus allem eine große Sache und als Highschoolschüler findet er es einfach nur peinlich, über seine Sexualität sprechen zu müssen. Und je länger er nichts sagt, desto mehr Angst hat er davor, dass seine Freunde ihn nicht wiedererkennen, wenn er sich outet.

Der Roman ist aus Simons Perspektive geschrieben und dieser hat eine wunderbar entspannte und einzigartige Sicht auf die Welt. Er kann sich für vieles begeistern und erzählt seine Geschichte mit viel Humor. Zudem lassen sich seine Gefühle jederzeit nachvollziehen. Je öfter er Blue schreibt, desto mehr sehnt er sich nach ihm und verliebt sich schließlich. Doch Blue ist schüchtern und will ihm einfach nicht verraten, wer er wirklich ist. Währenddessen kriselt es im Freundeskreis von Simon. Es kommt zu Eifersuchtsszenen und Simon muss sich bald damit auseinandersetzen, dass seine Freunde ihm böse sind, weil er ihnen nicht vertraut. Zumindest glauben sie das, als sich Simon durch ein verdammt blödes Missverständnis „vor dem ganzen Universum“ outen muss.

Spannung zieht „Nur drei Worte“ vor allem aus der Frage, wer Blue nun eigentlich ist. Die Autorin lockt die Leser mehrmals auf eine falsche Fährte, wobei man, wenn man aufmerksam ist, durchaus schnell herausfinden kann, wer Simon die Mails schreibt. Trotzdem zweifelt man immer wieder und will unbedingt Gewissheit haben – und vor allem erwartet man fieberhaft das erste Aufeinandertreffen von Simon und Blue. Becky Albertalli bedient dabei alle Erwartungen und so kann man den Roman einfach nur mit einem breiten Lächeln (und am besten mit vielen Oreo-Keksen) genießen. Manche Nebencharaktere sorgen am Ende für Überraschungen und die meisten sind gut ausgearbeitet – manche gehen aber auch etwas unter.

„Nur drei Worte“ lebt von seiner lockeren Sprache und der Leichtigkeit, die selbst in brenzligen Situationen erhalten bleibt. Dabei passiert nichts allzu Dramatisches – Simon erlebt schlichtweg die Probleme, die jeder aus seiner Schulzeit kennen sollte. Vor allem solche, die vor den Eltern ganz schön peinlich sein können. Dabei zeigt sich auch, dass der Roman aus Amerika stammt, denn in Deutschland kann man sich kaum vorstellen, dass ein Siebzehnjähriger noch Hausarrest bekommt und ihm dazu noch das Handy abgenommen wird. Das würde sich ein deutscher Teenie sicher nicht gefallen lassen.


Fazit

“Nur drei Worte“ ist ein wunderbar leichter und herzerwärmender Roman mit jeder Menge Humor und Charme. Simon ist supersympathisch und man fühlt jederzeit mit ihm mit. Eigentlich hat er keine Probleme damit, schwul zu sein – trotzdem zögert er, sich zu outen, weil seine Familie eine große Sache daraus machen könnte. Hinzu kommt die süße Liebesgeschichte mit Blue, die bis zum Schluss begeistert und die Leserschaft ins Schwärmen bringt. Oftmals kann man nicht anders, als einfach vor sich hinzulächeln.


Pro und Contra

+ Simon ist ein wahnsinnig liebenswerter Protagonist
+ spannende Mailaffäre mit Blue
+ herrlich leicht und „normal“
+ Simons bunt zusammengewürfelte Clique
+ humorvoll geschrieben
+ sensibles Thema locker erzählt

- hätte teilweise noch besser ausgearbeitet werden könnten

Wertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3,5/5

Tags: queere Figuren, Becky Albertalli, Coming Out, Coming-of-Age