Mezolith Bd.1 (Ben Haggarty, Adam Brockbank)

Verlag: Cross Cult (März 2016)
Gebundene Ausgabe: 96 Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3864259883

Genre: Historik/ Mystery/ Legenden


Klappentext

Vor über 10.000 Jahren war Britannien noch keine Insel und der zerstörerische Griff der Eiszeit eine verblassende Erinnerung. Zögerlich kehrt das Leben zurück und mit ihm unzählige Gruppen von Jägern.
Einer dieser Stämme, die Kansa, lebt an der östlichen Küste. Poika, ein Junge der sich auf der Schwelle zum Mannesalter befindet, muss der Weisheit seiner Stammesältesten vertrauen und durch die Übergangsriten des Erwachsenwerdens gehen, um seinen Platz innerhalb des Stammes zu finden.

Mit Hilfe von Abenteuer- und Horrorgeschichten, Träumen und Albträumen erschaffen Ben Haggarty, ein weltbekannter Perfomance-Storyteller, und Adam Brockbank, Storyboardzeichner und Production-Designer diverser Marvel-Comicverfilmungen, Harry Potter-Filme und aktuell Star Wars – Rogue One, eine preisgekrönte Comicserie, die uns daran erinnert, dass auch wir einst eng mit der Natur verbundene Steinzeitmenschen waren.


Rezension

Mezolith entführt in das Zeitalter vor 12.000 – 6.000 Jahren, welches gemessen an der Zeit wie lange die Erde bereits besteht relativ nah, aber doch so fern ist, wenn man die Entwicklung der Menschen seitdem betrachtet. In diesem Zeitrahmen haben Ben Haggarty und Adam Brockbank ihre Comicreihe angesiedelt und verfolgen den Weg des Jungen Poika, der kurz davor steht, zum Mann zu werden. Mit ihm gemeinsam erforscht der Leser diese fremde Welt, in der die Menschen noch im Einklang mit der Natur lebten. Dadurch entsteht ein neuer Blick auf diese Epoche, der spanned und interessant zugleich ist. Aufgrund der ursprünglichen Erscheinungsform sind die einzelnen  Geschichten relativ kurz, dafür aber intensiv und atmosphärisch.

Stierjagd

Poika entdeckt einen riesigen Stier auf einer Wiese und berichtet den Männern des Dorfes davon. Selbstverständlich will er an der Jagd als Jäger teilnehmen, stattdessen wird er den Frauen und Kindern zugeteilt, die den Stier erschrecken und in eine Richtung treiben sollen. Als einer der Jäger seinen Speer daneben wirft, sieht Poika seine Chance gekommen und will den Speer einsammeln und selbst den Stier töten. Aber das Vorhaben geht schief und er wird schwer verletzt.
Stierjagd ist ein atmosphärisch toller Einstieg in die Welt von Mezolith, der sofort klar macht, dass die Welt vor tausenden von Jahren eine rauhe und gefährliche Welt war, in der die Menschen aber auch im Einklang mit der Natur lebten. Dies wird vor allem daran deutlich, dass die Jäger dem Stier danken, bevor er stirbt. Großes Lob im Übrigen an Adam Brockbank. Poika im Angesicht mit dem Stier ist einfach überwältigend gezeichnet.

Urga

Poika liegt schwer verletzt in einem Zelt seines Stammes und ringt mit dem Tod. Da taucht Korppi Velho, eine alte Frau und Heilerin, auf. Sie weiß, was zu tun ist und sie weist Vanha an, Poika die Geschichte über Urga zu erzählen. In ihr gehen drei Brüder auf die Jagd. Sie finden mitten im Wald ein seltsames Baby, welches der Jüngste von ihnen mitnimmt und seinem Onkel und seiner Tante gibt, die gerade ihr Kind verloren haben. Das Kind stellt sich als ein alles verschlingendes Monster heraus und nun muss sich der jüngste Bruder ihm stellen.
Urga ist eine spannende Horrorgeschichte, bei der man sich vorstellen kann, dass sie so in früheren Zeiten erzählt wurde.

Grenzen

Poika kontrolliert mit seinem Vater und seinen Brüder die Fallen, die sie aufgestellt haben. Dabei werden sie von einem Waldbrand eingekesselt und übertreten bei der Flucht vor dem Feuer die Grenze zum Land des Eulenstammes. Grenzen lässt Poika zum ersten Mal auf andere Menschen treffen und beinhaltet eine Hommage an Wilhelm Tell.

Schwanenbraut

Poika fragt Vanha, warum der Lagerhüter Talja immer so betrübt aussieht. Daraufhin wird ihm die Geschichte von Talja und seiner Schwanenbraut erzählt.
Ben Haggarty hat hier eine poetische Geschichte geschrieben, die in der Welt von Mezolith für die Menschen Wahrheit und Legende zugleich ist. Sie ist inspiriert von einem Fund bei einer steinzeitlichen Ausgrabung in Vedbaek in Dänemark.

Raben

Die Herkunftsgeschichte von Korppi Velho wird hier Poika erzählt. Und wie es nun mal bei Außenseitern so ist, wird ihre Geschichte von den Menschen mit übernatürlichem ausgeschmückt. Sehr gut und ruhig erzählt mit einem Schuß Grusel.

Vermisst

Poikas Vater verschwindet im Winter auf der Jagd und es besteht wenig Hoffnung ihn lebend zu finden. Da greift erneut Korppi ein und Poika und seine Brüder brechen mit einigen anderen, unter anderem Talja, auf. Bei ihrer Suche betreten sie erneut das Land des Eulenstammes.
Spannung und ein Teil Mystik werden von Autor und Zeichner vermischt. Dazu wird ein Ereignis aus einer früheren Geschichte elegant aufgegriffen.

Hände

Ein besonderer Tag für Poika. Er wird tief in eine Höhle geschickt und muss dort herausfinden, was zu tun ist. Eine einfache, geradlinige Geschichte, die den ersten Sammelband von Mezolith einfach wunderbar abrundet

Adam Brockbanks Zeichnungen sind bei jeder einzelnen Geschichte ein wichtiger Bestandteil, über die sehr viel zusätzlich erzählt wird. Viel passiert gleichzeitig und es lohnt sich zweimal hinzusehen. Er arbeitet naturalistisch und versteht es alles sehr real wirken zu lassen. Selbst die mythischen Elemente fügen sich sehr gut ein. Brockbank gestaltet Mezolith sehr atmosphärisch und beherrscht sowohl die realen Teile der Geschichten als auch die legendenhaften. Ganz besonders schön ist die Schwanenbraut gezeichnet, die ebenso zentrale Elemente für den Rest des Bandes beinhaltet, sowohl textlich als auch inhaltlich.

Als Bonusmaterial gibt es ein sehr informatives Interview mit Ben Haggarty und Adam Brockbank, in dem sie über ihre Zusammenarbeit und ihre Ideen für Mezolith sprechen. Beginn und Abschluss bilden eine Ansicht des Dorfes der Kansa, einmal bei Tag und einmal bei Nacht, was auf den Inhalt sehr gut einstimmt.


Fazit

Mezolith führt weit zurück in die Steinzeit. Alltag und Legenden der Menschen erwachen zu neuem Leben und zeigen ein interessantes Bild des Lebens der Menschen vor so vielen Jahren. Das mag zwar nicht vollkommen korrekt sein, ist aber spannend und vermittelt ein Gefühl dafür, wie eng die Menschen damals mit der Natur verbunden waren.


Pro & Contra

+ realistische Zeichnungen, die unheimlich gut aussehen
+ inspiriert von archäologischen Funden
+ perfekte Gestaltung

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Ben Haggarty und Adam Brockbank:

Rezension zu Mezolith Bd.2