Steam Noir - Das Kupferherz 4 (Felix Mertikat und Verena Klinke)

das kupferherz4

Cross Cult (August 2015)
Hardcover, 112 Seiten, 14,80 EUR
ISBN: 978-3-86425-137-5

Genre: Steampunk


Klappentext

Das Geheimnis um das Kupferherz hat sich gelüftet und Heinrich findet sich als Handlanger in einem bösen Spiel zwischen dem Wiederkehrer Leander und dem Wunderdoktor Presteau wieder. Vom Leonardsbund geächtet und von der Schutzwacht verfolgt, bietet sich Heinrich eine einzige Chance, seinem Schicksal eine andere Wendung zu geben. Unterdessen zieht die größte Bedrohung seit Anbeginn der Blinden Tage herauf, die Landsberg und der gesamten diesseitigen Welt ein Ende setzen könnte.

Als der Kalendarische Orden interveniert und seine eigenen Absichten mit den wiedergekehrten Seelen offenbart, wird Heinrich vor Entscheidungen gestellt, bei denen ihm auch seine Freunde nicht mehr beistehen können: Welche Moralvorstellungen haben in einer vom Untergang bedrohten Welt noch Bestand? Wo befindet sich die Grenze zwischen Treue und Verrat? Und zu welchem Opfer ist er selbst bereit, um seine Welt zu retten?


Rezension

Die Blinden Tage rücken unaufhaltsam näher und Landsberg ist noch gar nicht vorbereitet. Der Äther ist in Aufruhr und offenbar sind die neuen Waffen des Leonardsbundes dafür verantwortlich. Das hat inzwischen auch der Kalendarische Orden erkannt, einst Widersacher des Wissenschaftlers Heinrich Lerchenwalds, und bietet diesem an, mit ihm zusammenzuarbeiten. Dazu enthüllt der Orden das Geheimnis der mysteriösen Mechandro-Kultur, die Maschinenwesen wie Hirschmann erschaffen und die sich ebenso wie Heinrich mit dem Mysterium der Seelen beschäftigt haben …

Der vierte und letzte Band von „Das Kupferherz“ ist deutlicher dicker als seine Vorgänger und rückt die ganze Geschichte in ein völlig neues Licht. Ehemalige Feinde werden zur Verbündeten, während manch zwielichtiger Charakter bekommt, was er verdient. Heinrich, der sich bereits als gescheitert betrachtet hat, bekommt eine neue Chance, Landsberg zu retten und das Problem der Seelen zu lösen. Zudem erfährt man endlich, woher das Maschinenwesen Hirschmann eigentlich kommt – und erlebt bis zum Schluss einige Überraschungen. Dramatische Entwicklungen inklusive.

Trotz gewachsenem Umfang hat man das Gefühl, dass die Geschichte zu komplex für gerade einmal vier Bände ist. Mit der Mechandro-Kultur wird eine extrem spannende Komponente eingefügt, die sich im Finalband kaum noch entfalten kann. Vieles wird nur grob umrissen und man spürt das Bemühen der Autoren, „Das Kupferherz“ zu einem würdigen Ende zu bringen. Nahezu allen losen Handlungsfäden werden aufgenommen und verknüpft und alles in allem ist der Abschluss auch gelungen – doch es bleibt das Gefühl, dass noch mehr hätte kommen müssen, dass „Das Kupferherz“ mehr Bände gebraucht hätte, um den phantastischen Ideen den Raum zu geben, den sie verdient hätten.

Man muss jedoch berücksichtigen, dass ein solch komplexes Projekt wie „Steam Noir“ in Deutschland, wo man als Comiczeichner/-autor immer noch einen schweren Stand hat, viel Zeit braucht. Die Fans mussten ohnehin jeweils länger als geplant auf die einzelnen Bände warten – wofür man durchaus Verständnis hat, denn „Das Kupferherz“ ist vor allem ein Herzblutprojekt, das leider nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Dafür wurde der Comic jedoch sehr professionell umgesetzt und braucht sich hinter der internationalen Konkurrenz keinesfalls zu verstecken! Es sei positiv angemerkt, dass der vierte Band, der fast doppelt so dick wie die anderen ist, nur geringfügig mehr kostet.

Auch im vierten Band erkennt man Felix Mertikats kantigen, schroffen Stil sofort wieder, wobei er sich von seinen Vorgängern geringfügig unterscheidet. Jeder Band von „Das Kupferherz“ zeigt eine Entwicklung und weist Unterschiede zu den anderen auf, vor allem was Lichteffekte und Farbintensität betrifft. Der vierte Band wirkt wie eine Zusammenführung all dessen, was in den Vorgängerbänden ausprobiert wurde, und fügt sich damit harmonisch in das positive Gesamtbild ein. Fans dürfen sich dieses Mal über einige doppelseitige Zeichnungen freuen. Im Anhang finden sich diverse Fanarts von befreundeten Künstlern sowie ein Glossar und weitere Hintergrundinformationen. Das Hardcover fühlt sich außerdem sehr edel an, hier bekommt man wirklich etwas geboten.


Fazit

Der vierte Band von “Das Kupferherz” rückt die Geschichte in ein neues Licht und überzeugt mit Überraschungen sowie einem nervenaufreibenden Finale. Felix Mertikat und Verena Klinke haben nochmal alles aus der Ätherwelt herausgeholt – und vielleicht wollten sie ein bisschen zu viel, denn der vierte Band bietet viele neue Ansatzpunkte und man würde zu gerne in diese wunderbare Steampunkwelt zurückkehren. Schade, dass es (voerst?) schon vorbei ist.


Pro und Contra

+ nervenaufreibendes Finale
+ nahezu alle Handlungsfäden werden aufgegriffen
+ Heinrichs Schicksal
+ die mysteriöse Mechandro-Kultur
+ atemberaubende Steampunkwelt
+ kantiger Zeichenstil mit hohem Wiedererkennungswert
+ stimmungsvoll inszenierte Ätherwelt
+ schicke Hardcoverausgabe

- insgesamt etwas überladen

Wertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Steam Noir - Das Kupferherz 1"

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